Cunincpert

Cunincpert († 700) war von 688 bis 700 König der Langobarden.

Leben

Familie und Jugend

Cunincpert war der Sohn des Königs Perctarit aus der Familie der Agilolfinger und dessen Frau Rodelinda.[1] Cunincpert heiratete um 688 die Angelsächsin Hermelinda[2], die möglicherweise mit dem Königshaus von Kent verwandt war.[3] Mit ihr hatte er den Sohn Liutpert und die Tochter Cunincperta, die später Äbtissin des Klosters S. Maria Theodotis della Posterla wurde.[4][5]

Als König Perctarit 662 vor dem Usurpator Grimoald, dem Herzog von Benevent, ins Exil zu den Awaren floh, wurden seine Frau Rodelinda und sein kleiner Sohn Cunincpert als Geiseln nach Benevent gebracht.[6]

Nachdem Grimoald 671 gestorben war, kehrte Perctarit aus dem Exil zurück, vertrieb Garibald, Grimoalds minderjährigen Sohn und Nachfolger, und eine Volksversammlung wählte Perctarit einstimmig zum König. Sogleich ließ er seine Frau und seinen Sohn Cunincpert aus dem beneventinischen Exil zurückholen.[1]

Mitregentschaft

Um 679/680 erhob Perctarit seinen Sohn Cunincpert zum Mitkönig.[7]

Dux Alahis von Tridentum (Trient) erhob sich um 679 gegen Perctarit. Perctarit rückte mit seinem Heer aus und belagerte Alahis in Tridentum. Cunincpert gelang es die beiden zu versöhnen. Darüber hinaus sprach Perctarit dem Rebellen auf Bitten Cunincperts auch das Dukat Brescia zu, obwohl er Alahis misstraute. Mehrmals rettete Cunincpert dem aufständischen dux, den Perctarit hinrichten wollte, das Leben.[8]

Herrschaft

Nach Perctarits Tod 688 war Cunincpert alleiniger König.[2]

Er verführte die vornehme Romanin Theodote und steckte sie anschließend in ein Kloster, das später den Namen S. Maria Theodotis della Posterla erhielt.[9][2] Theodote ist auch durch eine Grabinschrift bezeugt.[4]

Es kam im Jahre 688[10] oder 689/690[11] vor allem in der Gegend des Herzogtums Friaul zu einem Aufstand gegen Cunincpert, der von Alahis von Trient angeführt wurde. Die Rebellen, zu denen auch die Brüder Aldo und Grauso aus Brescia gehörten, waren zunächst recht erfolgreich, sodass sie Pavia besetzen konnten und Cunincpert zum Comer See fliehen musste. Alahis verlor allerdings schnell an Unterstützung, nicht zuletzt durch seine antikatholische Politik – er war einer der letzten wichtigen Wortführer der Arianer unter den ansonsten schon weitgehend für den Katholizismus gewonnenen Langobarden.[12] Aldo und Grauso begannen Alahis zu misstrauen, liefen zu Cunincpert über und übergaben ihm die Stadt Pavia. Cunincpert führte sein Heer gegen Alahis, der in Friaul ebenfalls Truppen sammelte. Cunincpert forderte Alahis zu einem Zweikampf heraus, den dieser ablehnte. Darauf liefen einige aus Alahis' Heer zu Cunincpert über, andere, die Alahis in seinen Dienst gezwungen hatte, desertierten. Es kam zur blutigen Schlacht von Coronate an der Adda etwa 15 km südwestlich von Bergamo[13], in der Alahis fiel. Das Rebellenheer wurde niedergemacht oder ertrank auf der Flucht.[14] Später ließ Cunincpert auf dem Schlachtfeld ein St. Georg gewidmetes Kloster bauen[15] und die zerstörte Stadt Modena wieder aufbauen.[16]

Cunincpert war der erste Langobardenkönig, dessen Abbild auf Münzen geprägt wurde.[11] In Pavia geprägter Tremissis.
DN CVNI-INCPE RX; Dominus Noster Cunincpert Rex (Unser Herr Cunincpert, der König)
SCS MI-HAHIL (Sankt Michael)

Weitere Unruhen gab es, als Ansfrit von Reunia (Ragogna) das Dukat Friaul überfiel. Dux Rodoald floh nach Pavia zu Cunincpert. Ansfrit strebte auch nach dem Königtum, wurde aber in Verona gefasst und vor den König gebracht. Cunincpert ließ den Usurpator blenden und verbannen. Das Dukat Friaul zog der König als „Krongut“ ein und setzte Ado, den Bruder des geflohenen dux als loci servator (Statthalter) ein.[17]

König Caedwalla von Wessex trat 688 eine Pilgerreise nach Rom an. Er wurde von Cunincpert gastfreundlich aufgenommen, bevor er 689 nach Rom weiterreiste, wo er von Papst Sergius I. kurz vor Ostern 689 die Taufe empfing und bald darauf starb.[18] Möglicherweise fand Cunincperts Heirat mit der Angelsächsin Hermelinda[2] im Zusammenhang mit diesem Besuch statt.

In der Folge machte sich Cunincpert daran, die vollständige Katholisierung der Langobarden abzuschließen und den Dreikapitelstreit zu beenden, der die italienische Kirche seit Jahrzehnten erschütterte. Tatsächlich gelang es unter seiner Regierung 698 auf der Versöhnungs-Synode von Pavia die italienischen Bischöfe, die sich in Fragen der Christologie zerstritten hatten, wieder zu vereinen.[19]

Cunincpert starb im Jahre 700 und wurde wie sein Vater Perctarit in Pavia neben der Kirche Domini Salvatoris (Kirche des Herrn und Heilands, heute: Monastero di San Salvatore), die sein Großvater Aripert I. erbauen ließ, cum multis Langobardorum lacrimis (unter vielen Tränen der Langobarden) beigesetzt. Er hinterließ das Königreich seinem minderjährigen Sohn Liutpert und gab ihm Ansprand als Vormund.[15] Weil sich andere agilolfingische Prätendenten erhoben, kam es zu einem mehrjährigen Bürgerkrieg.[20]

Charakter

Paulus Diaconus beschrieb Cunincperts Charakter recht zwiespältig: Ehebruch,[2] Trunksucht,[14] unbegründete Mordpläne gegen seine Gefolgsleute Aldo und Grauso[21] und den Bischof Iohannes von Bergamo[22] führte er als Beispiele auf. Cunincpert zeigte auch Unentschlossenheit, denn als die Mordpläne scheiterten, gewannen die Opfer seine Gunst sogleich zurück.[21][22] Andererseits lobte er ihn als elegans et omni bonitate conspicuus (geschmackvoll und in allen guten Eigenschaften herausragend) und als tapferen Krieger.[15]

Historische Beurteilung

Hodgkin hob den zivilisatorischen Fortschritt der Langobarden unter Cunincpert hervor.[11] Cunincpert förderte den Kult um den Erzengel Michael und versuchte das Königtum mit ihm zu verknüpfen, denn dieser wurde von Katholiken wie Arianern verehrt und stellte als langobardischer „Nationalheiliger“ eine Integrationsfigur dar.[10]

Quellen

Literatur

  • Wilfried Menghin: Die Langobarden. Theiss-Verlag, Stuttgart 1985, ISBN 3-8062-0364-4.
  • Walter Pohl, Peter Erhard (Hrsg.): Die Langobarden Herrschaft und Identität. Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2005, ISBN 3-7001-3400-2.
  • Jörg Jarnut: Geschichte der Langobarden, Stuttgart 1982. ISBN 3-17-007515-2.

Weblinks

Wikisource: Historia Langobardorum – Quellen und Volltexte (Lua-Fehler in Modul:Multilingual, Zeile 149: attempt to index field 'data' (a nil value))

Anmerkungen

  1. 1,0 1,1 Historia Langobardorum V, 33
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 2,4 Historia Langobardorum V, 37
  3. Thomas Hodgkin, Italy and her Invaders Vol VI, S. 305
  4. 4,0 4,1 Martina Hartmann: Die Königin im frühen Mittelalter. Stuttgart 2009, ISBN 978-3-17-018473-2, S. 51.
  5. Martina Hartmann: Die Königin im frühen Mittelalter. Stuttgart 2009, ISBN 978-3-17-018473-2, S. 181.
  6. Paulus Diaconus, Historia Langobardorum IV, 51
  7. Historia Langobardorum V, 35
  8. Historia Langobardorum V, 36
  9. Paul Darmstädter: Das Reichsgut in der Lombardei und Piemont. Trübner, Strassburg 1896, S. 12 (archive.org [TXT]).
  10. 10,0 10,1 Jörg Jarnut: Münzbilder als Zeugnisse langobardischer Herrschaftsvorstellungen in Hagen Keller, Nikolaus Staubach (Hrsg.): Iconologia sacra: Mythos, Bildkunst und Dichtung in der Religions- und Sozialgeschte Alteuropas S. 283f, de Gruyter, New York, Berlin 1994, ISBN 3-11-013255-9
  11. 11,0 11,1 11,2 Thomas Hodgkin, Italy and her Invaders Vol VI, S. 317
  12. Historia Langobardorum V, 38
  13. Thomas Hodgkin, Italy and her Invaders Vol VI, S. 311
  14. 14,0 14,1 Historia Langobardorum V, 39–41
  15. 15,0 15,1 15,2 Historia Langobardorum VI, 17
  16. Thomas Hodgkin, Italy and her Invaders Vol VI, S. 314 Fußnote 2
  17. Historia Langobardorum VI, 3
  18. Historia Langobardorum VI, 15
  19. Historia Langobardorum VI, 14
  20. Historia Langobardorum VI, 18ff
  21. 21,0 21,1 Historia Langobardorum VI, 6
  22. 22,0 22,1 Historia Langobardorum VI, 8

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