OH 24 - »Twiggy« - Homo habilis
FUND | FUNDORT | ALTER | ENTDECKER | DATUM |
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adultes feminines Cranium | Olduvai-Schlucht, Tansania | ca. 1,8 Millionen Jahre | Peter Nzube | Oktober 1968 |
VERÖFFENTLICHUNG | ||||
Leakey, M. D., R. J. Clarke und L. S. B Leakey. 1971. New hominid skull from Bed I, Olduvai George, Tanzania. Nature 232: 308-312 |
Der Fund OH 24 lieferte denjenigen Wissenschaftlern, die eine Artbeschreibung von Homo habilis aufgrund unvollständiger Schädelfossilien (wie OH 7) als zu voreilig empfanden, wichtige Argumente und bestätigten die Echtheit der Art. OH 24 ist der älteste Hominide aus der Olduvai-Schlucht und mit Ausnahme von OH 5 wurde dort auch nie ein vollständigerer Schädel gefunden.
Anfangs konnte man seinen Wert kaum erahnen! Als man den arg zerbrochenen und flachgedrückten, von Kalkstein umgebenen Gehirnschädel fand, soll der Paläoanthropologe Phillip Tobias beim Anblick des Fossils gesagt haben: „So platt war sonst nur Twiggy“! Der Name des damaligen englischen Top-Models Twiggy blieb als Spitzname für das Fossil bestehen.
In mühseliger Kleinarbeit stellte der Paläoanthropologe Ron Clarke die Anatomie des Schädels mit Hilfe von Zahnstochern, Bohrern und Hämmern so weit wie möglich wieder her, aber es ist schier unmöglich über 100 winzige Splitter wieder an ihren ursprünglichen Platz zu setzen. Darüber hinaus ist das ganze Fundstück leicht verformt. Das Schädeldach ist flach, und die Basis ist rund um das Foramen magnum eingedrückt. Hinter den Überaugenwülsten müsste die Schädeldecke eigentlich steiler nach oben verlaufen. Aber trotz solcher Unzulänglichkeiten liefert der Fund eine Menge Anhaltspunkte über diese Homininenart.
Alle Schädelknochen sind dünn und nicht so robust wie diejenigen der Australopithecinen. Das Gehirnvolumen von OH 24 liegt knapp unter 600 cm³, dem Mindestwert für Homo, doch hat diese niedrige Schätzung ihre Ursache vermutlich in der verzerrten Form der Schädelrekonstruktion.
Die zunehmende Vergrößerung des Gehirnschädels wurde durch ein kleineres Gesicht ausgeglichen; ein Prinzip, das sich auch in unserer eigenen Spezies fortsetzte. Unter einer recht kurzen, geraden oberen Gesichtshälfte ragt der Oberkiefer von OH 24 schräg nach vorn, so dass ein ähnliches Hohlprofil entsteht wie bei Australopithecus africanus; allerdings steht es weniger vor als bei dieser Spezies. In seiner Breite reicht das Gesicht fast an das von Australopithecus boisei heran, es ist aber bei weitem nicht so flach wie bei robusten Australopithecinen.
Die Zahnkronen und -wurzeln sind bei OH 24 klein. Die fehlenden Schneide- und Eckzähne verschwanden wahrscheinlich durch Erosion in dem Berghang, lange bevor das Fossil dort gefunden wurde. Zwei Prämolaren und fünf Molaren sind noch erhalten. Nach den durchgebrochenen Zähnen zu urteilen - die dritten Molaren sind gerade zum Vorschein gekommen und zeigen noch keine Abnutzung - starb dieses Individuum als Jugendliche oder junge Erwachsene.
In den Merkmalen von Schädel und Zähnen ähnelt OH 24 eher dem Fund OH 13 als dem mutmaßlich männlichen OH 7, dem er allerdings im geologischen Alter näher steht. Die Seiten von OH 24 sind eindeutig kleiner als die Scheitelbeine von OH 7. Man kann also annehmen, dass es beim frühen Homo anatomische Unterschiede zwischen einzelnen Individuen und zwischen den Geschlechtern gab.