Französische Forscher berichten über den aufregenden Fund von 30 Steinartefakten an einer Fundstelle bei Lézignan-le-Cèbe im Hérault-Tal, die möglicherweise 1,5 Millionen Jahre alt sind. Dank eines prähistorischen Vulkanausbruchs, dessen Lavastrom die alten Böden konservierte, konnte man die Datierung mit der Argon-Argon-Methode vornehmen.
Obwohl keine menschlichen Überreste gefunden wurden, kamen viele Fossilien von Säugetieren zum Vorschein, die man an zwei 50 Meter voneinander entfernten Stellen ausgrub. Eine Stelle enthielt zudem die Ansammlung der Steinwerkzeuge, die, aufgrund des erstaunlich hohen Alters und den Gebrauchsspuren, von französischen Archäologen als die frühesten Steinwerkzeuge Europas beschrieben werden. Nachdem ein Einwohner den Forschern von alten Knochen und Zähnen berichtete, die er im Steinbruch fand, wurde die Fundstelle untersucht und man begann ganz in der Nähe mit archäologischen Grabungen.
Die Forschungsarbeit wurde von Jean-Yves Crochet et al. in Comptes Rendus Palevol unter dem Titel Une nouvelle de faune vertébrés continentaux, associée à Artefakte des dans le Pléistocène inférieur de l'Hérault (Sud de la France), vers 1,57 Ma veröffentlicht, übersetzt etwa Eine neue Wirbeltierfauna mit Steingeräten aus dem frühen Pleistozän des Hérault-Tals (Süd-Frankreich), datiert auf etwa 1,57 Ma.
Die Fundstelle Locus 1 ist ein alter Lavastrom (daher die Möglichkeit, mit der Argon-Argon-Methode zu arbeiten) mit schlecht erhaltenen fossilen Zähnen von Wirbeltieren, während Locus 2 ein kleiner Hügel mit fluvialen und vulkanischen Komponenten etwa 50 Meter weiter westlich ist, der zwar weniger, aber besser erhaltene Fossilien ans Licht brachte. Oben auf dem Hügel befindet sich eine Bodenschicht, die von vulkanischem Material bedeckt ist und in der man Pebble tools und andere Artefakte aus Quarzit fand.
Die Argon-Datierung wurde an einzelnen Gesteinskörnen aus 12 Proben von Bereichen in der Nähe des Lavastroms durchgeführt. Alle Proben ergaben übereinstimmend ein Alter zwischen 1,536 ± 0,063 und 1,627 ± 0,136 Millionen Jahre. Der Mittelwert von 1,57 ± 0,01 Millionen Jahre ist wahrscheinlich die beste Altersschätzung des Lavastroms.
Unter den versteinerten Faunenresten konnte eine eine Vielzahl von Säugetieren identifiziert werden, darunter Leptobos etruscus (eine Büffelart), Eucladoceros ctenoides vireti (eine ausgestorbenen Hirschart), Equus altidens (eine Zebraart), Dicerorhinus etruscus etruscus (ein Nashorn), Canis etruscus (eine Wolfart), Meles thorali (ein eurasischer Dachs), Homotherium crenatidens (eine Säbelzahnkatze), Pachycrocuta brevirostris (eine Hyänenart), Prolagus sp. (ein kleiner Pflanzenfresser, verwandt mit heutigen Pikas) und Talpa fossilis (eine Maulwurfsart) sowie viele Aves indet. (nicht identifizierte Vögel. Laut Forscherteam entspricht diese Fauna dem frühen Pleistozän Zentral-Frankreichs.
Die Autoren schließen ihre Arbeit mit der Bemerkung ab, dass noch viel Arbeit getan werden muss und erklären, dass die bis jetzt ausgegrabene Fauna nur einen Teilblick auf die damalige Lebewelt gewährt. Einige Fossilien scheinen von Fleischfressern angenagt worden sein, andere - von Locus 1 - könnten vorsätzlich zerbrochen worden sein, womöglich mit Hilfe der Chopper oder ähnlicher Werkzeuge, die man bei Locus 2 fand. Die Knochen werden derzeit noch taphonomisch analysiert um festzustellen, ob solche Brüche von Menschen verursacht wurden oder aber durch Raubtiere oder geologische Prozesse beschädigt wurden.
Um diese 1,57 Millionen Jahre alten Werkzeuge in einen Gesamtzusammenhang zu stellen, muß man sich vergegenwärtigen, dass die frühesten bekannten Werkzeugansammlungen überhaupt ca. 2,5 Millionen Jahre alt sind (bekannt als ostafrikanische Oldowan Industrie) und die Funde aus Dmanisi in Georgien sind ca. 1,7 Millionen Jahre alt. Die bislang ältesten bekannten Steinwerkzeuge in Europa stammen vor allem aus Spanien, insbesondere aus Atapuerca in der Nähe von Burgos in Nordspanien, etwa 1,2 Millionen Jahre alt, und aus Orce in Andalusien in Südspanien. Laut Beschreibung scheinen die Werkzeuge von Lézignan-la-Cebe der Acheuléen-Industrie zu entsprechen, und wenn sie definitionsgemäß der Chopper Industrie (anscheinend Teil eines überregionalen Acheuléen) zugeordnet werden können, müssen sie Ähnlichkeiten mit asiatischen Steinindustrien aus dem mittleren bzw. späten Pleistozän zeigen. Die derzeit ältesten bekannten Steinwerkzeuge aus Europa sind schätzungsweise 1,8 Millionen Jahre alt und stammen aus Chilhac in der Auvergne, eine Region in Zentralfrankreich, die aus den Départements Puy-de-Dôme, Cantal, Haute-Loire und Allier besteht.
Literatur
- Crochet J.-Y., Welcomme J.-L., Ivorra J., Ruffet G., Boulbes N., Capdevila R., Claude J., Firmat C., Métais G., Michaux J., Pickford M. 2009. Une nouvelle de faune vertébrés continentaux, associée à Artefakte des dans le Pléistocène inférieur de l'Hérault (Sud de la France), vers 1,57 Ma. Comptes Rendus Palevol 8(8), pp. 725-736. DOI: 10.1016/j.crpv.2009.06.004
Koordinaten von fossilized.org