Fundort: Chauvet Höhle, Département Ardèche, Frankreich
Spezies: Homo sapiens
Geschätztes Alter: 32.900 Jahre
Kultur: Aurignacien, Gravettien
Koordinaten: 44.387611° N, 4.414058° E

Die Chauvet-Höhle (frz. Grotte Chauvet) im Département Ardèche im Süden Frankreichs enthält einige der frühesten bekannten Höhlenmalereien, sowie andere Spuren von Menschen aus dem Jungpaläolithikum. Die Höhle befindet sich in der Nähe der Gemeinde Vallon Pont-d'Arc in einem Kalkfelsen über dem ehemaligen Bett des Flusses Ardèche. Sie wurde am 18. Dezember 1994 entdeckt und gilt als eine der bedeutendsten Höhlen mit prähistorischer Kunst.

Chauvet wurde zuerst von den drei Höhlenforschern Eliette Brunel-Deschamps, Christian Hillaire und Jean-Marie Chauvet (nach dem die Höhle benannt wurde) erkundet. Chauvet et al. (1996) haben einen detaillierten Bericht über die Entdeckung verfasst. Neben den Gemälden und anderen menschlichen Spuren fanden sie auch die versteinerten Überreste einer Vielzahl von Tieren, von denen einige heute ausgestorben sind. Die folgenden Studien des französischen Archäologen Jean Clottes haben viel über die Höhle offenbart, obwohl die Datierung Gegenstand einiger Meinungsverschiedenheiten ist.

Kleine Fotoserie aus der Höhle Chauvet und ihrer Umgebung

Die Höhle

Die Höhle befindet sich kurz vor der natürlichen Steinbrücke Pont-d'Arc über dem früheren Verlauf des Flusses Ardèche, in dessen Tälern es zahlreiche Höhlen gibt, viele von ihnen mit einiger archäologischer Bedeutung. Die Chauvet-Höhle ist insoweit eine Ausnahme, als sie ungewöhnlich groß ist und die Qualität, die Anzahl und der Zustand der Kunstwerke an den Wänden als spektakulär bezeichnet wurden. Basierend auf der Radiokohlenstoff-Datierung scheint die Höhle während zwei Perioden benutzt worden zu sein: dem Aurignacien und dem Gravettien. Die meisten der Kunstwerke stammen aus dem früheren Aurignacien vor 30.000 bis 32.000 Jahren. Während der späteren Nutzung im Gravettien vor 25.000 bis 27.000 Jahren hinterließen die Menschen nur wenig, jedoch fand man die Fußspuren eines Kindes, verkohlte Überreste von Feuerstellen und Rußflecken von Fackeln, die die Höhlen ausleuchteten. Es gibt Hinweise darauf, dass nachdem das Kind seine Spuren in der Höhle hinterließ, ein Erdrutsch den historischen Eingang der Höhle verschüttete und sie bis zum Jahre 1994, dem Jahr der Entdeckung, unberührt blieb. Die Fußspuren des Kindes gehören zu den ältesten menschlichen Fußabdrücken, die genau datiert werden konnten.

Der weiche, lehmartige Boden der Höhle hat Pfotenabdrücke von Höhlenbären konserviert, zusammen mit großen, runden Senken, die vermutlich "Nester" waren, in denen die Bären schliefen. Versteinerte Knochen sind reichlich vorhanden, ebenso die Schädel von Höhlenbären und ein gehörnter Schädel eines Steinbocks.

Die Gemälde

Forscher haben hunderte von Tiergemälden katalogisiert, dargestellt sind mindestens 13 verschiedene Arten, darunter auch einige sehr seltene, die in keiner anderen Höhle zu finden sind. Statt der Darstellung von nur Pflanzenfressern, wie in anderen altsteinzeitlichen Höhlen (Pferde, Rinder, Mastodonten, Mammuts usw.), findet man an den Wänden der Chauvet-Höhle Darstellungen vieler Raubtiere, z. B. Höhlenlöwen, Bären und Hyänen.

Es gibt keine kompletten Abbildungen von Menschen, typisch für die meisten Höhlenmalereien, nur eine teilweise "Venusdarstellung" mit einer Vulva an einem unvollständigen Paar Beine. Oberhalb der Venus befindet sich ein Bisonkopf, der durch eine dünne Linie mit ihr verbunden ist. Einige deuten diese Darstellung daher als Chimäre. Es gibt ein paar Handabdrücke aus rotem Ocker, sowie Handumrisse, die vermutlich durch Spucken von Pigment über die an die Wand gedrückten Hände hergestellt wurden. Abstrakte Zeichen - Linien und Punkte - sind überall in der Höhle zu finden. Es gibt auch zwei nicht identifizierbare Bilder, die eine vage Schmetterlingsform zu haben scheinen. Wegen der Kombination der Subjekte sind Experten prähistorischer Kunst der Meinung, dass es sich wahrscheinlich um rituelle, schamanische oder magische Aspekte bei diesen Bildern handelt.

Die Künstler, die diese einzigartigen Bilder geschaffen haben, verwendeten Techniken, die man bei anderen Höhlenmalereien nur selten findet. Viele der Gemälde scheinen erst gemalt worden zu sein, nachdem die Wände abgeschabt wurden, um sie von Belägen und Konkretionen zu befreien, so dass eine glattere und spürbar hellere Malfläche entstand. Ebenso erkennt man eine Dreidimensionalität und die Suggestion von Bewegung durch Ritzen oder Abtragen von Gesteinsmaterial um die Umrisse bestimmter Figuren. Für ihre Zeit ist die Kunst auch wegen der dargestellten "Szenen" außergewöhnlich, so erkennt man Tiere in Interaktion mit anderen Tieren, z. B. ein Paar Wollnashörner, die in einem Kampf um Territorium oder Paarungsrechte ihre Hörner aneinander stoßen.

Datierung

Die Höhle enthält einige der ältesten bekannten Höhlenmalereien. Die Altersbestimmung basiert auf der Radiokohlenstoff-Datierung des Schwarzes der Zeichnungen (Holzkohle?), der Fackelspuren an Wänden und Decken und des Höhlenbodens. Jean Clottes kommt zu dem Schluss, dass die Kunstwerke in zwei Gruppen fallen, eine vor rund 27.000 - 26.000 Jahren vor heute und eine vor rund 32.000 - 30.000 Jahren vor heute. Im Jahre 1999 wurden die Daten von 31 Proben aus der Chauvet-Höhle veröffentlicht, wonach die älteste auf 32.900 ± 490 Jahren vor heute datiert wurde.

Allerdings haben einige Archäologen diese Altersbestimmungen in Frage gestellt. Einige vertrauen eher stilistischen Vergleichen mit ähnlichen Gemälden in anderen Höhlen und sind der Meinung, dass die roten Gemälde aus dem Gravettien (ca. 28.000 - 23.000 vor heute) stammen und die schwarzen Gemälde aus dem frühen Magdalenien (18.000-10.000 vor heute). Manche geben zu bedenken, dass es nicht sicher sei, woher die in den Zeichnungen enthaltene Holzkohle stammt, auch sei das Ausmaß der Kontamination auf den Felsoberflächen nicht bekannt. Neue stilistische Studien zeigen, dass einige schwarze Bilder von Gravuren aus dem Gravettien überlagert sind, was beweist, dass die Gemälde älteren Ursprungs sind.

Bis 2011 wurden über 80 Radiokohlenstoffdatierungen von Fackelspuren, von Proben aus den Bildern selbst, sowie von Knochen und Kohle vom Höhlenboden durchgeführt. Die Daten dieser Proben deuten darauf hin, dass es zwei Schaffensperioden in der Chauvet-Höhle gibt: eine vor 35.000 Jahren, eine andere vor 30.000 Jahren.

Ein Artikel in Proceedings of the National Academy of Sciences vom Mai 2012, in dem ein Team von Wissenschaftlern der Universität von Savoyen, der Aix-Marseille Universität und dem Centre National de Prehistoire ihre Forschungsergebnisse veröffentlichten, scheint zu bestätigten, dass die Gemälde von den Menschen der Aurignacien-Ära geschaffen wurden, also zwischen 30.000 und 32.000 Jahren vor heute. Die Forschungsergebnisse basieren auf geomorphologischen Analysen sowie Chlor-36 Datierungen von Material um die Bergsturzfläche herum, von der man glaubt, dass sie einst der einzige Eingang zur Höhle war. Die Studien ergaben, dass der Eingang von einer einstürzenden Felswand vor rund 29.000 Jahren versiegelt wurde. Diese Ergebnisse stehen also im Einklang mit den Radiokohlenstoffdatierungen, die den Zeitpunkt der Anwesenheit des Menschen in der Höhle und die Entstehung der Gemälde zwischen 30.000 und 32.000 Jahren vor heute vermuten lassen.

Erhaltung

Die Höhle wurde bereits 1994 im Jahr ihrer Entdeckung für die Öffentlichkeit gesperrt. Damit reagierte man auf die Erfahrungen, die man mit anderen ausgemalten Höhlen wie Lascaux machte, die 1940 entdeckt wurde. Hier waren Besucher im großen Maßstab erlaubt, was zum Wachstum von Schimmel an den Wänden führte und zur großen Gefahr für die Unversehrtheit der Kunstwerke wurde. Derzeit gibt es Pläne, eine genaue Kopie der Chauvet-Höhle zu schaffen, nach dem Vorbild der sogenannten "Faux Lascaux" oder der Altamira-Nachbildung im Deutschen Museum in München, um der breiten Öffentlichkeit einen Eindruck der Höhle und ihrer Schätze zu vermitteln.


Literatur

  • Clottes J., Bahn P. G. 2003. Chauvet Cave: The Art of Earliest Times (La Grotte Chauvet, l'art des origins). University of Utah Press.
  • Chauvet J.-M., Brunel Deschamps E., Hillaire C. 1996. Dawn of Art: The Chauvet Cave (La Grotte Chauvet).. New York: Harry N. Abrams

Koordinaten von fossilized.org


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