Die primitive Anatomie von Gesicht und Vorderhälfte des Schädels von Kow Swamp ist bei einem so jungen Angehörigen unserer Spezies ein Rätsel.
Die archaischen Eigenschaften fielen dem Anthropologen Alan Thorne 1967 auf, als er im Nationalmuseum von Vicoria ein mit Karbonaten verkrustetes Teilskelett erblickte. Im folgenden Jahr unternahm er eine Expedition nach Kow Swamp, einem Sußwassersee in der Nähe des Murray River. Dort fand er die übrigen Knochen dieses kräftig gebauten Mannes, der als Kow Swamp 1 bezeichnet wurde.
Mit der flachen, fliehenden Stirn, kräftigen Überaugenwülsten, beiten Wangenknohen und einer vorspringenden unteren Gesichtshälfte unterscheidet sich dieser Schädel eindeutig von den heutigen australischen Ureinwohnern, den Aborigines. Entweder gehörte Kow Swamp 1 zu einer isolierten Restpopulation in Australien, die mehrere Merkmale des archaischen Homo sapiens beibehalten hatte, oder die besonderen Merkmale verbinden die Menschen von Kow Swamp in unmittelbarer Abstammung mit dem Homo erectus aus Java, wo ganz ähnliche, aber etwa eine Million Jahre alte Fossilien gefunden wurden.
Literatur
- Thorne, A. G. and P. G. Macumber. 1972. Diescoveries of Late Pleistocene Man at Kow Swamp, Australia. Nature 238: 316-319
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