Memel-Kultur

Nachbildungen neolithischer Keramik der Memelkultur

Die Memel-Kultur oder Nemunas-Kultur (englisch Neman culture) war eine archäologische Kultur von der Mittelsteinzeit bis zur mittleren Jungsteinzeit vom 7. bis zum 3. Jahrtausend v. Chr. am Oberlauf der Memel im heutigen Polen, Litauen, Weißrussland und dem Kaliningrader Gebiet.

Im Norden grenzte sie im Mesolithikum an die Kunda-Kultur und im Neolithikum an die Narva-Kultur. Sie entwickelte sich aus dem Swiderien und wurde abgelöst durch die Trichterbecherkultur (TBK).

Mesolithikum

Während des Atlantikums wurde das Klima wärmer und Laubwälder bedeckten einen großen Teil des Festlandes. Die Rentiere, die Lebensbasis der paläolithischen Jäger, zogen sich nach Norden zurück und wurden durch Waldtiere (Standwild) ersetzt. Die Menschen passten sich den veränderten Bedingungen an. Sie lebten immer noch als Jäger und Sammler, legten aber kürzere Strecken zurück und blieben saisonal längere Zeit am selben Ort. Archäologen fanden sowohl kleinere Wohnplätze, die nur einmalig genutzt wurden, als auch größere, zu denen die Jäger wiederholt zurückkehrten. Solche Plätze befanden sich meistens in der Nähe von Gewässern.

Die Menschen benutzten für die Jagd Pfeile und Speere und für den Fischfang Harpunen. Die Feuerstein-Werkzeuge der mesolithischen Memelkultur waren beeinflusst sowohl durch südeuropäische Mikrolithe auch durch Makrolithe aus Nordeuropa (Maglemose-Kultur).[1] Trotz verschiedener Einflüsse blieb die Kultur über 2500–3000 Jahre verhältnismäßig stabil. Die Feuerstein-Artefakte bestanden darum aus einem relativ unveränderten Bestand von Pfeilspitzen, trapezoiden Messern und ovalen Äxten.

Neolithikum

Das Neolithikum begann hier mit dem Entstehen von Keramik um die Mitte des 5. Jahrtausends v. Chr. Die semi-neolithische[2] Memelkultur folgte auf die mesolithische Memelkultur. Die meisten Feuerstein-Werkzeuge sind in beiden Kulturen ähnlich. Eine weit verbreitete neue Entwicklung war der Gebrauch von Messern mit geschärften und auslaufenden Spitzen. Die Keramik der Memelkultur hatte spitze Böden und wurde organisch oder quarzitgemagertem Ton hergestellt. Einige späte Exemplare hatten flache Böden. Die Keramik war kleiner und runder als die der Narva-Kultur. Sie wurde verziert mit einer dünnen Schicht aus weißem Ton und Reihen kleiner Eindrücke auf dem Rand. Die restliche Keramik besaß diagonale Streifen, die ein Fischnetzmuster oder mehrere Reihen von kleinen Eindrücken bildeten. In den Siedlungen wurde auch Keramik der Narvakultur gefunden. Dieses Phänomen wird erklärt durch den Handel mit Feuerstein, zu dem die Narvakultur im Norden keinen Zugang hatte.

In der letzten Phase der Memelkultur wird die Keramik breitgefächerter und zeigt den Einfluss der Haffküstenkultur: mit Eindrücken durch einen Trichter oder Fischgrätenverzierungen. Möglicherweise wurde die Kultur gefolgt durch die Trichterbecherkultur und die Kugelamphorenkultur.

Literatur

  • Kultur- und Stadthistorisches Museum Duisburg (Hrsg.): Archäologische Schätze aus Litauen, 1992
  • Wilhelm Gaerte: Urgeschichte Ostpreußens, Gräfe & Unzer. Ostpreußische Landeskunde in Einzeldarstellungen 1. Königsberg 1929.

Anmerkungen

  1. Deshalb wurde die mesolithische Phase der Kultur ursprünglich Mikrolithisch-Makrolithische Kultur genannt, in Unterscheidung zur neolithischen "Memelkultur".
  2. Sie war im Grunde noch eine mesolithische Kultur, nur eben mit Keramik, deshalb "semi-neolithisch"

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