Ecgberht I. (Kent)

Ecgberht (auch Ecgberhtus, Ecgberct, Ecgbriht, Ægbriht, Ecgbryht, Ecgbyrht oder Egbert; † 4. Juli 673[1]) war von 664 bis zu seinem Tod König des angelsächsischen Königreiches Kent. Er stammte aus der Dynastie der Oiscingas.

Leben

Familie

Ecgberht war ein Sohn des Königs Earconberht I. und dessen Frau Seaxburg, einer Tochter des Königs Anna von East Anglia. Er hatte zwei Schwestern, Eormenhild und Eorcengota[2] und den Bruder Hlothhere[3]. Eorcengota wurde Nonne in der Abtei Faremoutiers im Frankenreich[2] und Eormenhild wurde mit Wulfhere (658–675), dem König von Mercia, verheiratet.[4] Earconberht zog Æthelred und Æthelberht, die verwaisten Söhne seines Bruders Eormenred, unter seinem Schutz auf.[5]

Ecgberht und seine Frau, deren Name unbekannt ist, hatten zwei Söhne, Eadric (685–686) und Wihtred (690–725), die später beide Könige wurden.[3] Möglicherweise war auch Eormenhild („Hermelinda“), die angelsächsische Frau des Langobardenkönigs Cunincpert[6], Ecgberhts Tochter.[7]

Herrschaft

Kent in angelsächsischer Zeit

Earconberht beteiligte seinen Sohn Ecgberht möglicherweise nach dem Tod seines Bruders Eormenred an der Herrschaft.[8] Um seine eigene Stellung zu sichern, ließ Ecgberht seine Vettern Æthelred und Æthelberht als potenzielle Thronrivalen von dem gedungenen Mörder Thunor[9] ermorden; sie wurden später als Heilige verehrt. Eormenreds Linie war damit aus der Thronfolge ausgeschieden und der innerdynastische Machtkampf fand ein Ende.[10] Nach der Mildrith-Legende gab Ecgberht seiner Cousine Eormenburg (auch: Æbbe, Eafe, Domneva), der Schwester der Ermordeten, als Wergeld Ländereien auf der Isle of Thanet, wo diese das Doppelkloster Minster-in-Thanet errichten ließ.[11] Earconberht starb im Jahr 664, ebenso wie Erzbischof Deusdedit von Canterbury, als in ganz Britannien eine Seuche ausbrach, die zahlreiche Opfer forderte.[12] Ecgberht I. folgte seinem Vater als alleiniger König von Kent nach.[13] Seine Mutter Seaxburg zog sich in ein Kloster zurück.

Ecgberht pflegte gute Kontakte zu anderen Höfen und zur Geistlichkeit, etwa zu Wilfrid von York, Benedict Biscop und Theodor von Tarsus. Seine diplomatischen Kontakte reichten ins Frankenreich und wohl bis zu den Langobarden in Norditalien. Er war mit den Königshäusern von Mercia, East Anglia, Northumbria und Magonsæte verwandt und scheint hohes Ansehen genossen zu haben.[14] Zumindest Teile von Surrey gehörten zu Ecgberhts Herrschaftsgebiet. Er stattete um 666 das von Eorcenwald, dem Bischof von London, gegründete Kloster Ceortesei (Chertsey Abbey) mit Ländereien aus. Um 669 verlor Ecgberht die Oberherrschaft über Surrey an König Wulfhere von Mercia.[15]

Ecgberht und König Oswiu von Northumbria wählten um 666 Wigheard als neuen Erzbischof aus und sandten ihn nach Rom. Dieser starb jedoch in Rom bevor er von Papst Vitalian ordiniert wurde.[16] Während der Vakanz des Erzbistums Canterbury übernahm Wilfrid von York während seines Exils zwischen 667 und 669 auch bischöfliche Aufgaben in Kent und war ein Berater König Egberhts.[17] Erst 669 kam Theodor von Tarsus als neuer Erzbischof in England an.[18] Im Jahr 669 übertrug Ecgberht Land bei Reculver zur Gründung eines Klosters an den Geistlichen Bass.[19] Um 670 führte Ecgberht nach fränkischem Vorbild den sceatta (Silberpenny) als Münze ein.[14] Nach dem Chronisten Beda Venerabilis wurde Hlothhere nach Ecgberhts Tod am 4. Juli 673 dessen Nachfolger als König.[20] Vermutlich kam es jedoch zu einem einjährigen Interregnum durch Wulfhere von Mercia.[21] Nach einer militärischen Niederlage gegen Northumbria im Jahr 674 schwand Wulfheres Einfluss und im Jahr 675, dem Todesjahr Wulfheres, beurkundete Hlothhere im „ersten Jahr seiner Herrschaft“ eine Charta[22] ohne die sonst übliche Zustimmung der Hegemonialmacht Mercia.[23]

Quellen

Literatur

  • D. P. Kirby: The Earliest English Kings, Routledge, 2000, ISBN 0-415-24211-8.
  • Barbara Yorke: Kings and Kingdoms of early Anglo-Saxon England. Routledge, London-New York 2002, ISBN 0-415-16639-X.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Simon Keynes: Kings of Kent. In: Lapidge et al. (Hrsg.): The Blackwell Encyclopaedia of Anglo-Saxon England. Wiley-Blackwell, 2001, ISBN 0-631-22492-0, S. 501–502.
  2. 2,0 2,1 Beda: HE 3,8
  3. 3,0 3,1 Beda: HE 4,26
  4. Mary Dockray-Miller: Motherhood and Mothering in Anglo-Saxon England, Palgrave Macmillan, 2000, ISBN 0-312-22721-3, S. 13.
  5. Barbara Yorke: Kings and Kingdoms of early Anglo-Saxon England, Routledge, 2002, ISBN 0-415-16639-X, S. 35.
  6. Historia Langobardorum V, 37
  7. Ecgberht in Foundation for Medieval Genealogy; vgl.: Thomas Hodgkin, Italy and her Invaders, Vol VI, S. 305 (Textarchiv – Internet Archive).
  8. Richard North: Heathen gods in Old English literature (= Cambridge Studies in Anglo-Saxon England. No. 22). Cambridge University Press, Cambridge 1997, ISBN 0-521-55183-8, S. 320–321.
  9. Angelsächsische Chronik zum Jahr 640 Online im Project Gutenberg (englisch); vgl.: Symeon von Durham, Historia regum Anglorum et Dacorum
  10. D. P. Kirby: The Earliest English Kings. Routledge, 2000, ISBN 0-415-24211-8, S. 37.
  11. John Blair: The church in Anglo-Saxon society. Oxford University Press, Oxford 2005, ISBN 0-19-822695-0, S. 95.
  12. Beda: HE 3,27 und HE 4,1
  13. Angelsächsische Chronik zum Jahr 664 Online im Project Gutenberg (englisch)
  14. 14,0 14,1 D. P. Kirby: The Earliest English Kings. Routledge, 2000, ISBN 0-415-24211-8, S. 35–36.
  15. John Blair: Chertsey. In: Lapidge et al. (Hrsg.): The Blackwell Encyclopaedia of Anglo-Saxon England, Wiley-Blackwell, 2001, ISBN 0-631-22492-0, S. 102; Siehe auch die Chartas S 1165 und S 1181
  16. Beda: HE 3,29
  17. John Blair: The church in Anglo-Saxon society, Oxford University Press, Oxford 2005, ISBN 0-19-822695-0, S. 95.
  18. Beda: HE 4,1
  19. Angelsächsische Chronik zum Jahr 669 Online im Project Gutenberg (englisch)
  20. Beda: HE 4,5
  21. D. P. Kirby: The Earliest English Kings. Routledge, 2000, ISBN 0-415-24211-8, S. 96.
  22. S7
  23. Frank Merry Stenton (Autor), Doris Mary Stenton (Hrsg.): Preparatory to Anglo-Saxon England: Being the Collected Papers of Frank Merry Stenton (= Oxford Scholarly Classics). Oxford University Press, Oxford 2001, ISBN 0-19-822314-5, S. 50.

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