Cro Magnon - Homo sapiens


FUNDFUNDORTALTERENTDECKERDATUM
adultes maskulines SkelettAbri Cro-Magnon, Les Eyzies, Frankreich30.000 bis 32.000 JahreLouis Lartes und Henry ChristyMärz 1868
VERÖFFENTLICHUNG
Jones, T.R. (Hrsg.), 1868. On the human skulls and bones found in the cave of Cro-Magnon, near Les Eyzies, Reliquiae aquitanicae

Die Anwesenheit des frühen Homo sapiens in Europa wurde durch eine Entdeckung von Handwerkern 1868 bei Cro-Magnon in Frankreich zur Gewissheit. Das Alter der menschlichen Überreste wurde auf ca. 30.000 Jahre datiert. Die Fundstelle brachte Skelette von über einem halben Dutzend Individuen, steinerne Werkzeuge, geschnitzte Rentier-Geweihe, elfenbeinerne Anhänger und Muscheln hervor.

Die Cro-Magnon-Menschen lebten zwischen 35.000 und 10.000 Jahren vor heute in Europa. Sie sind dem modernem Menschen praktisch identisch, sie waren groß, muskulös und etwas robuster als die meisten modernen Menschen. Sie waren geschickte Jäger, Werkzeughersteller und Künstler, berühmt für ihre Höhlenmalereien an Fundstellen wie Lascaux, Chauvet und Altamira.

Cro Magnon bedeutet "große Klippe"; der Name bezeichnet ein Kalksteinmassiv, das sich über der Kleinstadt Les Eyzies erhebt. Dort fand man Mitte des neunzehnten Jahrhunderts (1868), als eine Eisenbahnlinie und ein Bahnhof gebaut wurden, fünf Skelette: drei erwachsene Männer, eine erwachsene Frau und einen Säugling. Die Körper waren offenbar absichtlich in einem gemeinsamen Grab bestattet worden, und zwar zusammen mit Körperschmuck in Form von durchbohrten Muschelschalen und Tierzähnen, die vermutlich als Halsband oder Anhänger getragen wurden. In der Nähe der mutmaßlichen Grabstätte fand man Knochen von Rentieren, Bisons, Wollmammuts und anderen Säugetieren sowie Steinklingen und Messer aus dem frühen Aurignacien (dem frühesten Werkzeugstil des oberen Paläolithikums).

Der Cro-Magnonschädel zeigt alle klassischen Kennzeichen des Jetztmenschen. Der Gehirnschädel ist hoch und gewölbt, das Gehirnvolumen ist sehr groß (über 1600 cm³), die Stirn verläuft steil nach oben, das Gesicht ist kurz und hat rechteckige Augenhöhlen, die Nasenöffnung ist hoch und schmal, der Gaumen gewölbt und das Kinn deutlich ausgeprägt.

Der Felsüberhang von Les Eyzies ist für Laien und viele Anthropologen gleichbedeutend mit dem Jetztmenschen geworden. Die Anatomie der entdeckten Menschenknochen war im wesentlichen die gleiche wie bei uns. Sie waren in der Evolution aber nicht die ersten Jetztmenschen, und sie sind auch nicht repräsentativ für die gesamte europäische Bevölkerung zu Ihrer Zeit. Dennoch erkennen wir beim Betrachten der Fossilien von Cro-Magnon das Spiegelbild unserer selbst. An den Skeletten von Cro-Magnon sind mehrere Krankheiten zu erkennen. Bei manchen sind die Halswirbel verschmolzen, und die erwachsene Frau überlebte einen Schädelbruch. Solche Verletzungen zeigen nicht nur,dass diese Menschen ein hartes Leben führten, sondern auch, dass sie von ihren Mitmenschen gepflegt wurden.

Sorgfältige Vergleiche von Steinwerkzeugfunden der Moustérien-Kultur quer durch Europa zeigen, dass im Südosten des Kontinents die zeitliche Grenze zwischen der Mittleren und der - fortschrittlicheren - Oberen Altsteinzeit mehr als 10.000 Jahre früher als im Norden Spaniens liegt, dem am weitesten vom kleinasiatischen Einfallstor der modernen Menschen entfernten Zipfel Europas: Ein starker Hinweis darauf, dass die Verdrängung der Neandertaler in Europa keineswegs plötzlich war. Vermutlich verdrängte also der Cro-Magnon-Mensch den in der westeuropäischen evolutionären Sackgasse stehengebliebenen klassischen Neandertaler nicht mit Gewalt, sondern dank der vielen kleinen Überlebensvorteile, die eine überlegene Kultur bietet. Woher aber kamen diese modernen Menschen, die sich schon vor 35.000 biologisch nicht mehr von uns unterschieden? Wo hatten die großgewachsenen Cro-Magnon-Menschen mit ihrem runden Schädel, ihrer hohen Stirn und ihrem ausgeprägten Kinn gelernt, das Rohmaterial Stein noch kunstvoller und geschickter zu bearbeiten als die Moustérien-Handwerker der Neandertaler?

Die heutigen Europäer haben sich in der Schädelform von den Cro-Magnon-Menschen entfernt. Die ursprünglich eingewanderten Jetztmenschen, unter ihnen auch die Bewohner von Cro-Magnon, sehen den heutigen Afrikanern und anderen Gruppen in subtropischen Gebieten ähnlicher als der Bevölkerung nördlicher Breiten. Die Ähnlichkeit zu Menschen aus subtropischen Regionen lässt vermuten dass die Cro-Magnon-Menschen aus wärmeren Gegenden einwanderten, vermutlich aus Afrika oder dem Nahen Osten.


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