Suitbert

Hl. Suitbertus, fiktive Darstellung
Rede zum elfhundertjährigen Jubelfest des hl. Suitbertus. 1817

Suitbert (* um 637; † 713, auch Switbert, Swidbert, Suidbert, Suibert) war ein angelsächsischer Missionar, Gründer und erster Abt des Klosters Kaiserswerth, der als Heiliger verehrt wird.

Leben und Werk

Der Angelsachse Suitbert gehörte zu den Männern, die im Jahr 690 den Missionar Willibrord († 739) vom irischen Kloster Rathmelsigi aus zum Festland begleiteten.

Über ihn erfahren wir nur bei Beda Venerabilis (* um 673; † 735) Konkretes, während die so genannte Marcellinus-Vita des späten Mittelalters vor Erfindungen strotzt. Beda hebt immerhin Suitbert aus der Schar der Gefährten Willibrords hervor und widmet ihm in seiner Kirchengeschichte einen eigenen Abschnitt. Nach dem angelsächsischen Gelehrten befand sich vermutlich im Jahr 692 Willibrord auf seiner ersten Romreise, als sich einige von dessen Mitstreitern – in Opposition zum Friesenmissionar? – dazu entschlossen, Suitbert zum Bischof erheben zu lassen.

Suitbert kehrte nach England zurück und ließ sich von Wilfrid (* um 634; † 709/710) weihen. Die Trennung (?) von Willibrord war damit vollzogen, und Suitbert wandte sich der Bekehrung der fränkischen Brukterer zwischen Ruhr und Lippe zu. Dort muss er erfolgreich gewirkt haben, als dieser Stamm von eindringenden Sachsen – wohl gegen 695 – unterworfen wurde.

Suitbert konnte daraufhin mit Unterstützung des fränkischen Hausmeiers Pippin des Mittleren (680/687–714) und auf Veranlassung von dessen Gattin Plektrud nahe der fränkisch-sächsischen Grenzzone auf einer Rheininsel, dem späteren Kaiserswerth, ein Kloster gründen. Als Ausstattung des Klosters können wir Güter des Hausmeiers bzw. Königsgut annehmen; der Herrenhof Rinthusen soll sich darunter befunden haben. Nach Kaiserswerth, seiner „Bleibe“ (mansio), zog sich Suitbert nun also zurück, von weiteren Missionierungen bzw. Missionierungsversuchen berichtet Beda nichts.

Wohl geben spätere Quellen vermeintliche Auskunft über das Wirken des Heiligen in Rheinbrohl, bei Jülich und im Bergischen Land, doch könnten lediglich die Suitbertus-Tradition der Ratinger Kirche (Dumeklemmer-Sage) und das womöglich ins 8. Jahrhundert hineinreichende Alter einer Vorgängerkirche auf Mission und Kirchenorganisation von Suitberts Nachfolgern im rechtsrheinischen Kaiserswerther Vorfeld hinweisen.

Am 1. März des Jahres 713 ist dann Suitbert vermutlich in Kaiserswerth verstorben und sicher dort begraben worden. Seine Reliquien befinden sich heute in der ehemaligen Stiftskirche in einem kunstvoll verzierten Schrein, dem Suitbertusschrein. Dieser ist der bedeutendste Reliquienschrein des gesamten Niederrheins und ähnelt dem – etwas größeren – berühmten Dreikönigenschrein in Köln. Willibrord verzeichnete den Todestag in seinem Festkalender, Alkuin nannte Suitbert in seinem „Gedicht über die Heiligen der Kirche von York“ „besonders hervorragend“. Bischof Radbod von Utrecht (901–917), ein später Nachfolger Willibrords, verfasste eine Homilie auf den Heiligen.

Immerhin beleuchtet das Geschehen um Suitbert etwas, was man mit politischer Raumordnung am Niederrhein des Gebietes Austrasien (auch Austrien genannt) in spätmerowingischer Zeit umschreiben kann. Erinnert sei in diesem Zusammenhang an das Vordringen der Sachsen in Richtung Rhein, das verstärkt nach dem Tod König Dagoberts I. einsetzte und gegen Ende des 7. Jahrhunderts – wie wir gesehen haben – zur Unterwerfung der Brukterer (Boruktuarier), ab 715 zu sächsischen Angriffen auf Hattuarien führte. Das chattuarisch-ripuarische Gebiet an der unteren Ruhr, mithin Kaiserswerth befand sich nun in exponierter Grenzlage zu den Sachsen, von der noch im beginnenden 9. Jahrhundert Einhard († 840), der Biograph Karls des Großen (768–814), zu berichten weiß. Der Sachsenkrieg dieses Frankenkönigs (772–804) befreite den Raum aus seiner Grenzlage zwischen Ripuarien und Sachsen und machte unter anderem den Weg zur Gründung Werdens durch Liudger (* um 742; † 809) frei. Dass damals schon seit mindestens zwei Generationen Christen an der unteren Ruhr lebten, bezeugen die Quellen des Klosters Werden. Vielleicht geht das Christentum dort auf Suitbert und seine Gefährten zurück.

Symbol

Eine um das Jahr 1500 erschienene Lebensbeschreibung Suitberts berichtet, dass den Eltern ihr Sohn und seine missionarische Berufung durch eine Sternenerscheinung prophezeit worden sei. Daher wird Suitbertus auf vielen Darstellungen mit einem Stern symbolisiert.[1]

Gedenktag

  • evangelisch: 29. Februar in Schaltjahren, sonst 1. März
  • römisch-katholisch: Todestag: 1. März, Translation: 4. September bzw. erster Sonntag nach dem 4. September

Einzelnachweise

Literatur

  • Erste Rede bey dem eilfhundertjährigen Jubelfeste des heiligen Bischofes Suitbertus, Apostels hiesiger Gegend und der benachbarten Länder, Vorgetragen den 6ten des Monats Julius 1817 in der Pfarrkirche zu Kaiserswerth von Franz Xavier Jägers, Dechanten der Christianität Düsseldorf und Pfarrer in Mündelheim. Mit Genehmigung des Hochwürdigsten Erz-Stift Cölnischen General Vicariats. Düsseldorf, gedruckt bey Franz Friedrich Stahl, Hofdrucker. (zusammen mit der 2. bis 8. Rede in einem Band, o. J. wahrscheinlich 1817) (Digitalisat)
  • Zweyte Rede ... vorgetragen den 7ten des Monats Julius 1817 ... von Heinrich Joseph Saur ... (Digitalisat)
  • Dritte Rede ... vorgetragen den 8ten des Monats Julius 1817 ... von Mathias Wilhelm Mürckens ... (Digitalisat)
  • Vierte Rede ... vorgetragen den 9ten des Monats Julius 1817 ... von Johann Ferdinand Heubes ... (Digitalisat)
  • Fünfte Rede ... vorgetragen den 10ten des Monats Julius 1817 ... von Christian Pohl ... (Digitalisat)
  • Sechste Rede ... vorgetragen den 11ten des Monats Julius 1817 ... von Anton Joseph Binterim ... (Digitalisat)
  • Siebente Rede ... vorgetragen den 12ten des Monats Julius 1817 ... von Philipp Schulten ... (Digitalisat)
  • Achte Rede ... vorgetragen den 13ten des Monats Julius 1817 ... von Aloys Sebastian Arens ... (Digitalisat)
  • Beda der Ehrwürdige: Kirchengeschichte des englischen Volkes. Übersetzt von Günter Spitzbart. 2 Bände. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2. Auflage 1997, ISBN 3-534-13422-2 (deutsche Übersetzung von Bedas Historia ecclesiastica gentis Anglorum)
  • Franz Flaskamp: Suidbercht, Apostel der Brukterer, Gründer von Kaiserswerth. (= Missionsgeschichte der Deutschen Stämme und Landschaften; 2). A. Mecke, Duderstadt 1930
  • Vita S. Swiberti Episcopi Werdensis Frisiorum, Saxonum, Westphalorum & in primis Urbis Monasteriensis Apostoli / primùm scripta â Beato Marcellino Presbytero Coaevo & Socio ejus, expost aucta â S. Ludgero I.mo Monasteriensi Episcopo Fidâ relatione de miraculis & Canonizatione ejusdem Sancti ... [Ricfridus]. - Stahl, Dusseldorpii 1717. Digitalisierte Ausgabe
  • Johann Joseph Süss: Suitbertus der erste Bothe des Evangeliums im Lande der Berge und der Mark. Nebst geschichtlichen Nachrichten über die katholische Kirche in Barmen, und Erklärung der Ceremonien, welche bei der am 16ten Mai 1829 stattfindenden Einweihung der neuen Pfarrkirche in Barmen vorkommen werden. Stahl, Elberfeld 1829. Digitalisat
  • Vita S. Swiberti episcopi Werdensis Frisiorum, Saxonum, Westphalorum ... / primum scripta a beato Marcellino Presbytero ..., expost aucta a S. Ludgero I.mo Monasteriensi episcopo ... - Stahl, Dusseldorpii 1767. Digitalisierte Ausgabe der Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf
  • Franz Flaskamp: Die frühe Friesen- und Sachsenmission aus northumbrischer Sicht. Das Zeugnis des Beda; in: Archiv für Kulturgeschichte 51 (1969), S. 183–209
  • Katholische Kirchengemeinde St. Suitbertus u. a. (Hrsg.): Leben, Wunder, und Tugenden des h. Swiberti, Patronen der Collegiat-Kirchen zu Kayserswerth, Bischofs und Apostels von Holland, Friesland, Sachsen, Westphalen, und anderer benachbarten Landen, welche er zum Christenthum gebracht – beschrieben von dem h. Marcellino seinem Mitgefährten, und Gesellen; und h. Ludgero ersten Bischof zu Münster in Westphalen – aufs neu aufgelegt im tausentfunfzigsten Jahr nach ableben dieses heiligen Apostels. Düsseldorf-Kaiserswerth 1998
  • Johannes Madey: Suitbert (auch Suicbert, Swidbert genannt). In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 11, Bautz, Herzberg 1996, ISBN 3-88309-064-6, Sp. 241–242.
  • Franz Wachter: Suidbert, der Apostel des bergischen Landes. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 37, Duncker & Humblot, Leipzig 1894, S. 143 f.
  • Christa-Maria Zimmermann, Hans Stöcker (Hrsg.): Kayserswerth. 1300 Jahre Heilige, Kaiser, Reformer. Triltsch, Düsseldorf 2. Auflage 1981, ISBN 3-7998-0005-0
  • Stefan Schipperges: Suidbert. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 25, Duncker & Humblot, Berlin 2013, ISBN 978-3-428-11206-7, S. 694 (Digitalisat).

Weblinks

Commons: Suibert von Kaiserswerth – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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