Ältestes vollständige und genetisch intakte menschliche Skelett der Neuen Welt


Skelettreste eines weiblichen Teenagers aus Unterwasserhöhle in Mexiko geborgen


Die Skelettreste eines weiblichen Teenagers aus der letzten Eiszeit (oder dem späten Pleistozän), die in einer Unterwasserhöhle in Mexiko gefunden wurden, haben eine große Bedeutung für das Verständnis der Ursprünge der ersten Menschen Amerikas und ihre Beziehung zu den heutigen Ureinwohnern.


Taucher bergen in der Hoyo Negro, einer Unterwasser-Höhle auf der mexikanischen Halbinsel Yucatán, die 12.000 bis 13.000 Jahre alten Überreste von "Naia", einem Teenager-Mädchen, das etwa 15 Jahre alt war, als es starb.

Publikation:


J. C. Chatters, D. J. Kennett, Y. Asmerom, B. M. Kemp, V. Polyak, A. N. Blank, P. A. Beddows, E. Reinhardt, J. Arroyo-Cabrales, D. A. Bolnick, R. S. Malhi, B. J. Culleton, P. L. Erreguerena, D. Rissolo, S. Morell-Hart, T. W. Stafford
Late Pleistocene Human Skeleton and mtDNA Link Paleoamericans and Modern Native Americans
Science, 2014; 344 (6185): 750

DOI: 10.1126/science.1252619



In der Zeitschrift Science präsentiert nun ein internationales Team aus Wissenschaftlern und Höhlentauchern die Ergebnisse einer Expedition, die ein fast vollständiges menschliches Skelett mit intaktem Schädel und konservierter DNA ans Licht brachte. Die Überreste wurden unter einer Vielzahl von ausgestorbenen Tieren in mehr als 40 Meter unter dem Meeresspiegel in Hoyo Negro gefunden, einer tiefen Grube im Sac Actun Höhlensystem auf der mexikanischen Halbinsel Yucatán.

"Diese Entdeckungen sind extrem wichtig", sagte Pilar Luna, INAH-Direktor für Unterwasser-Archäologie. "Nicht nur, dass sie Aufschluss über die Ursprünge der modernen "Native Americans" geben, sie zeigen auch deutlich das paläontologische Potenzial der Yucatán-Halbinsel und wie wichtig es ist, Mexikos einzigartiges Erbe zu erhalten."

Die in der Zeitschrift detailliert beschriebenen Ergebnisse sind in mehrfacher Hinsicht bemerkenswert:

  • Es ist das erste Mal, dass Forscher das Skelett eines Paläo-Indianers mitsamt Schädel und erkennbaren Gesichtszügen, sowie erhaltener DNA, mit jenen Jägern und Sammlern in Verbindung bringen können, die von Nordost-Asien kommend vor 26.000 bis 18.000 Jahren auf der Bering-Landbrücke siedelten, bevor sie sich irgendwann nach 17.000 Jahren vor heute aufmachten, Nord- und Südamerika zu besiedeln.
  • Aufbauend auf einer Kombination aus direkter und indirekter Datierung mittels Radiokohlenstoff- und Uran-Thorium-Methode, sind sich die Forscher sicher, eines der ältesten Skelette der Neuen Welt entdeckt zu haben.
  • Es ist eindeutig das vollständigste Skelett Nordamerikas (mit allen großen Knochen, einem intaktem Schädel und einem Satz Zähne), das älter als 12.000 Jahre ist.

James Chatters, der Hauptautor der Arbeit, sagt: "Die Expedition brachte sehr überzeugende Beweise für eine Verbindung der heutigen Ureinwohner mit den Paläoindianern - den ersten Menschen, die nach der letzten Eiszeit auf dem amerikanischen Kontinent lebten. Daraus ergibt sich, dass die Unterschiede zwischen beiden das Ergebnis einer "in situ Evolution" sind und nicht auf separaten Migrationen aus unterschiedlichen Regionen der Alten Welt beruhen."

Das Forschungsteam stand vor schwierigen Herausforderungen, um an das Skelett am Grund der Hoyo-Negro-Vertiefung zu gelangen, tief unter den Dschungeln der östlichen Halbinsel Yucatán, denn das multidisziplinäre Team aus professionellen Tauchern, Archäologen und Paläontologen musste die Knochen in situ ausführlich dokumentieren.

Alberto Nava und die Taucher der Organisation "Bay Area Underwater Explorers" waren Teil des Teams, das Hoyo Negro im Jahr 2007 entdeckte. "Wir hatten keine Ahnung, was wir finden würden, als wir das erste Mal in die Höhle tauchten. Aber gerade das ist der Reiz beim Höhlentauchen", sagte Nava. "Unnötig zu sagen, dass ich mächtig stolz bin dabei zu sein, um die Geschichte von Hoyo Negro der Welt mitzuteilen."

Angesichts der anspruchsvollen Umweltbedingungen brauchte man einen neuen Ansatz, um das Alter des Skeletts zu beurteilen. Das Forschungsteam untersuchte den Zahnschmelz und von Fledermäusen fallengelassene Samen mit der Radiokarbon-Datierung. Mit Hilfe der Uran-Thorium-Methode untersuchte man Calcit-Ablagerungen auf den Knochen, was ein Alter zwischen 12.000 und 13.000 Jahren ergab.

Eine ähnliche Methodik wurde angewandt, um die Überreste einer Vielzahl von Gomphotherien (ausgestorbene Verwandte des Mastodon) in der Nähe des Skeletts zu datieren, wobei man auf rund 40.000 Jahre kam. Zu den mehr als 26 großen Säugetierarten am Fundort gehören auch Säbelzahnkatzen und Riesenfaultiere, die in Nordamerika vor 13.000 Jahren weitgehend ausgestorben waren. Das hohe Alter des Skeletts wird auch durch die Tatsache gestützt, dass der Meeresspiegel während der letzten Eiszeit um 120 m tiefer lag als heute.

Das kleine Skelett gehörte zu einer sehr zart gebauten jungen Frau mit einer Körpergröße von 1,47 m. "Naia", so der Spitzname, dem das Tauchteam ihr verlieh, war schätzungsweise 15 bis 16 Jahre alt, als sie starb. Dies ermittelten die Forscher auf der Basis der Entwicklung ihres Skeletts und ihrer Zähne.

Analysen der DNA, die aus einem Weisheitszahn extrahiert wurde, ergaben, dass Naia zu einer asiatischen Abstammungslinie gehörte, die man nur in Amerika findet (Haplogruppe D, Subhaplogruppe D1). Der Fund eines Skeletts in Mittelamerika, mit der DNA von einer der amerikanischen Gründungslinien, erweitert die geographische Ausbreitung der bestätigten "Beringianer" unter den frühesten Amerikanern erheblich.

Das Hoyo-Negro-Projekt wurde vom mexikanischen Nationalen Institut für Anthropologie und Geschichte (INAH) geleitet und von der National Geographic Society unterstützt.


Diese Newsmeldung wurde mit Material National Geographic Society erstellt


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