Fossile Homininen-Hand könnte evolutionäre Geheimnisse lüften
Ein 4,4 Millionen Jahre altes Skelett könnte zeigen, wann Vormenschen begannen aufrecht zu gehen, so eine neue Studie von Forschern der Texas A & M Universität. Bereits Evolutionsexperte Charles Darwin und andere erkannten eine enge evolutionäre Beziehung zwischen Menschen, Schimpansen und Gorillas.
Bereits Evolutionsexperte Charles Darwin und andere erkannten eine enge evolutionäre Beziehung zwischen Menschen, Schimpansen und Gorillas, und zwar aufgrund ihrer gemeinsamen Anatomie. Sie stellten einige große Fragen: Wie hängt die Geschichte der Menschen mit der anderer Primaten zusammen und wie haben sich frühe Menschen genau fortbewegt?
Thomas Cody Prang, Assistenzprofessor für Anthropologie, und Kollegen untersuchten die Skelettreste von Ardipithecus ramidus ("Ardi"), die auf 4,4 Millionen Jahre geschätzt werden und aus Äthiopien stammen. Eine von Ardis Händen ist außergewöhnlich gut erhalten. Die Forscher verglichen die Form mit Hunderten anderer Handknochen, von modernen Menschen, Menschenaffen bis zu anderen Primaten. Ziel war es, die Knochen - aus Museumssammlungen der ganzen Welt - zu vergleichen und Aussagen über die Art des Bewegungsverhaltens der frühesten Homininen (fossile menschliche Verwandte) zu treffen.
Publikation:
Thomas C. Prang, Kristen Ramirez, Mark Grabowski, Scott A. Williams
Ardipithecus hand provides evidence that humans and chimpanzees evolved from an ancestor with suspensory adaptations
Science Advances, 2021; 7 (9): eabf2474
Die neuen Ergebnisse liefern Hinweise darauf, wann frühe Menschen anfingen aufrecht zu gehen und sich ähnlich zu bewegen, wie es alle Menschen heute tun. "Die Knochenform spiegelt die Anpassung an bestimmte Gewohnheiten oder Lebensstile wider - zum Beispiel die Art der Bewegung von Primaten - und indem wir eine Verbindung zwischen Knochenform und Verhalten von heute lebenden Arten herstellen, können wir Rückschlüsse auf das Verhalten ausgestorbener Arten wie Ardipithecus ziehen", sagt Prang.
Zusätzlich fand das Team Hinweise auf einen großen evolutionären Sprung zwischen der Hand von Ardi und allen späteren Homininen-Händen, einschließlich der von Lucys Spezies, einem berühmten 3,2 Millionen Jahre alten, gut erhaltenen Skelett eines Australopithecus afarensis, das in den 1970er Jahren in derselben Gegend gefunden wurde. "Dieser Evolutionssprung findet zu einem kritischen Zeitpunkt statt, an dem die Homininen Anpassungen an eine eher menschliche Form des aufrechten Gehens entwickeln. Und aus dieser Zeit stammen auch die frühesten Beweise für die Herstellung und Verwendung von Steinwerkzeugen wie z. B. Spuren von Schnitten auf tierischen Fossilien", fährt Prang fort.
Die Tatsache, dass Ardi eine frühe Phase der menschlichen Evolutionsgeschichte darstellt, ist deshalb so wichtig, weil dies möglicherweise Licht auf jenen, noch unentdeckten Vorfahren wirft, aus dem sich Menschen und Schimpansen entwickelt haben. "Unsere Studie stützt die klassische Sichtweise, die Charles Darwin bereits 1871 vorschlug, als er weder Fossilien noch ein tieferes Verständnis der Genetik hatte, nämlich dass die Veränderung der Hände und der oberen Gliedmaßen zur Manipulation von Gegenständen bei frühen menschlichen Verwandten im Zusammenhang mit dem aufrechten Gang stehen", sagt Prang. "Die Entwicklung der menschlichen Hände und Füße verlief wahrscheinlich in korrelierter Weise."
Da das Ardi-Skelett eine so alte Art repräsentiert, könnte es Merkmale beibehalten haben, die bereits beim letzten gemeinsamen Vorfahren von Menschen und Schimpansen vorhanden waren. Wenn dies zutrifft, könnte dies den Forschern helfen, den Ursprung der menschlichen Linie - neben dem aufrechten Gehen - in ein klareres Licht zu rücken. "Es bringt uns möglicherweise einen Schritt näher an eine Erklärung, wie und warum Menschen die Form des aufrechten Gehens entwickelt haben", sagte Prang.
Er fügt hinzu, dass die große Veränderung der Handanatomie zwischen Ardi und allen späteren Homininen zu einem Zeitpunkt vor etwa 4,4 bis 3,3 Millionen Jahren stattfand und mit den frühesten Beweisen für den Verlust eines greifenden großen Zehs in der menschlichen Anatomie zusammenfällt. Dies fällt auch mit den frühesten bekannten Steinwerkzeugen und mit Schnittspuren auf Tierfossilien zusammen. Dies scheint eine wesentliche Veränderung im Lebensstil und Verhalten menschlicher Verwandter innerhalb dieses Zeitraums zu sein.
"Wir schlagen vor, dass es die Entwicklung eines fortgeschritteneren, aufrechten Gehens war, das die Modifizierung der menschlichen Hände in Gang setzte, was schließlich einen geschickteren Umgang mit Steinwerkzeugen zur Folge hatte", sagt Prang.
Diese Newsmeldung wurde mit Material der Texas A&M Universität erstellt