Die Höhle von Niaux (französisch: Grotte de Niaux ) ist eine prähistorische Höhle mit Felsmalereien aus dem Oberen Paläolithikum, vor allem aus der Kulturstufe des Magdalénien.
Der riesige Höhleneingang, 55 Meter hoch und 50 Meter breit, liegt 678 Meter über dem Meeresspiegel. Die Galerien in der Höhle haben insgesamt eine Länge von mehr als zwei Kilometer. Viele der Felsbilder wurden im klassischen Stil des Magdalénien gemalt - mit roten oder schwarzen Pigmenten, meist aus Hämatit (Roteisenstein) oder Mangandioxid (Braunstein). Die Höhlenmalereien in der Grotte von Niaux sind Teil einer Reihe von charakteristischen Kunstwerken, die man unter dem Begriff »frankokantabrische Höhlenkunst« zusammenfasst.
Etwa 800 Meter vom Eingang entfernt befindet sich der »Salon noir« (schwarzer Raum), eine natürliche Rotunde ?, deren Wände mit hunderten von Tierdarstellungen in einer außergewöhnlich guten Qualität ausgeschmückt sind. Mit einem Alter von etwa 13.000 Jahren stellen diese Gemälde aus schwarzen Linien die großen Säugetiere der prähistorischen Fauna der Region dar, wie beispielsweise Bisons, Pferde, Hirsche und Steinböcke.
Bereits Anfang des siebzehnten Jahrhunderts war die Höhle bei Touristen sehr beliebt - davon zeugen die zahlreichen Graffiti an den Wänden. Allerdings ahnten die Besucher nichts von dem hohen Alter der Gemälde, erst im Jahr 1906, als Captain Molar und seine Söhne die Höhle kartographierten und den »Salon noir« mit seinen Gemälden entdeckten, richteten Archäologen ihr Augenmerk auf die Höhle von Niaux. Im Jahr 1907 wurde sie von H. Breuill und E. Cartailhac untersucht. Die Entdeckung der Gemälde im »Salon noir« war aber nur der Anfang. Im Jahr 1925 fand J. Mandeman eine Galerie mit einigen schwarzen Gemälden, die er Cartailhac-Gallerie nannte. Später stellte man fest, dass die Kunstwerke auf den Höhlenwänden über einen langen Zeitraum hinweg zwischen 13.500 und 12.500 Jahren vor heute entstanden sind.
Der Zweck der Höhle
Mehrere Hypothesen kursieren über die Gründe, warum die prähistorischen Menschen die Höhle von Niaux aufsuchten. Es scheint nämlich, dass die Höhle nicht als Wohnraum diente, da weder am Eingang noch im Inneren entsprechende Spuren gefunden wurden. Niaux gehört damit zu einer Reihe anderer Höhlen in den umliegenden Tälern, die zwar ausgeschmückt sind, aber keine typischen Siedlungsspuren enthalten, anders als etwa die Höhle von La Vache oder die Grotte des Églises.
Zur Zeit des Magdalénien gab es wahrscheinlich zwei Eingänge in die Höhle von Niaux, der eine beim »Salon noir«, der andere führte über eine Galerie mit Namen Réseau Clastres, die heute eine abgetrennte Höhle darstellt und ebenfalls Malereien entält ( fünf an der Zahl). Die unterirdische Passage zwischen beiden Teilen steht heute unter Wasser.
Fußabdrücke
Die Menschen wagten sich tief in die Höhle vor: am Eingang gibt es keine Malereien, erst nach 800 Metern beginnen die ausgeschmückten Galerien. Spektakulär sind die Fußspuren, die die Menschen des Magdalénien auf dem sandigen Boden der Höhle hinterlassen haben. Es gibt mehr als ein Dutzend Abdrücke. Die Schrittlänge einiger Fußspuren zeigt, dass sich auch Kinder in der Höhle aufhielten.
Ein interessantes Forschungsprojekt planen Wissenschaftler für den Frühling/Sommer 2013: Neben vielen anderen Höhlen in den Pyrenäen sollen San-Buschleute aus Namibia auch die Höhle von Niaux untersuchen. Die Jäger sind hervorragende Fährtenleser, die Details aus den Spuren herauslesen können, die anderen Betrachtern entgehen. „Die San gehören zu den letzten gelernten Jägern und Sammlern des südlichen Afrika“, erklären die Leiter des Projekts Dr. Tilman Lenssen-Erz von der Universität zu Köln und Dr. Andreas Pastoors vom Neanderthal Museum in Mettmann. „Die Spuren in den Höhlen werden also von Leuten untersucht, die wirklich etwas davon verstehen.“
Andreas Pastoors möchte dabei mehr Informationen als die Anzahl oder Größe der Spuren: „Wir erhoffen uns ein Plus an Informationen: Ob die Person in Eile war, ob sie vielleicht krank war oder etwas getragen hat. Mehr Informationen, die Leben in die Abdrücke bringen.“ Dahinter steht der Wunsch, die kulturellen Erzeugnisse der Urmenschen besser zu verstehen: „Unsere große Aufgabe ist es, die Höhlenkunst zu interpretieren und herauszufinden, was die Menschen in diesen Höhlen mit den Höhlenbildern gemacht haben. Wir müssen alle Informationen über den Kontext dieser Bilder heranziehen.“
Artikel mit Material des idw-online.de
Weblinks:
http://www.ariege.com/niaux, Informationen für Besucher.
Dons Maps mit zahlreichen Bildern.
Projekt Tracking In Caves.
Literatur
- Jean Clottes. 1997. Niaux. Jan Thorbecke Verlag, Stuttgart.
- Valladas, J. et al. 1992. Direct radiocarbon dates for prehistoric paintings at the Altamira, El Castillo and Niaux caves. Nature 357, pp. 68 - 70. DOI: 10.1038/357068a0
Koordinaten von fossilized.org