Yariri

Der Regent Yariri (r.) und sein Schützling Kamani (l.) auf einem Relief aus Karkemiš

Yariri (hieroglyphen-luwisch i-a+ra/i-ri+i-i-sa[1] oder i-ara/i-ri+[2]) regierte im frühen bis mittleren 8. Jahrhundert v. Chr. in Karkemiš[3], möglicherweise um 790 v. Chr. herum.[4] Er trug die Titel Herrscher und Prinz[5]. Ob er Luwier war, ist nicht ganz klar, da sein Name an Namen syrischer Herkunft in den Texten von Kaneš erinnert[6].

Unter Aštiruwas Regierung

Es scheint, dass Yariri bereits unter König Astiruwas Regierung eine bedeutende Rolle spielte, vielleicht Wesir war. Jedenfalls scheint Astiruwa ihn noch vor seinem Tode zum Regenten für seinen Sohn Kamani bestimmt zu haben. Hinzu kommt, dass Yariri möglicherweise ein Eunuch und daher nicht in der Lage war, einen eigenen Thronerben zu zeugen. Fest steht, dass er auf Befehl des Königs zahlreiche Fremdsprachen und andere Fähigkeiten erlernte.[7]

Yariris Regentschaft

Die jüngeren Kinder des Königs Astiruwa auf einem Relief aus Karkemiš

Nach Astiruwas Tod war Yariri war Regent für den minderjährigen Sohn des Königs Astiruwa, Kamani, ebenso wie Erzieher des Kronprinzen und seiner Geschwister.[7] Daher nannte sich Yariri in seinen luwisch-hieroglyphischen Inschriften „Untertan des Astiruwa“[8] und verkündete auch offiziell, dass Kamani sein Nachfolger sein werde.[7] Während seiner Regentschaft versuchte er Karkemiš einen international hohen Status zu verschaffen.[7] Die Beziehungen zu anderen Ländern waren zu seiner Zeit weitgehend friedlich und es existierten wahrscheinlich enge Handelsbeziehungen zu Assyrien. Auch in Karkemiš selbst herrschten stabile, friedliche und kosmopolitische Bedingungen, die einen hohen Wohlstand ermöglichten. Es ist bekannt, dass Yariri Bewässerungsprojekte und weitere Bauvorhaben finanzierte. Auch erreichte die Bildhauerei während Yariris Regentschaft eine hohe Qualität.[9]

Unter Kamanis Regierung

Es ist nicht weiter bekannt, ob Yariri bis zu seinem Tod regierte oder Kamani bei Erreichen der Volljährigkeit den Thron überließ. Der Regierungswechsel scheint in jedem Falle friedlich verlaufen zu sein.[10]

Fremdsprachenkenntnisse und internationale Kontakte

Yariri ist vor allem bekannt für seine umfassenden Fremdsprachenkenntnisse und internationalen Kontakte, die er bereits im Auftrag von Aštiruwa erlangt hatte. In einer Inschrift rühmt er sich, zwölf Sprachen und mehrere Schriften beherrscht zu haben. Er war folgender Schriften mächtig, deren zugehörige Sprachen er sicher auch beherrscht haben wird:[7]

  • die städtische Schrift (luwische Hieroglyphen)
  • die suräische (evtl. urartäische Schrift) oder zuräische Schrift (letztere Lesevariante würde bedeuten: Schrift von Tyros = phönizische Schrift[11])
  • die assyrische Schrift
  • die Schrift der Taimani (evtl. der Aramäerstamm der Temaniten)

Die internationalen Kontakte des Yariri reichten bis zu folgenden Ländern und Völkern:[7]

  • Mizra (Ägypten)
  • Musa (Lyder)
  • Muska (Phryger)
  • Sura (Urartu, Phönizien[12] oder Tabal[13])
  • *475-la[14] (Babylonien oder Urartu[12] (Lesung unklar))
  • Assyrien (Lesung unklar)[15]

Stammbaum Haus von Astiruwa[16][17][18][19][20]

Die Aufeinanderfolge der Herrscher ist mit fett geschriebenen Zahlen gekennzeichnet. Die entsprechenden Ränge und Titel werden kursiv angegeben. Unklare Verwandtschaftsverhältnisse werden mit unterbrochenen Linien wiedergegeben. Nähere Informationen zu solchen unklaren Verwandtschaftsverhältnissen werden unter "Anmerkungen" erläutert. Personen mit unklarer oder kontroverser Einordnung im Stammbaum können mehrfach auftreten, werden dann aber durch ein fettes und kursives Fragezeichen (?) direkt hinter dem Namen gekennzeichnet. Die in diesem Artikel behandelte Person ist in FETTEN GROSSBUCHSTABEN hervorgehoben.

 
 
 
 
Astiruwa
König
1.
 
 
 
 
 
 
Yariri
Wesir
Regent
2.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Kamani
König
3.
 
weitere Söhne:
Malitispa, Astitarhunza,
Tarnitispa, Isikaritispa,
Sikara, Halpawari,
Yahilatispa
 
Tuwarsai?1
 
 
Tuwarsai?1
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Tuwarsai?1
 
Sastura2
Wesir
König?
4.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Sohn von Sastura3
König
= Astiru II.?
= Pisiri?
5.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Pisiri3
König
6.
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Anmerkungen:

1: Bei Tuwarsai ist die genaue Position im Stammbaum etwas unklar. Er könnte sowohl der Sohn des Astiruwa als auch der Sohn des Kamani sein, was ihn im letzteren Falle zu einem Enkel des Astiruwa machen würde. Es besteht allerdings auch die Möglichkeit, dass Tuwarsai keineswegs dem Haus von Astiruwa angehört, sondern der Sohn des Regenten Yariri ist.

2: Der Fakt, dass der Sohn von Sastura der nächste zweifelsfrei belegte König von Karkemiš nach Kamani ist, macht es wahrscheinlich, dass auch Sastura selbst dem Haus von Astiruwa angehört. Die wahrscheinlichsten Erklärungen sind, dass Sastura ein Adoptivsohn, Schwiegersohn oder Neffe von Kamani ist. Alle drei Möglichkeiten würden ihn in die dynastische Linie bringen.

3: Der Name des Sohnes von Sastura ist nicht überliefert. Daher werden mehrere Möglichkeiten seiner Identität in Betracht gezogen. Eine Möglichkeit ist, dass der Sohn von Sastura mit dem Pisiri der assyrischen Quellen identisch ist. Die andere Möglichkeit ist, dass der Sohn des Sastura einem aus einer fragmentarischen Inschrift hypothetisch rekonstruierten Astiru II. entspricht, welcher dann wahrscheinlich nicht mit Pisiri identisch ist. Das würde dann bedeuten, dass Pisiri ein Nachfolger von Astiru II. ist, vielleicht der unmittelbare Nachfolger.

Literatur

  • Trevor Bryce: The World of the Neo-Hittite Kingdoms: A Political and Military History. Oxford University Press: Oxford, New York 2012. ISBN 978-0-19-921872-1
  • Maciej Popko: Völker und Sprachen Altanatoliens. Harrassowitz Verlag: Wiesbaden 2008. ISBN 978-3-447-05708-0
  • Christian Marek, Peter Frei: Geschichte Kleinasiens in der Antike. Verlag C.H.Beck: München 2010. ISBN 978-3-406-59853-1
  • Annick Payne: Iron Age Hieroglyphic Luwian Inscriptions. Society of Biblical Literature, Atlanta 2012, ISBN 978-1-58983-269-5
  • Alessandra Gilibert: Syro-Hittite Monumental Art and the Archaeology of Performance. De Gruyter, Berlin 2011, ISBN 978-3-11-022225-8

Einzelnachweise

  1. Annick Payne: Iron Age Hieroglyphic Luwian Inscriptions. Atlanta 2012, S. 82.
  2. Annick Payne: Iron Age Hieroglyphic Luwian Inscriptions. Atlanta 2012, S. 85.
  3. Trevor Bryce: The World of the Neo-Hittite Kingdoms: A Political and Military History. Oxford, New York 2012, S. 302.
  4. Alessandra Gilibert: Syro-Hittite Monumental Art and the Archaeology of Performance. Berlin 2011, S. 135.
  5. Trevor Bryce: The World of the Neo-Hittite Kingdoms: A Political and Military History. Oxford, New York 2012, S. 94.
  6. Maciej Popko: Völker und Sprachen Altanatoliens. Wiesbaden 2008, S. 81.
  7. 7,0 7,1 7,2 7,3 7,4 7,5 Trevor Bryce: The World of the Neo-Hittite Kingdoms: A Political and Military History. Oxford, New York 2012, S. 95.
  8. Christian Marek, Peter Frei: Geschichte Kleinasiens in der Antike. München 2010, S. 803.
  9. Trevor Bryce: The World of the Neo-Hittite Kingdoms: A Political and Military History. Oxford, New York 2012, S. 96.
  10. Trevor Bryce: The World of the Neo-Hittite Kingdoms: A Political and Military History. Oxford, New York 2012, S. 97.
  11. Annick Payne: Iron Age Hieroglyphic Luwian Inscriptions. Atlanta 2012, S. 86 f.
  12. 12,0 12,1 Maciej Popko: Völker und Sprachen Altanatoliens. Wiesbaden 2008, S. 21.
  13. Annick Payne: Iron Age Hieroglyphic Luwian Inscriptions. Atlanta 2012, S. 84.
  14. Annick Payne: Iron Age Hieroglyphic Luwian Inscriptions. Atlanta 2012, S. 83.
  15. Trevor Bryce: The World of the Neo-Hittite Kingdoms: A Political and Military History. Oxford, New York 2012, S. 95–96.
  16. Trevor Bryce: The World of the Neo-Hittite Kingdoms: A Political and Military History. Oxford, New York 2012, S. 94–98, 302.
  17. John David Hawkins (1979): Some Historical Problems of the Hieroglyphic Luwian Inscriptions. In: Anatolian Studies 29, S. 159, 162.
  18. John David Hawkins (1982): Kubaba at Karkamiš and Elsewhere. In: Anatolian Studies 31, S. 159.
  19. John David Hawkins: Corpus of Hieroglyphic Luwian Inscriptions: Inscriptions of the Iron Age, Volume 1. Berlin 2000, S. 129.
  20. Elisabeth Rieken (2003): Hieroglyphen-luwisch zí+ra/i-la-mi-i („SCALPRUM.ARGENTUM“)su-ha-pa-na-ti: ein Kompositum und eine neue luwisch-lateinische Isoglosse. In: Historische Sprachforschung / Historical Linguistics 116(1), S. 48 f.

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