Urteil des Paris
Das Urteil des Paris ist eine berühmte Episode der griechischen Mythologie. Der Jüngling Paris muss das Urteil fällen, welche von drei Göttinnen die schönste ist: Aphrodite, Athene oder Hera.
Bei Homer wird auf das Thema nur angespielt[1], in der Komödie[2] und der Satire[3] wird es dagegen breiter behandelt.
Griechische Mythologie
Alle Götter sind zur Hochzeit des Peleus und der Thetis eingeladen, ausgenommen Eris, die „Göttin der Zwietracht“. So beleidigt, wirft sie von der Tür aus einen goldenen Apfel mit der Aufschrift {{Modul:Vorlage:lang}} Modul:Multilingual:149: attempt to index field 'data' (a nil value) (griechisch, etwa „Der Schönsten“, „Für die Schönste“) unter die feiernden Götter des griechischen Olymps.[4] Daraufhin kommt es zum Streit zwischen Aphrodite, Athene und Hera, wem dieser Apfel gebühre (daher auch Zankapfel/Erisapfel).
Zeus als höchster Olympier zieht sich aus der Affäre und legt das Urteil in die Hand eines Sterblichen: Er bestimmt den unschuldigen Jüngling Paris, den schönen, wenngleich verstoßenen Sohn des trojanischen Königs Priamos und der Hekabe, als Schiedsrichter.[5] Der Götterbote Hermes wird beauftragt, die Göttinnen zu dem Königssohn zu bringen, der seit seiner Verstoßung unerkannt als Hirte lebt.[6]
Um den Prinzen für sich zu gewinnen, versucht jede der Göttinnen, ihn zu bestechen, und bietet ihm einen Preis an. Hera verspricht ihm Herrschaft über die Welt, Athene verspricht Weisheit, Aphrodite hingegen bietet Paris die Liebe der schönsten Frau der Welt.[7] Mit dieser Belohnung kann Aphrodite das Urteil für sich entscheiden.[8]
Die schönste Sterbliche, Helena, war jedoch bereits mit Menelaos verheiratet, dem mächtigen König von Sparta. Der Raub an Helena, der begangen werden musste, um das Versprechen zu erfüllen, soll der Auslöser für den Trojanischen Krieg gewesen sein.
Das Paris-Urteil in der Kunst
Das Urteil des Paris war bereits in der griechischen Vasenmalerei ein häufig dargestelltes Thema. Auch bei den Etruskern findet man dieses Sujet auf Bronzespiegeln und in der Malerei. In nachantiker Zeit und in einem historischen Umfeld, in dem die Darstellung von Nacktheit verpönt war, blieb das Thema beliebt für Gemälde und Skulpturen. Schließlich bot es die Gelegenheit, drei unbekleidete Frauen in unterschiedlicher Pose abzubilden, während der mythologisch-moralische Hintergrund der Szene die Maler vor dem Vorwurf der Obszönität bewahrte. Die Maler konnten die Spannung des Bildes in den verschiedenen Phasen der Vorbereitung suchen und wie Peter Paul Rubens in die beziehungsreichen Blicke der Urteilsfindung legen. Bei Paul Cézanne ist das Urteil gefallen, die eine Göttin verliert ihr Gesicht, die andere wendet sich bereits ab.[9]
Bekannte Beispiele sind:
- Römisches Mosaik in Kos auf der griechischen Insel Kos[10]
- Sandro Botticelli, 1445–1510, Ölgemälde, 1485–1488
- Lucas Cranach d. Ä., 1472–1553, und seine Malerwerkstatt haben zahlreiche Varianten des Themas geschaffen. Heute in u. a.
- Das Urteil des Paris (Berliner Schloss)
- Kunsthalle Karlsruhe,
- Statens Museum for Kunst in Kopenhagen,
- Metropolitan Museum of Art in New York
- Schlossmuseum Schloss Friedenstein in Gotha.
- Marcantonio Raimondi, 1474–1534, Kupferstich, um 1515/16[11]
- Niklaus Manuel Deutsch, um 1484–1530, Ölgemälde, um 1517/18, Kunstmuseum Basel
- Frans Floris de Vriendt, 1517–1570, Ölgemälde
- Hendrick van Balen, 1575–1632, Ölgemälde
- Peter Paul Rubens, 1577–1640, Ölgemälde, 1606–1608, Museo del Prado, Madrid; Ölgemälde, um 1632–1635, National Gallery, London sowie National Gallery of Art, Washington, D.C.
- Massimiliano Soldani-Benzi, 1656–1740, Bronzeskulptur, um 1695/1700
- Francesco Fontebasso, 1709–1768, Ölgemälde
- Martin Johann Schmidt, 1718–1801, Ölgemälde
- Jacques Offenbach, 1819–1880, Operette „Die schöne Helena“, 1864
- Arnold Böcklin, 1827–1901, Ölgemälde
- Anselm Feuerbach, 1829–1880, Ölgemälde
- Henri Fantin-Latour, 1836–1904, Ölgemälde
- Hans von Marées, 1837–1887, Ölgemälde, als Beutekunst im Besitz Russlands
- Paul Cézanne, 1839–1906, Ölgemälde, 1862–1864
- Max Klinger, 1857–1920, Gemälde, 1886/87
- Enrique Simonet, 1866–1927, Ölgemälde, um 1904
- Ernst Ludwig Kirchner, 1880–1938, Ölgemälde, 1913, Wilhelm-Hack-Museum, Ludwigshafen
- Karl Stachelscheid, 1917–1970, Ölgemälde
- Ivo Saliger, 1894–1987, Ölgemälde, 1939, Deutsches Historisches Museum, Berlin
- Von Otto Wilhelm Reuther gibt es eine musikalische Komödie in einem Akt mit Musik von Cesar Bresgen, 1913–1988 (Deutschland, 1943)
- Bohuslav Martinů, 1890–1959, Oper, 1953
- Egbert Herfurth, *1944, Inversdarstellung "Parisurteil" – eine Frau mit Apfel wählt aus drei Männertypen, 1976
- Stefan Thomas, *1932, Skulptur aus mehreren Statuen, 1979 Schuhmarkt Parchim, seit 2000 Grünfläche "Rosengarten" in Parchim, weitere Variante in Greifswald im Hof der Berufsschule
- Wilfried Fitzenreiter, 1932–2008, Skulptur aus mehreren Statuen, Chemnitz/Brühl, 1979[12]
- Markus Lüpertz, *1941, Skulptur aus mehreren Statuen, 2001, Ku’damm-Eck am Kurfürstendamm in Berlin[13]
Literarische Bearbeitungen
In der Literatur und im Theater fand die Handlung ebenfalls ihren Niederschlag.
- Das Parisurteil, Nürnberger Fastnachtsspiel des 15. Jahrhunderts[14]
- Jean de La Fontaine: Die Zwietracht (Fabel)
- Leopoldo de Villati: Das Urtheil des Paris. Ein musicalisches Schäfer-Spiel in einer Handlung, Berlin 1752[15]
- Franz Peter Sennfelder: Die Hochzeit des Peleus und der Thetis; Oder Das Urtheil des Paris. Ein allegorisch-heroisches Schauspiel, 1770[16]
- Karl Ignaz Förg: Das Urtheil des Paris, eine mit Musick vermischte Parodie in einem Aufzuge [München, ca. 1775][17]
- August von Kotzebue: Das Urtheil des Paris. Eine heroische Komödie, 1804[18]
- Josef Viktor Widmann: Ein greiser Paris. Dramatische Plauderei in einem Akt (nach einem Motiv aus Boccaccio’s Decamerone), 1897[19]
Literatur
- Gustav Türk: Paris. In: Wilhelm Heinrich Roscher (Hrsg.): Ausführliches Lexikon der griechischen und römischen Mythologie. Band 3,1, Leipzig 1902, Sp. 1580–1638 (Digitalisat).
- Inge El-Himoud-Sperlich: Das Urteil des Paris. Studien zur Bildtradition des Themas im 16. Jahrhundert. Dissertation, München 1977.
- Anneliese Kossatz-Deissmann: Paridis iudicium. In: Lexicon Iconographicum Mythologiae Classicae. Band 7,1 (1994), S. 176–188, mit etwa 100 Abbildungen in Band 7,2.
- Thomas Blisniewski: „Und wandte seine Blicke zur Wollust …“ Das Parisurteil der „Hamburger Erbsenschote“. In: Bruckmanns Pantheon, 53.1995, S. 183–188
Weblinks
- Paris-Urteil. In: Das grosse Kunstlexikon von P.W. Hartmann.
Einzelnachweise
- ↑ Homer, Ilias 24, 28–30
- ↑ Kratinos, Dionysalexandros
- ↑ Z. B. Lukian, Götterdialoge 20
- ↑ Apollodorus Epitome E.3.2
- ↑ Ovid, Heroides 16,65–72
- ↑ Pausanias, 5.19.5.
- ↑ Euripides, Troerinnen 924–931
- ↑ Hyginus, Fabulae 92
- ↑ Martin R. Dean: Der Augenblick – für immer offengehalten. In: NZZ, 15. November 2014, S. 28
- ↑ Stefan O. Schüller: Die Westlichen Ausgrabungen.
- ↑ Raffael und Marcanton – ein kongeniales Team (Memento vom 25. Dezember 2004 im Internet Archive) Kunstgeschichtliches Institut der Ruhr-Universität Bochum
- ↑ Skulpturen und Plastiken in der Chemnitzer Innenstadt. Abgerufen am 23. August 2018.
- ↑ Ku’damm Eck im Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf
- ↑ Das Parisurteil. In: Verfasserlexikon. 2. Auflage. Band 7, Sp. 312–314.
- ↑ Digitalisat in der Library of Congress.
- ↑ Digitalisat bei Google Books.
- ↑ Digitalisat (PDF) im MDZ.
- ↑ Erschienen in: Almanach Dramatischer Spiele zur geselligen Unterhaltung auf dem Lande von A. von Kotzebue. zweiter Jahrgang. F. T. de La Garde, Berlin 1804, S. 5–48 (Digitalisat im MDZ).
- ↑ Erschienen in: J. V. Widmann: Jung und alt. Drei Dichtungen. Liebeskind, Leipzig 1897, S. 109–141 (Digitalisat im Internet Archive).