Den 1848 in der Forbes´ Quarry in Gibraltar gefundenen Schädel könnte man als "vergessenen Neandertaler" bezeichnen. Der eindrucksvolle, bemerkenswert vollständige Schädel wurde acht Jahre früher gefunden als die Schädeldecke und die Extremitätenknochen aus der Feldhofer-Grotte in Deutschland, denen wir den Namen "Neandertaler" verdanken.
Mit dem Fund von Gibraltar wußte damals niemand etwas anzufangen, weshalb er 16 Jahre lang unbeachtet blieb, bevor man seine Bedeutung erkannte. Aber auch danach schenkte man ihm wenig Aufmerksamkeit; erst 1907 wurde er endlich eingehend beschrieben, allerdings nicht von einem Anatomen, sondern von einem Geologen.
Der genaue Ort und die Umstände seiner Entdeckung sind nicht geklärt. Ein gewisser Captain Brome, der Leiter des Militärgefängnisses in Gibraltar, war Amateur- Fossilsammler und ließ die Häftlinge in den Höhlen der Gegend herumstöbern - eine Übertretung, die Brome seine Stellung kostete.
Der Schädel tauchte offenbar bei Bauarbeiten auf der Halbbinsel auf, und zwar irgendwann vor dem 3. März 1848, denn an diesem Tag wurde das Stück in den Notizen der Wissenschaftlichen Gesellschaft von Gibraltar kurz erwähnt. Stratigraphische, archäologische oder botanische Befunde, die zur Bestimmung seines Alters beitragen könnten, gibt es nicht.
Literatur
- Breuil, I'Abbe H. Paleolithic man at Gibraltar: new and old facts. Journ. Roy. Anthrop. Inst. , 1922; LII: 46-54
- Busk, G. Pithecoid Priscan Man from Gibraltar, The Reader, 23. Juli 1864.
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