Sinn und Unsinn der Paleo-Ernährung


Zurück in die Steinzeit? - Was hinter der Paleo Diät steckt

In den letzten Jahren kommen immer mehr alternative Ernährungsformen in Mode. Eine davon ist die Paleo Diät, auch Steinzeiternährung genannt. Anhänger dieses Ernährungstrends gehen davon aus, dass die heutige Ernährung mit vielen Kohlenhydraten und Zusatzstoffen nicht der genetischen Veranlagung entspricht.

Sie wollen sich möglichst “urzeitlich” ernähren und dadurch Gesundheit und Figur etwas Gutes tun. Doch welche Lebensmittel sind „urzeitgemäß“? Was sagen die Kritiker und kann man sich mit einer Paleo Diät wirklich in Form bringen? Zeit, den Steinzeittrend einmal genauer unter die Lupe zu nehmen.

Was genau ist eine Paleo Diät?

Die Anhänger der Steinzeiternährung gehen davon aus, dass sich der menschliche Körper genetisch an das Nahrungsangebot der Altsteinzeit, des Paläolithikums, angepasst hat. Diese Zeit der Jäger und Sammler gilt als Ursprung der Menschheit, die Selbstversorgung durch Ackerbau und Viehzucht entwickelte sich erst später.

In den Fokus der Aufmerksamkeit kam die Paleo Diät durch die Veröffentlichung eines entsprechenden Artikels des amerikanischen Radiologen Stanley Boyd Eaton. Die gängige moderne Ernährung mit ihren Kohlenhydraten oder Zusatzstoffen passe demnach nicht zur urzeitlichen Veranlagung.

Zivilisationskrankheiten wie Diabetes seien die Folge „moderner“ Ernährung. Wer sich steinzeitlich nach dem Vorbild der Jäger und Sammler ernährt, könne sich vor Krankheiten schützen und zugleich Übergewicht vermeiden.

Bestimmte Lebensmittel sind bei dieser Ernährungsweise erlaubt, andere wiederum verpönt. Im Vergleich zur empfohlenen Vollwertkost setzt die Paleo Diät verstärkt auf eiweißhaltige Lebensmittel und weniger auf Fett und Kohlenhydrate. Die Zutaten der Mahlzeiten sollten möglichst „natürlich“ sein, das heißt, keine Zusatzstoffe wie Glutamat, Zucker- oder Farbzusätze enthalten.

Was unterscheidet die Paleo Diät von der Low-Carb-Ernährung?

Die Paleo Diät ähnelt einer Low-Carb-Diät. Auf Kohlenhydrate wird dabei weitestgehend verzichtet, während Eiweiß bevorzugt aufgenommen wird. Low-Carb-Diäten sind gerade unter Sportlern sehr beliebt. Diese sollen den Muskelaufbau fördern.

Doch gibt es Unterschiede zwischen den beiden Ernährungsformen: Die Eiweißzufuhr wird bei einer Low-Carb-Diät häufig aus Milchprodukten gedeckt, welche hingegen bei der Paleo Diät tabu sind. Wem es in erster Linie darum geht, Muskelmasse aufzubauen, der muss nicht zwangsläufig Paleo-Anhänger werden und auf vieles verzichten. Sportler, die Muskelmasse aufbauen wollen, müssen eine positive Kalorienbilanz haben und regelmäßig trainieren. Wie der Muskelaufbau und eine ausgewogene Ernährung gelingen, zeigen Ernährungspläne, die z.B. hier gratis zum Download bereitstehen: http://www.meinefitness.net/ernaehrungsplan/muskelaufbau/.

Paleo Diät - das sagen Befürworter

Anhänger der Paleo Diät berufen sich auf die Evolutionsforschung und vertreten den Standpunkt, dass die moderne Ernährung nicht „artgerecht“ auf den Menschen zugeschnitten sei. Die Folge einer nicht artgerechten Ernährung seien Zivilisationskrankheiten und Übergewicht. Paleo- Befürworter wollen nur das essen, was den Steinzeitmenschen damals auch zur Verfügung stand, weil sie glauben, dass die menschlichen Gene sich seit dieser Zeit wenig geändert haben. Früher gab es kein Fast Food, keine Süßigkeiten und keine Nudeln, warum sollte man dies heute konsumieren?

Anhänger der Paleo Diät machen darauf aufmerksam, dass sich zu viel Zucker negativ auf den Insulinspiegel auswirkt und im Fettdepot landen kann. Getreide gilt für sie als „Antinährstoff“, da es die Aufnahme anderer Nährstoffe behindert und Entzündungen im Körper fördern könne. Die vielen Zusatzstoffe in heutigen Fertiggerichten können zudem appetitanregend oder allergieauslösend wirken. Deshalb sei es wichtig, möglichst unbehandelte Nahrung zu konsumieren, wovon gerade Lebensmittelallergiker profitieren können.

Das sagen Kritiker der Paleo-Ernährung

Kritiker der Paleo Diät bemängeln, dass diese Diät auf einen relativ hohen Fleischkonsum setzt. Fleisch komme häufig aus der Massentierhaltung und das sei mit der Forderung nach einem nachhaltigen Konsum nicht vereinbar. Außerdem sei diese Ernährungsform nicht für Vegetarier und Veganer geeignet. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V. ist der Meinung, dass nicht nur die Gene das Ernährungsverhalten prägen, sondern auch das soziale Umfeld und physiologische Mechanismen eine Rolle spielen. Zudem variierte die Steinzeiternährung so stark, dass man nicht von der „einen“ Steinzeiternährung sprechen könne.

Wie bei den Low-Carb-Ernährungsformen, die auf einen hohen Eiweißanteil setzen, wird der hohe Anteil an Eiweißen der Paleo Diät ebenfalls kritisch gesehen. Eine zu hohe Eiweißzufuhr könnte sich schädlich auf die Nierenfunktion auswirken. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt eine Eiweißzufuhr von maximal 20 Prozent der Gesamtenergie, während die Paleo Diät einen Eiweißanteil von bis zu 37 Prozent vorsieht. Den Fleischkonsum betreffend, empfiehlt die DGE eine Zufuhr von 300 bis 600 Gramm pro Woche, das entspricht in etwa zwei Schnitzeln. Der Verzicht auf Milchprodukte könne zu einem Calcium-Mangel führen und langfristig Osteoporose (Abbau von Knochendichte) begünstigen.

Fazit

Einige Aspekte der Paleo Diät können sicherlich helfen, gesund und schlank zu bleiben. Gerade viel frisches Obst und Gemüse liefern wertvolle Vitamine und Mineralstoffe. Da Weißmehlprodukte und Industriezucker den Blutzuckerspiegel schnell stark ansteigen lassen, ist ein Verzicht sicherlich vorteilhaft. Darüber hinaus liefern Fisch und Fleisch gute Fette und Eiweiße. Wer zudem auf Fertigprodukte mit Zusatzstoffen verzichtet und unbehandeltes Essen wählt, tut seinem Körper etwas Gutes. Wer seine Ernährung auf den Steinzeitmodus setzen will, braucht viel Disziplin und muss auf vieles verzichten, das heutzutage oft konsumiert wird. Für Vegetarier und Veganer ist die Paleo Diät aufgrund ihrer Fokussierung auf Fleisch und Fisch nicht geeignet. Wer unter bestimmten Beschwerden wie Osteoporose oder Nierenerkrankungen leidet, sollte sich vor dem Diät-Beginn gründlich beraten lassen. Wer in erster Linie abnehmen möchte, muss der strengen Paleo Diät nicht folgen, sondern sich ausgewogen ernähren; mit viel Obst, Gemüse, Vollkornprodukten und magerem Fleisch. Was die Bewegung angeht, könnte durchaus mehr Steinzeit angesagt sein, schließlich saßen unsere Vorfahren nicht den ganzen Tag am Computer oder vor dem Fernsehgerät ...


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