Pygmalion

Pygmalion ({{Modul:Vorlage:lang}} Modul:ISO15924:97: attempt to index field 'wikibase' (a nil value)) ist der Name zweier Gestalten der griechischen Mythologie. Der Name geht etymologisch zurück auf {{Modul:Vorlage:lang}} Modul:Multilingual:149: attempt to index field 'data' (a nil value).[1]

König von Tyros

Bei Timaios von Tauromenion (4. und 3. Jahrhundert v. Chr.) und Vergil (70–19 v. Chr.) ist Pygmalion der Sohn des Königs Belus von Tyros und der Bruder von Dido, die später Karthago gründete. Er ermordete Didos Ehemann Sychaeus aus Habgier.[2]

König oder Künstler aus Zypern

Antike Darstellungen

Philostephanos

Die älteste Darstellung der Sage von Pygmalion und der Statue findet sich bei Philostephanos (3. Jahrhunderts v. Chr.), einem Verfasser größtenteils verlorener antiquarischer Werke. Er schrieb ein Werk über die Inseln Griechenlands, aus dem Jahrhunderte später Clemens von Alexandria (2. und 3. Jahrhundert) und Arnobius der Ältere (3. und 4. Jahrhundert), zwei christliche Autoren, zitieren. Demnach verliebte sich Pygmalion, der hier als König von Zypern erscheint, in eine elfenbeinerne Statue der Aphrodite und hatte Geschlechtsverkehr mit ihr. Philostephanos berichtet dies als Beleg für den auf Zypern verbreiteten Aphroditekult, Arnobius und Clemens zitieren es als Beleg für die Verderbtheit und Falschheit des Heidentums.[3]

Ovid

Text über dem Bild: Pygmalionis effigies eburnea in hominem mutatur („Pygmalions elfeinbeinerne Figur verwandelt sich in einen Menschen“). In: Ovidii Metamorphosis. Johannes Baur, 1703.

Die ausführlichste antike Schilderung findet sich bei Ovid (43 v. Chr. – 17 n. Chr.) in den Metamorphosen,[4] der Philostephanos’ Angaben stark veränderte. In einer längeren Binnenerzählung lässt er nämlich Orpheus, der nach Verlust seiner Gattin Eurydice der heterosexuellen Liebe abgeschworen hat, mehrere Verwandlungssagen über Männer ohne Frauen erzählen.[5] Nach Ganymed, dem Geliebten Jupiters und Hyakinthos, den Apollon liebte, erzählt Orpheus dann von dem Künstler Pygmalion von Zypern, der aufgrund schlechter Erfahrungen mit den Propoetiden (sexuell zügellosen Frauen, die in der von Ovid unmittelbar davor erzählten Verwandlungssage zur Strafe für ihre Gefühllosigkeit in Statuen verwandelt wurden) zum Frauenfeind wurde und nur noch für seine Bildhauerei lebt. Ohne bewusst an Frauen zu denken, erschafft er eine Elfenbeinstatue, die wie eine lebendige Frau aussieht. Er behandelt das Abbild immer mehr wie einen echten Menschen und verliebt sich schließlich in seine Kunstfigur. Am Festtag der Venus fleht Pygmalion die Göttin der Liebe an: Zwar traut er sich nicht zu sagen, seine Statue möge zum Menschen werden, doch bittet er darum, seine künftige Frau möge so sein wie die von ihm erschaffene Statue. Als er nach Hause zurückkehrt und die Statue wie üblich zu liebkosen beginnt, wird diese langsam lebendig. Aus dieser Verbindung geht eine Tochter namens Paphos hervor, nach der später die Stadt benannt werden soll.

Diese von Ovid erfundene Geschichte enthält auch eine Poetik: Denn bei der Beschreibung der Lebensechtheit der von Pygmalion geschaffenen Statue heißt es: „{{Modul:Vorlage:lang}} Modul:Multilingual:149: attempt to index field 'data' (a nil value)[6] – „So sehr verbirgt sich Kunst in der eigenen Kunst“, womit er sein eigenes Ideal der Mimesis der Realität formuliert. In seinen eigenen Elegien, den Amores, hatte Ovid eine Geliebte namens Corinna besungen, für die es in der Realität keine Entsprechung gab. Gleichwohl behauptet er, viele Nebenbuhler gehabt zu haben.[7] Die Altphilologin Alison Sharrock sieht in Ovids Pygmalion die (bewusste oder unbewusste) Aufdeckung des männlichen elegischen Diskurses: Liebesdichtung erschaffe ihr eigenes (Kunst-)Objekt, nenne es „Frau“ und verliebe sich in sie bzw. in den kreativen Akt, sie zu erschaffen. Diesen Vorgang nennt sie „womanufacture“.[8]

Weitere antike Erwähnungen

In der Bibliotheke des Apollodor (1. Jahrhundert) wird als weitere Tochter Pygmalions Metharme genannt.[9] Apollodor macht ihn zudem zum Vorfahren des Adonis. Der neuplatonische Philosoph Porphyrios (3. Jahrhundert) behauptet, auch der Künstler Pygmalion sei wie der tyrische König phönizischer Abstammung.[10] Nonnos von Panopolis (5. Jahrhundert) berichtet in seinen Dionysiaka, Aphrodite habe Pygmalion ein langes Leben gewährt.[11]

Rezeption

Mittelalter

Pygmalion, Rosenroman, Holzschnitt, ca. 1505

Der Rosenroman von Jean de Meung aus dem 13. Jahrhundert bietet im zweiten Teil eine moralisierende Nacherzählung der Geschichte Pygmalions.[10]

Neuzeit

Literarische Bearbeitung erfuhr der Stoff bei Johann Jakob Bodmers Pygmalion und Elise (1749), Johann Elias Schlegels Kantate Pygmalion (1766), Jean-Jacques Rousseaus Melodrama Pygmalion (1770) (wo die zum Leben erweckte Statue zum ersten Mal den Namen Galathée erhält), Joseph von Eichendorff: Das Marmorbild (1818) sowie Gottfried Kellers Novelle Regine (1881).

Johann Wolfgang von Goethes Jugendgedicht Pygmalion (1767) und Franz von Suppés Operette Die schöne Galathée (1865) sind Varianten des Stoffes, die eine Bekehrung des Frauenfeindes Pygmalion vorführen. Eine Abwandlung erfuhr der Stoff in E. T. A. Hoffmanns Erzählung Der Sandmann.

Bei W. S. Gilbert (Pygmalion and Galatea, 1871) und Georg Kaiser (Pygmalion, 1948) wird das Motiv einer erneuten Versteinerung durchgespielt.

Eine ähnliche Verwandlung findet sich in Carlo Collodis „Die Abenteuer des Pinocchio“ Ende des 19. Jahrhunderts, wo eine Holzfigur zu einem lebendigen Jungen wird.

Der irisch-britische Autor George Bernard Shaw benutzte den Stoff 1913 für sein Theaterstück Pygmalion, um die Londoner Gesellschaft zu karikieren. Er verlagert den Blickwinkel vom Künstler Pygmalion auf dessen Werk, das ihn im Unterschied zu früheren Versionen des Stoffs verlässt. Pygmalions Statue ist bei ihm ein Blumenmädchen, dem von einem Linguisten die Sprache der feinen Leute beigebracht wird. Das Bühnenstück wurde mehrmals verfilmt, darunter 1938 in England von Anthony Asquith und Leslie Howard (Der Roman eines Blumenmädchens). Shaw erhielt für diese Adaption von Pygmalion einen Oscar für das beste Drehbuch. Theaterstück und Film bildeten 1956 die Grundlage für Alan Jay Lerners Musical My Fair Lady, das ebenfalls erfolgreich verfilmt wurde. Ebenfalls angelehnt an Shaws Pygmalion ist das Bühnenstück Educating Rita von Willy Russell. Dieses im Liverpool der 1970er Jahre angesiedelte Theaterstück wurde 1983 verfilmt. Der deutsche Titel dieses Spielfilms lautete Rita will es endlich wissen.

In dem Roman Galatea 2.2 (1995) des US-Amerikaners Richard Powers entwickeln ein Kybernetiker und ein Schriftsteller gemeinsam einen Supercomputer, dem sie Methoden literarischer Interpretation beizubringen versuchen.

Neben dem Musical My Fair Lady war Pygmalion außerdem musikalisches Thema von Jean-Philippe Rameaus Oper Pigmalion (1748), Karl Wilhelm Ramlers Pygmalion. Eine Kantate (1768, Musik von Johann Christoph Friedrich Bach), der Oper Il Pigmalione von Gaetano Donizetti (1816), der Burleske Galatea, or Pygmalion Reversed von Wilhelm Meyer Lutz (1883), der Operette Die schöne Galathée von Franz von Suppè (1865) und des Musicals One Touch of Venus von Kurt Weill (1943).

Der englische präraffaelitische Maler Edward Burne-Jones fertigte 1875–78 eine Serie von vier Bildern, die das Pygmalion/Galatea-Motiv zum Thema haben: The Heart Desires, The Hand Refrains, The Godhead Fires, The Soul Attains.[12]

Die deutsche Bildhauerin Antje Tesche-Mentzen schuf im Jahre 2008 eine lebensgroße Bronzeskulptur Galatea. Sie zeigt den Augenblick der Verwandlung von einer leblosen Figur hin zu einer lebendigen, schönen Frau.[13] Im Jahr 2013 wurde diese Figur auf der Biennale in Venedig im Rahmen der Kollateralausstellung Overplay im Palazzo Albrizzi ausgestellt.

Die österreichische Kabarettistin Lisa Eckhart dichtete eine Fortsetzung der Geschichte um Pygmalion und seine Statue. In dieser offenbart sich die Erweckung der Galatea als Enttäuschung für den Bildhauer, weshalb er sie – klagend und ihrer einstigen Vollkommenheit nachtrauernd – in Beton gießt.[14]

Siehe auch

Literatur

  • Achim Aurnhammer, Dieter Martin (Hrsg.): Mythos Pygmalion. Texte von Ovid bis John Updike. (Reclam Bibliothek 20053). Leipzig 2003, ISBN 3-379-20053-0 (Anthologie).
  • Gereon Becht-Jördens, Peter M. Wehmeier: Vom Kunstobjekt zum lebendigen Menschen. Ovid über Möglichkeiten und Grenzen der Kunst. In: Hans Förstl u. a. (Hrsg.): Metamorphosen. (Schriftenreihe der deutschsprachigen Gesellschaft für Kunst und Psychopathologie des Ausdrucks e. V 25). Edition GIB, Berlin 2006, ISBN 3-00-019592-0, S. 37–45.
  • Andreas Blühm: Pygmalion. Die Ikonographie eines Künstlermythos zwischen 1500 und 1900. (Europäische Hochschulschriften, Reihe 28, Kunstgeschichte, Band 90). Lang, Frankfurt 1988, ISBN 3-631-40797-1 (zugleich Diss. FU Berlin 1987).
  • Annegret Dinter: Der Pygmalion-Stoff in der europäischen Literatur. Rezeptionsgeschichte einer Ovid-Fabel (= Studien zum Fortwirken der Antike, Bd. 11). Winter, Heidelberg 1979, ISBN 3-533-02775-9 (zugleich Diss. Bonn 1977).
  • Heinrich Dörrie: Pygmalion. Ein Impuls Ovids und seine Wirkung bis in die Gegenwart. Westdeutscher Verlag, Opladen 1974, ISBN 3-531-07195-5.
  • Joshua Essaka: Pygmalion and Galatea: The History of a Narrative in English Literature. Ashgate 2001.
  • Sonja Fielitz: Der Pygmalion-Mythos als Spiegel literarisch-kultureller Diskurse von der Antike bis zur Gegenwart. In: C. Uhlig/W. R. Keller (Hrsg.): Europa zwischen Antike und Moderne. Beiträge zur Philosophie, Literaturwissenschaft und Philologie (= Beiträge zur neueren Literaturgeschichte, Bd. 334). Heidelberg 2014.
  • Dieter Martin: Pygmalion. In: Maria Moog-Grünewald (Hrsg.): Mythenrezeption. Die antike Mythologie in Literatur, Musik und Kunst von den Anfängen bis zur Gegenwart (= Der Neue Pauly. Supplemente. Band 5). Metzler, Stuttgart/Weimar 2008, ISBN 978-3-476-02032-1, S. 631–640.
  • Mathias Mayer, Gerhard Neumann (Hrsg.): Pygmalion. Die Geschichte des Mythos in der abendländischen Kultur. Rombach, Freiburg 1997, ISBN 3-7930-9141-4.
  • Inka Mülder-Bach: Im Zeichen Pygmalions. Das Modell der Statue und die Entdeckung der „Darstellung“ im 18. Jahrhundert. München 1998, ISBN 3-7705-3189-2.
  • Bettina Hawlitschek (B. Scholz): Paul Delvaux' scheinbare Umkehrung des Pygmalion-Mythos'. In: Bettina Hawlitschek: Fluchtwege aus patriarchaler Versteinerung. Centaurus, Freiburg 1995, ISBN 3-8255-0140-X (zugleich Diss. Freiburg, 1995).
  • Gustav Türk: Pygmalion 2). In: Wilhelm Heinrich Roscher (Hrsg.): Ausführliches Lexikon der griechischen und römischen Mythologie. Band 3,2, Leipzig 1909, Sp. 3317–3319 (Digitalisat).
  • Birgitt Werner: Das Pygmalion-Motiv in der Aufklärung. In: Wolf Dieter Scholz, Herbert Schwab (Hrsg.): Bildung und Gesellschaft im Wandel. Bilanz und Perspektiven der Erziehungswissenschaft. Friedrich W. Busch & Jost von Maydell zum 60. Geburtstag. BIS, Oldenburg 1999, ISBN 3-8142-0701-7.
  • Claudia Weiser: Pygmalion. Vom Künstler und Erzieher zum pathologischen Fall. Eine stoffgeschichtliche Untersuchung. Peter Lang, Frankfurt am Main 1998, ISBN 3-631-33311-0.

Weblinks

Commons: Pygmalion – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikisource: Pygmalion – Quellen und Volltexte
  • Die Erzählung Pygmalion von Theodor Herzl auf Wikisource

Einzelnachweise

  1. Bardo Gauly: Pygmalion. In: Der Neue Pauly. Band 10: Pol–Sal. J. B. Metzler, Stuttgart 2001, Sp. 610.
  2. Vergil, Aeneis 1,343–364
  3. Siegmar Döpp: Werke Ovids. dtv, München 1992, S. 131 ff.
  4. Ovid, Metamorphosen 10,243–297
  5. Niklas Holzberg: Ovids Metamorphosen. 2. Auflage, C.H. Beck, München 2016, S. 84 ff.
  6. Ovid, Metamorphosen 10,252
  7. Niklas Holzberg: Ovids Metamorphosen. 2. Auflage, C.H. Beck, München 2016, S. 87.
  8. A. R. Sharrock: Womanufacture. In: The Journal of Roman Studies. 81, 1991, S. 36–49.
  9. Bibliotheke des Apollodor 3,14,3,2
  10. 10,0 10,1 Bardo Gauly: Pygmalion. In: Der Neue Pauly. Band 10: Pol–Sal. J. B. Metzler, Stuttgart 2001, Sp. 611.
  11. Nonnos, Dionysiaka 32,212–213
  12. Burne-Jones's Pygmalion Series
  13. Skulpturen auf der Homepage von Antje Tesche-Mentzen.
  14. Lisa Eckhart: Metrische Taktlosigkeiten – Eine Einführung ins politische Korrektum. Bühnendichtung von Lisa Eckhart, Kapitel III. Herzkammerspiele, Galatea. 2., korrigierte Auflage, Schultz & Schirm Bühnenverlag, Wien, ISBN 978-3-9503907-6-6.

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