Im Silur driften Ur-Nordeuropa und Laurentia zusammen und bilden Euramerika. Die Sedimente des kaledonischen Meeres werden dadurch gestaucht und zum Kaledonischen Gebirge aufgefaltet. Mit Euramerika entsteht ein Großkontinent von dauerhafter Stabilität. Es findet eine Vermischung der Meeresfaunen von Ur-Nordeuropa und Laurentia statt und es entwickeln sich erste Fische mit Kiefern. Riesige Meeresskorpione bewohnen die Brackwassergebiete und langsam drängt das Leben auf das Land.

Geologie

Ur-Nordeuropa und Laurentia driften in Höhe des Äquators aufeinander zu. Sie kollidieren im Spät-Silur, wobei die Ablagerungen des Kaledonischen Meeres zu Gebirgen aufgefaltet werden (Schottland, Norwegen, West-Schweden). Der so entstandene Großkontinent Euramerika bleibt über 300 Millionen Jahre, bis zum Ende des Mesozoikums, bestehen. Das allgemein warme Klima führt, wie im Ordovizium, zu weiträumigen Meeresüberflutungen. Entsprechende Klimazeugen sind Salzlager im Bereich der äquatorialen Kontinente (Nordamerika, Sibirien) und ausgedehnte Riff-Ablagerungen in den warmen Flachmeeren (Gotland, Australien).

In Europa bleiben die im Ordovizium vorgezeichneten drei Großmeere erhalten: Kaledonisches Meer (Iapetus) im Norden, Skandinavisch-baltisches Flachmeer im Osten und die Paläothetys im Süden. Für küstenferne Ablagerungen sind weiterhin Graptolithen-Schiefer bezeichnend (Wales, Harz, Thüringisches Schiefergebirge, Spanien), für Flachwasser-Ablagerungen - z.T. in Küstennähe Riff- oder Orthoceren-Kalke (Gotland, Baltikum) und Brachiopoden-Pflaster und -Schille (England, Oslo-Gebiet). Erst im Spät-Silur lagern sich auf dem Festland Sandsteine und Schiefertone ab, die rot verwittert sind (England, Oslo-Gebiet).

Leben im Silur

Die Vermischung der Faunen von Ur-Nordeuropa und Laurentia begünstigt die Vielfalt der Riff-Gemeinschaften von Korallen, Stromatoporen, Crinoiden, Bryozoen und Kalkalgen (Gotland, Niagara/USA). Formenreich und weit verbreitet sind Graptolithen, Conodonten und Brachiopoden. Mit den gepanzerten Placodermen erscheinen die ersten primitiven Kieferfische. Sie besiedeln ebenso wie die riesigen, bis 2 m großen Seeskorpione (z.B.Eurypterus) die Flachmeer- und Brackwasserbereiche. Nach den ersten Landpflanzen im Ordovizium tauchen im mittleren Silur die ersten Gefäßpflanzen auf (Cooksonia sp.). Im Ober-Silur gibt es bereits eine gut entwickelte, jedoch kleinwüchsige Flora mit zwei Entwicklungslinien: Ur-Farne und Ur-Bärlappe (Rhyniophyta und Lycophyta). Sie bildet den Lebensraum für Tausendfüßer und andere Arthropoden.

Berühmte Fundstätten

Oslo, Shropshire, Gotland.

Bildnachweis

Weltkarte im Titelbild: Dr. Ron Blakey -


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