FUNDFUNDORTALTERENTDECKERDATUM
adultes feminines CraniumKiesgrube Sigrist, Steinheim, Deutschlandca. 250.000 JahreKarl Sigrist, Jr24. Juli 1933
VERÖFFENTLICHUNG
Berckheimer, F., 1933. Ein Menschen-Schädel aus den diluvialen Schottern von Steinheim a. d. Murr.Anthropol. Anz. 10: 318-321

In dem weiten Tal zwischen Steinheim und dem nahen, flussabwärts gelegenen Murr wurden bis über die Mitte des letzten Jahrhunderts hinaus fossilienreiche Kiese und Sande abgebaut, die während des Eiszeitalters in Jahrtausenden und Aberjahrtausenden von Murr und Bottwar angefrachtet worden waren. Als ein erster aufsehenerregender Fund konnte im Sommer 1910 das nahezu vollständig überlieferte Skelett eines großwüchsigen Steppenelefanten, einer Elephas primigenius fraasi benannten Vorläuferform des allbekannten Mammuts, geborgen werden, und gleichen Jahres noch kam das Skelett eines Auerochsen oder Ures zutage, dem 1925 ein solches des Steppenwisents folgte.

Besonders reich war der Fundanfall dank steter Überwachung der Steinheimer Kiesgruben durch Professor Dr. Fritz Berckheimer von der Württembergischen Naturaliensammlung zu Stuttgart in den Jahren zwischen den beiden Weltkriegen. Davon zeugt eine Vielzahl einzigartiger Funde: Schädel sowie Gebiss- und Skelettreste vom Wald- und Steppenelefanten, vom Wald- und Steppennashorn, vom Wald- und Steppenriesenhirsch, vom Wasserbüffel und Auerochsen, vom Waldwisent und Steppenbison sowie manch anderem jagdbaren Wild neben Raubtieren wie Löwe und Säbelzahnkatze.

Weltweite Beachtung als Fossilienfundstätte fand Steinheim an der Murr aber erst durch den am 24. Juli 1933 von Karl Sigrist in den Waldelefanten-Sanden der väterlichen Kiesgrube entdeckten und anderntags von Oberpräparator Böck sorgsam geborgenen Schädel eines Urmenschen. Dieser steht trotz seines hohen geologischen Alters von zumindest einer Viertelmillion Jahren, soweit beurteilbar, dem heutigen Menschen ungleich näher als dem Neandertaler.

Unter den Funden des mittleren Pleistozäns besitzt der Schädel von Steinheim ein eigenartiges Mosaik primitiver und fortgeschrittener Merkmale, nach Größe und Morphologie zu urteilen handelt es sich um einen weiblichen Schädel. Ihm fehlen zwar die robusten Eigenschaften, wie man sie von anderen heidelbergensis-Funden kennt (Arago XXI, Petralona 1), aber ein Neandertaler im strengen Sinne ist er auch nicht.

Im Vergleich zu dem Schädel Petralona 1 mit seinem neandertalerähnlichen Gesicht und dem primitiven Hinterkopf zeigt das Stück von Steinheim genau die umgekehrte Verteilung: Neandertalerartige Merkmale findet man nur auf der Rückseite des Schädels; so besitzt er die Fossa suprainiaca, eine Vertiefung des Hinterhauptbeines. Zu Recht darf er deshalb als ein nach Zeitstellung wie Formgebung gut abgrenzbares, wichtiges Glied unter den europäischen Vorzeitmenschen betrachtet werden: dem sogenannten Homo heidelbergensis des älteren Pleistozäns nachfolgend, dem jung-pleistozänen Homo sapiens vorangehend.

Man kann in Steinheim zwar einen plausiblen Vorfahren der Neandertaler sehen - deshalb haben sich viele Fachleute entschlossen, ihn als Homo heidelbergensis einzuordnen -, aber in einigen Eigenschaften lässt er unsere eigene Spezies vorausahnen. Auch primitive Eigenschaften sind noch vorhanden, so der ausgeprägte Überaugenwulst und ein Schädelvolumen von rund 1100 cm³. Der Steinheim-Mensch hatte im übrigen ein kleineres Gehirn als sein ungefährer Zeitgenosse, der Teilschädel aus dem englischen Swanscombe, denn 1100 cm³ sind für einen Neandertaler ein recht geringes Gehirnvolumen.

In manchen Merkmalen des Gesichts und vielleicht auch in der Abwinkelung der Schädelbasis ähnelt der Fund von Steinheim allerdings eher dem Homo sapiens als dem Homo neanderthalensis. Das Gesicht wurde nach dem Tod zwar durch Verformungen und Verschiebungen entstellt, aber es erscheint eindeutig flacher als bei den Neandertalern und besitzt neben der Nasenöffung eine geringfügige Vertiefung, die man bei den Neandertalern nicht findet. Weitere moderne Merkmale sind die große Stirnhöhle, die geraden, umfangreichen Scheitelbeine und die kleinen dritten Molaren. An dem runden Warzenfortsatz unten am Schädel unter den Gehörgängen fehlen die ausgeprägten Knochenleisten, die man dort bei den Neandertalern mit ihren großen Beißkräften findet. Im Zusammenhang mit diesem Schädel wurden weder andere Skelettteile noch Steinwerkzeuge gefunden, die weitere Aufschlüsse über seine Artzugehörigkeit geliefert hätten.

Die stammesgeschichtliche Bedeutung des Fundes aufzuhellen, ist das eine, das andere aber ist das individuelle Schicksal der Steinheimerin zu ergründen, die offensichtlich auf gewaltsame Art bereits in jungen Jahren ums Leben kam. Ihr Kopf wurde abgetrennt, die Schädelbasis aufgebrochen, und dies macht nur Sinn, wenn man nach dem Gehirn trachtet. Damit aber deutet sich ein frühes Auftreten kultischer Anthropophagie an, die einst im Mündungsgebiet der Bottwar in die Murr von Menschen ausgeübt worden war, denen ein Sprechvermögen und die Fähigkeit zu einer artikulierten Sprache zu eigen war.


Taxonomie | Stammbaum | Darwin
Charles Darwin und die Abstammung des Menschen
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Paläoanthropologie | Taxonomie
Die Evolution des Menschen
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Taxonomie | Aufrechter Gang | Australopithecus
Die Gattung Australopithecus
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Taxonomie | Hominine | Homo | Australopithecus | Neandertaler | Homo sapiens | Homo erectus | Homo heidelbergensis
hominid oder hominin
Diese Frage sorgt sowohl in der Öffentlichkeit als auch in der Fachwelt oft für Verwirrung.
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Homo erectus
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Taxonomie | Homo
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Taxonomie | Homo
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Taxonomie | Feuer | Homo heidelbergensis
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Taxonomie | Homo
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Taxonomie | Aufrechter Gang | Homo
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Die Benennung von Homo rudolfensis als eigenständige Spezies ist in der Fachwelt ein viel diskutiertes Thema.
Taxonomie | Fossil | Hominine | Homo | Australopithecus
Kenyanthropus platyops - KNM-WT 40000
Justus Erus und Meave Leakey fanden 1999 in Lomekwi an der Westseite des Turkanasees in Kenia diese außergewöhnlichen Fossilien.
Taxonomie | Fossil | Homo
KNM-ER 1813 - Homo habilis
Von einem früheren Fund (KNM-ER 1470) bei Koobi Fora wusste man, dass dort vor zwei Millionen Jahren eine Art von Homo mit relativ großem Gehirn, großem Gesicht und großen Zähnen gelebt hatte.
Taxonomie | Fossil | Aufrechter Gang | Australopithecus
Lucy - AL 288-1 - Australopithecus afarensis
Lucy war ein kleiner weiblicher Australopithecus afarensis, der vor mehr als drei Millionen Jahren an einem prähistorischen See bei Hadar im heutigen Äthiopien lebte.
Anatomie | Taxonomie | Fossil | Australopithecus
OH5 »Zinjanthropus«, »Nussknacker Mensch« - Australopithecus boisei
OH 5 ist das Typusexemplar der Spezies Australopithecus boisei und wurde 1959 von Mary Leakey entdeckt - genau hundert Jahre nach Darwins „Entstehung der Arten“.
Taxonomie | Fossil | Hominine
Sahelanthropus tchadensis - TM 266-01-060-1 »Toumaï«
Das bislang älteste bekannte Mitglied der Menschenfamilie entdeckte ein Forscherteam aus Frankreich und dem Tschad im Juli 2001 in der Sahelzone in Zentralafrika.
Taxonomie | Fossil | Australopithecus
SK 6 - Typusexemplar Australopithecus robustus (Paranthropus crassidens)
Eine wichtige Entdeckung von Robert Broom war SK 6, ein Teil eines Unterkiefers sowie einige Zähne, die er bei Swartkrans, Südafrika, entdeckte.
Anatomie | Taxonomie | Fossil | Homo erectus
Skelett KNM-WT 15000 - »Turkana Boy« - Homo ergaster
Am 22.
Anatomie | Taxonomie | Fossil | Homo erectus
Trinil 2 - »Javamensch« - Homo erectus
Der sogenannte Pekingmensch ist 750.
Taxonomie | Fossil | Homo erectus
Zhoukoudian - »Der Pekingmensch« - Homo erectus
Der sogenannte Pekingmensch ist 750.
Fossil | Datierung
Aminosäure Racemisierung
Diese Datierungsmethode beruht auf der langsamen chemischen Umwandlung von linksdrehenden Aminosäuren in lebenden Organismen in ihre rechtsdrehenden Gegenstücke.
Anatomie | Fossil | Homo heidelbergensis
Arago XXI - Homo heidelbergensis
Die eindrucksvolle Kalksteinhöhle Arago liegt hoch über dem Fluss Verdouble in den Pyrenäen.
Fossil | Homo heidelbergensis
Atapuerca 4, 5 - Homo heidelbergensis
Ein Glücksfall der besonderen Art trug sich im Norden Spaniens zu.
Paläoökologie | Fossil | Homo erectus
Bilzingsleben - Homo erectus bilzingslebensis
Am Rande des Thüringer Beckens, nahe der kleinen Ortschaft Bilzingsleben im Kreis Sömmerda, befindet sich eine einzigartige archäologische Grabungsstelle.
Fossil | Homo | Homo sapiens
Combe Capelle - Homo sapiens
Combe Capelle (deutsch: Bergkapelle) ist ein Abri mit mehreren paläolithischen Kulturschichten im Tal der Couze, 38 km südöstlich von Bergerac im französischen Département Dordogne.
Anatomie | Fossil | Homo | Australopithecus
Die Fossilien
Als Darwin 1859 seine gewagten Überlegungen zum Ursprung des Menschen veröffentlichte, kannte man noch keine Fossilien, die für einen allmählichen Übergang von einem schimpansenähnlichen Vorfahren zum heutigen Menschen gesprochen hätten.
Anatomie | Paläoökologie | Fossil | Australopithecus
DIK1-1 »Dikika Baby« - Australopithecus afarensis
Das drei Millionen Jahre alte Skelett eines dreijährigen Kindes (ein Mädchen) liefert ein hervorragendes Hilfsmittel, um die körperliche Entwicklung eines menschlichen Vorfahren zu verstehen, der, wie es scheint, zwar aufrecht ging aber noch die Fähigkeit besaß, auf Bäume zu klettern.
Taxonomie | Fossil | Hominine | Homo | Australopithecus
Kenyanthropus platyops - KNM-WT 40000
Justus Erus und Meave Leakey fanden 1999 in Lomekwi an der Westseite des Turkanasees in Kenia diese außergewöhnlichen Fossilien.
Taxonomie | Fossil | Homo
KNM-ER 1813 - Homo habilis
Von einem früheren Fund (KNM-ER 1470) bei Koobi Fora wusste man, dass dort vor zwei Millionen Jahren eine Art von Homo mit relativ großem Gehirn, großem Gesicht und großen Zähnen gelebt hatte.
Fossil | Aufrechter Gang | Australopithecus
KP 29281 - Australopithecus anamensis
Bis 1994 war Australopithecus afarensis die älteste bis dahin entdeckte hominine Spezies.
Fossil | Homo
LB1 - »Hobbit« - Homo floresiensis
Die Gattung Mensch hat Zuwachs bekommen: Homo floresiensis war nur gut einen Meter groß und lebte vor 18.
Fossil | Australopithecus
LH 4 - Typusexemplar - Australopithecus afarensis
Vielleicht war Louis Leakeys vorgefasste Ansicht über das Wesen des "wahren Menschen" der Grund, warum er den linken unteren Eckzahn eines Homininen nicht erkannte, der 1935 in Laetoli zusammen mit zahlreichen anderen Wirbeltierfossilien aus dem Pliozän gefunden wurde.
Taxonomie | Fossil | Aufrechter Gang | Australopithecus
Lucy - AL 288-1 - Australopithecus afarensis
Lucy war ein kleiner weiblicher Australopithecus afarensis, der vor mehr als drei Millionen Jahren an einem prähistorischen See bei Hadar im heutigen Äthiopien lebte.
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OH5 »Zinjanthropus«, »Nussknacker Mensch« - Australopithecus boisei
OH 5 ist das Typusexemplar der Spezies Australopithecus boisei und wurde 1959 von Mary Leakey entdeckt - genau hundert Jahre nach Darwins „Entstehung der Arten“.
Taxonomie | Fossil | Hominine
Sahelanthropus tchadensis - TM 266-01-060-1 »Toumaï«
Das bislang älteste bekannte Mitglied der Menschenfamilie entdeckte ein Forscherteam aus Frankreich und dem Tschad im Juli 2001 in der Sahelzone in Zentralafrika.
Fossil | Neandertaler
Shanidar 1 - Homo neanderthalensis
Die Shanidar Höhle ist die älteste prähistorische Stätte im Irak, einem Land, das archäologisch berühmt ist für die kulturellen Errungenschaften, die man in Mesopotamien entdeckte.
Taxonomie | Fossil | Australopithecus
SK 6 - Typusexemplar Australopithecus robustus (Paranthropus crassidens)
Eine wichtige Entdeckung von Robert Broom war SK 6, ein Teil eines Unterkiefers sowie einige Zähne, die er bei Swartkrans, Südafrika, entdeckte.
Anatomie | Taxonomie | Fossil | Homo erectus
Skelett KNM-WT 15000 - »Turkana Boy« - Homo ergaster
Am 22.
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Trinil 2 - »Javamensch« - Homo erectus
Der sogenannte Pekingmensch ist 750.
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Zhoukoudian - »Der Pekingmensch« - Homo erectus
Der sogenannte Pekingmensch ist 750.
Anatomie | Fossil | Homo heidelbergensis
Arago XXI - Homo heidelbergensis
Die eindrucksvolle Kalksteinhöhle Arago liegt hoch über dem Fluss Verdouble in den Pyrenäen.
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