Der Lake Eyasi ist ein saisonaler, flacher und abflussloser Salzsee auf dem Grund des Great Rift Valleys, südlich des Serengeti-Nationalparks und unmittelbar südwestlich des Ngorongoro-Kraters in Tanzania.
In unmittelbarer Nähe des Sees befinden sich die Fundstellen der Eyasi- und Garusi-Fossilen sowie die Mumba-Höhle, in der man eine umfangreiche Sammlung paläolithischer Werkzeuge der Middle Stone Age und Later Stone Age fand.
In den 1930er Jahren führte der deutsche Ethnologe Ludwig Kohl-Larsen und seine Frau Margit mehrere Expeditionen in der Gegend durch. So machte er am 80 Kilometer langen und 15 Kilometer breiten Eyasi-See mehrere bedeutende Entdeckungen, darunter Hominidenfunde aus dem Plio- und Pleistozän. Im November 1937 gelang dem Forscherpaar im Zuge von Oberflächenbegehungen im Bereich eines von Kohl-Larsen "Westbucht" genannten Areals am Südostuferr des Sees die Entdeckung des Exemplars Eyasi 1. Dabei handelt es sich um eine archaisch anmutende Schädelkalotte mit ausgeprägten Überaugenwülsten, die bereits 1939 von Hans Weinert weitgehend rekonstruiert wurde und heute an der Universität Tübingen aufbewahrt wird.
In der Folgezeit konnten in der Umgebung der Fundstelle weitere menschliche Überreste gefunden werden, darunter Eyasi 2, ein Fragment eines Hinterhauptbeins sowie Schädelfragmente und Zähne, die unter der Bezeichnung Eyasi 3 zusammengefasst werden.
Die Schädelkalotte Eyasi 1 gilt heute als Schlüsselfund des archaischen Homo sapiens in Afrika. Ursprünglich als sehr jung eingeschätzt - ca 35.000 Jahre vor heute - gilt nach umfangreichen Untersuchungen der mittelpleistozänen Schichtenfolge und der begleitenden Fauna ein sagenhaftes Alter von jenseits 200.000 Jahren vor heute. Damit wäre Eyasi 1 älter als vergleichbare Überreste des archaischen Homo sapiens aus Laetoli oder Florisbad.
In den 1990er Jahren führte man weitere Forschungen in der Region um den Lake Eyasi durch. Inzwischen verbesserte Methoden zur Altersbestimmung von Fossilien und Artefakten erbrachten neue Erkenntnisse über die von Kohl-Larsen gemachten Funde, aber auch einen weiteren menschlichen Überrest - ein Hinterhauptsfragment - das vermutlich ebenfals zu einem archaischen Homo sapiens gehören dürfte.
Literatur
- Domínguez-Rodrigo, M., Mabulla, A., Luque, L., Thompson, J. W., Rink, J., Bushozi, P., et al. 2008. A new archaic Homo sapiens fossil from Lake Eyasi, Tanzania. Journal of Human Evolution, 54(6), pp. 899-903, DOI: 10.1016/j.jhevol.2008.02.002
- Mehlman M. J. 1987. Provenience, age and associations of archaic Homo sapiens crania from Lake Eyasi, Tanzania. Journal of Archaeological Science 14:(2), pp. 133 - 162, DOI: 10.1016/0305-4403(87)90003-3
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