KNM-ER 406 - Australopithecus boisei
FUND | FUNDORT | ALTER | ENTDECKER | DATUM |
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adultes maskulines Cranium | Koobi Fora, Kenia | 1,7 Millionen Jahre | Richard Leakey und H. Mutua | 1969 |
VERÖFFENTLICHUNG | ||||
Leakey, R. E. F., 1970. New Hominid remains and early artefacts from Northern Kenya. Nature 261:5561, pp. 223-224. DOI: 10.1038/226223a0 |
Richard Leakey entdeckte im Jahre 1969 in der Nähe des Turkanasees in Kenia das Fossil eines Australopithecus boisei, das heute die Bezeichnung KNM-ER 406 trägt. Dem vollständigen, kompletten Cranium fehlten nur die Zähne. Das Alter schätzte man auf ca. 1,7 Millionen Jahre. Das Gehirnvolumen liegt bei 510 cm³. (siehe auch ER 3733).
Im Sommer 1969 arbeitete Richard Leakey für drei Monate am Turkanasee. Zu dieser Zeit war es durchaus noch üblich, auf einer Expedition Kamele als Reit- und Lasttiere zu verwenden. Zum Team gehörten Kamoya Kimeu, Peter Nzube und Meave Epps, Leakeys spätere, zweite Ehefrau.
Als die Erkundung des Gebiets bis an die äthiopische Grenze ausgedehnt werden sollte, machten sie auf dem Weg dorthin eine bemerkenswerte Entdeckung. Gegen 10 Uhr vormittags hatten sie das äußerste Ende der Fossilienlagerstätten in dieser Richtung erreicht und während Richard Leakey einem ausgetrockneten Flussbett folgte, fiel sein Blick auf etwas, was ihn abrupt innehalten ließ: Es schien der Oberteil eines Schädels zu sein, der aufrecht auf dem Sandboden lag. Bei näherer Betrachtung starrte ihn das uralte Knochenantlitz eines unversehrten Homininenschädels an, ein wahrhaft außergewöhnlicher Augenblick, wie Leakey später schreibt.
Das Fundstück erhielt die Bezeichnung KNM-ER 406. Erst mit seiner Entdeckung, zusammen mit dem Schädel KNM-ER 732, konnte man eine Hypothese von Milford Wolpoff von der University of Michigan überprüfen, die er Anfang der 1960er Jahre aufgestellt hatte. Er war der Meinung, alle südafrikanischen Australopithecinen gehörten der selben Spezies an. Er war der Meinung, dass die Unterschiede in der Zahngröße, dem robustem Körperbau und der Gesichtsform auf einen hohen Grad von Sexualdimorphismus zurückzuführen sind und man einer Ansicht nach irrtümlich die weiblichen Homininen der grazilen Art Australopithecus africanus zugeordnet hat und die Männchen der robusten Art Australopithecus robustus.