Stadt- und Hochstiftmuseum
Das Stadt- und Hochstiftmuseum ist ein archäologisches, kulturgeschichtliches und stadtgeschichtliches Museum in Dillingen an der Donau in Bayern. 1986 konnte das Museum im von der Stadt erworbenen Unteren Stiftshaus eröffnet werden, 2008 wurde es um das ehemalige Angerer-Haus erweitert und wesentlich vergrößert.
Geschichte
Das Museum geht auf das vom Historischen Verein Dillingen gegründete „Museum der Stadt und des Historischen Vereins Dillingen“ zurück, das in der Johanniskapelle des Dillinger Schlosses 1889 eröffnet wurde. Am Beginn des 20. Jahrhunderts befassten sich Stadt und Historischer Verein mit der Planung eines in der früheren Wittelsbacher Anlage an der Kapuzinerstraße vorgesehenen eigenen Gebäudes. Der Münchner Architekt Gabriel von Seidl, Erbauer des Bayerischen Nationalmuseums, schuf den Entwurf für ein für diese Zeit typisches neubarockes Gebäude. Der Kostenvoranschlag für den Bau betrug 40.000 Mark. Bei einem Besuch in Dillingen 1907 verweigerte der bayerische Kultusminister von Wehner jedoch staatliche Zuschüsse für das Projekt – damit war diese Idee gestorben.
1910 übersiedelte das Museum wegen zunehmender Raumnot in die ehemalige Hofstallkaserne an der Lammstraße. Hier blieb es bis 1972; dann musste es einer Erweiterung der Kreis- und Stadtsparkasse weichen.
1973 erwarb die Stadt für das Museum vom Freistaat Bayern das ehemalige Untere Stiftshaus. Die Stadt und der Historische Verein vereinbarten dazu, dass von der Stadt ein „Stadt- und Hochstiftmuseum“ eingerichtet und betrieben wird und der Verein ihr zur Erfüllung dieser Aufgabe sein Museumsgut unentgeltlich als Dauerleihgabe überlässt. Unter der Leitung des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege wurde das Gebäude umgebaut und eingerichtet.
1981 fand mit der Sonderausstellung „300 Jahre Garnison Dillingen“[1] eine Teileröffnung statt; 1986 konnte die letzte Abteilung fertiggestellt werden. Der Erwerb des benachbarten Angerer-Hauses im Jahre 2002 schuf die Möglichkeit einer wesentlichen Erweiterung des Museums. Nach einer grundlegenden Sanierung und der Unterbringung weiterer Abteilungen konnte dieses Haus 2008 eröffnet werden. Die neuen Räumlichkeiten sind mittels Durchgängen und Treppenplattformen direkt an das alte Museumsgebäude angeschlossen. Auf diese Weise wurden sie in die Gesamtkonzeption des Museums mit einbezogen. Das Museum wurde auch behindertenfreundlich durch einen modernen Aufzug erschlossen.
Die Abteilung Stadtgeschichte wurde neu konzipiert und eingerichtet. In Rundgängen durch beide Häuser können vielfältige Eindrücke von der alemannischen Besiedlung bis in die Gegenwart gewonnen werden; der Raum über Flucht und Vertreibung nach dem Zweiten Weltkrieg ist fertiggestellt und wichtige Personen und Institutionen der Stadtgeschichte werden dargestellt.[2]
Die Gebäude des ehemaligen Unteren Stiftshaus (Hafenmarkt 11) und des benachbarten Angerer-Hauses (Hafenmarkt 12) sind denkmalgeschützte Baudenkmäler, die auf der Denkmalliste des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege stehen.
Dauerausstellung im Unteren Stiftshaus
Die Dauerausstellung des Stadt- und Hochstiftsmuseums ist gegliedert in die Themenbereiche:
- Druck und Druckerei in Dillingen
- Ausstellung theologischer Schriften zur Gegenreformation aus dem süddeutschen Raum, in Kooperation mit der Jesuiten-Universität.
- Archäologie
- Bodenfunde des Landkreises Dillingen von der Jungsteinzeit bis ins Hochmittelalter. Besonders eindrucksvoll wird die Geschichte der Völkerwanderungs- und Merowingerzeit durch zahlreiche, wertvolle Grabbeigaben aus dem alamannischen Gräberfeld von Schretzheim präsentiert.
- Kulturgeschichtliche Entwicklung der Stadt
- Exponate, die für die geistliche und weltliche Entwicklung der Stadt Dillingen von Bedeutung sind. Zwei Räume beherbergen die Militärgeschichte der Stadt.
- Handwerk in Dillingen
- Im Dachgeschoss werden Inventare des letzten Stadtfischers, einer Schusterei, einer Drechslerei, einer Schäfflerei, einer Kaltmangel und einer Zimmerei gezeigt.
- Mittelalterliche Strafjustiz
- In den Kellerräumen vermittelt eine kleine Ausstellung in den restaurierten Gefängniszellen der Zeit nach der Säkularisation die historische Rechtsumsetzung. Eine Zelle dokumentiert das Leben und den Tod des in Dillingen hingerichteten "Bayerischen Hiasl" Matthias Klostermayr.
- Innenhof
- Der Innenhof beherbergt die rekonstruierte historische Weigand-Schmiede.
Neue Abteilungen im Angerer-Haus
- Die Kupferschmiede Angerer – Beispiel einer Dillinger Handwerkerfamilie
- Sebastian Kneipp – Dillingen, die Geburtsstätte der Wasserkur
- Johann Evangelist Wagner – Regens Wagner und seine Stiftung
- Franziskanerinnen in Dillingen
- Dillinger Universitätsdrucker
- Dillinger Künstler und ihr Werk (z. B. Heinrich Vogtherr der Ältere, Hugo von Habermann)
- Wilhelm Bauer – der Erfinder des U-Boots
- Günther Christlein – Plastiken
- Galerie im Obergeschoss: Wechselausstellungen zu Dillinger Künstlern
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Knappe Darstellung der Garnisonsgeschichte, abgerufen am 7. Juni 2018.
- ↑ http://www.historischer-verein-dillingen.de/
Koordinaten: 48° 34′ 35,5″ N, 10° 29′ 36,5″ O