Chesowanja ist ein Fundort östlich des Lake Baringo in Kenia. John Carney fand im Jahre 1970 die ersten Fossilien von Homininen, Hornträgern (Bovidae), Schweinen und anderen Tieren, als er als Mitglied der East African Geological Research Unit die Region kartographierte.
Die Geologie von Chesowanja ist sehr komplex, da sich viele Sedimente aus Flußablagerungen gebildet haben. Die fossilführenden Schichten tauchen aufgund von Faltungen steil ab und wegen des geringen topographischen Reliefs sind viele Aufschlüsse kaum zu erkennen. Nachfolgende Feldarbeiten von Bill Bishop, Andrew Hill und Martin Pickford konzentrierten sich auf die Klärung der geologischen Sequenzen, John Gowlett und Jack Harris machten sich in der Umgebung gezielt auf die Suche nach pleisto-holozänen Artefakten.
Die Homininen von Chesowanja
Bei Chesowanja wurden die Überreste von mindestens zwei Individuen gefunden: Der Teilschädel KNM-CH 1, die Krone eines Molaren (M1 oder M2) plus weitere Kronenfragmente des hinteren Gebisses des Oberkiefers, sowie fünf Fragmente einer homininen Schädelkalotte mit der Bezeichnung KNM-CH 304. Die homininen Fossilien stammen aus der Chemoigut Formation, der untersten geologischen Formation bei Chesowanja.
Archäologie
In der Chemogigut Formation fand man Chopper und Polyeder des entwickelten Oldowan und möglicherweise Anzeichen für die kontrollierte Nutzung des Feuers. Davon soll eine Konzentration von gebranntem Tonfragmenten zeugen, die in ein Bachbett gewaschen wurden. Bestimmte Analysen legen nahe, dass diese Fragmente höheren Temperaturen ausgesetzt waren, als sie bei natürlichen Buschfeuern oder Waldbränden entstehen. Allerdings macht das Fehlen von eindeutigen Hinweisen auf eine Feuerstelle (z.B. ein Ring aus Steinen) und die unklare Zuordnung der Artefakte und Fossilien zu den verbrannten Fragmenten Chesowanja zu einem kaum verlässlichen Bezugspunkt für die erstmalige Beherrschung des Feuers.
Aus den Sedimenten oberhalb der Chesowanja Formation konnten Faustkeile des Acheuléen geborgen werden und in der darüberliegenden, wenig aufgeschlossenen Karau Formation fand man Hinweise auf eine faustkeil-freie Industrie. Die obersten Schichten der Karau Formation sind durch eine umgekehrte Magnetisierung gekennzeichnet, was auf ein höheres Alter als das Mittelpleistozän hindeutet (Brunhes-Matuyama-Grenze vor ca. 780.000 Jahren). Die Karau Formation wird von Sedimenten überlagert, in der man Töpfereiprodukte aus dem Holozän fand.
Literatur
- Hooker, P. J., Miller, J. A. 1979. K-Ar dating of the Pleistocene fossil hominid site at Chesowanja, North Kenya. Nature 282, 710 - 712 doi:10.1038/282710a0
- Carney, J., Hill, A., Miller, J. A., Walker A. 1971. Late australopithecine from Baringo District, Kenya. Nature 231(5297):67
- Gowlett, J. A. J., Jarris, J. W. K., Walton, D., and Wood, B. A. 1981. Early archaeological sites, hominid remains and traces of firer from Chesowanja, Kenya. Nature 294: 125-129. DOI: doi:10.1038/294125a0
Koordinaten von fossilized.org