Sinuessa

Koordinaten: 41° 8′ N, 13° 51′ O

Karte: Italien
marker
Sinuessa
Magnify-clip.png
Italien

Sinuessa ({{Modul:Vorlage:lang}} Modul:ISO15924:97: attempt to index field 'wikibase' (a nil value); auch {{Modul:Vorlage:lang}} Modul:Multilingual:149: attempt to index field 'data' (a nil value)) war eine antike italische Hafenstadt an der Via Appia im äußersten südlichen Latium an der Grenze gegen Kampanien.[1] Sie lag in einer milden, fruchtbaren und besonders weinreichen Gegend zwischen dem Monte Massico und der Küste des Tyrrhenischen Meers im Gebiet der heutigen Gemeinden Cellole, Sessa Aurunca und Mondragone.

Geschichte

Angeblich befand sich an der Stelle von Sinuessa zuerst eine griechische Anlage, die den Namen Sinope trug.[2] Jedenfalls war die unmittelbare Vorgängersiedlung von Sinuessa eine Stadt namens Vescia, die 314 v. Chr. von den Römern zerstört wurde.[3] Auf dem Territorium dieser untergegangenen Stadt der Aurunker gründeten die Römer die Bürgerkolonie Sinuessa während des Dritten Samnitenkrieges 296/295 v. Chr. gleichzeitig mit Minturnae zum Schutz gegen die Einfälle der Samniten.[4] Die Stadt erhielt ihren Namen laut dem antiken Geographen Strabon aufgrund ihrer Lage an einem geräumigen Meerbusen (Sinus), dem heutigen Golf von Gaeta.[5]

217 v. Chr., ein Jahr nach Ausbruch des Zweiten Punischen Krieges, zog Hannibal brandschatzend durch die fruchtbarsten Gebiete Italiens und verwüstete dabei unter anderem auch die Gegend von Sinuessa. Doch der Diktator Quintus Fabius Maximus Verrucosus beobachtete Hannibal nur und ließ sich gemäß seiner Defensivstrategie trotz großen Drucks von Seiten seines Heers nicht zu einer offenen Feldschlacht mit den Karthagern hinreißen.[6] Zu einem späteren Zeitpunkt des Krieges wollten Sinuessa, Minturnae und andere coloniae maritimae keine Verstärkungen an Soldaten liefern. Diesem Anliegen war jedoch kein Erfolg beschieden; es wurde mit der Begründung abgelehnt, dass sich noch bewaffnete Feinde in Italien befanden.[7] 191 v. Chr., als Rom gegen den Seleukidenkönig Antiochos III. kämpfte, gerieten die Bürger von Sinuessa aufgrund ihrer Bemühungen, vom Militärdienst zur See befreit zu werden, mit dem das Flottenkommando innehabenden Prätor Gaius Livius Salinator in Konflikt, drangen mit ihren Forderungen aber wiederum nicht durch.[8]

Seit der Regierungszeit von Augustus wurde Sinuessa vom nahe gelegenen Minturnae überflügelt. Später wurde die von Sinuessa nach Puteoli führende Via Domitiana erbaut.[9] Die Itinerarien erwähnen Sinuessa als noch bestehende, an der Via Appia gelegene Stadt.[10] Wann sie unterging, ist unbekannt.

Von Sinuessa sind nur geringe Überreste wie Teile der Stadtmauer, ein Amphitheater und ein Aquädukt erhalten.

Weinhandel; Aufenthaltsort; Bäder

Die Lage an der Via Appia und der Handel mit Wein, der insbesondere vom benachbarten, bis 813 Meter hohen Mons Massicus (heute Monte Massico) stammte,[11] trugen wesentlich zum Wohlstand Sinuessas bei. Die Stadt war auch ein beliebter Reiseaufenthalt. So machte hier Gaius Iulius Caesar Station, als er sich 49 v. Chr. auf dem Weg von Brundisium nach Rom befand,[12] und auf seiner Reise nach Brundisium traf Horaz sich hier mit seinen Freunden Vergil und Lucius Varius Rufus.[13] Der Redner Marcus Tullius Cicero besaß in Sinuessa ein Anwesen.[14]

Nahe Sinuessa befanden sich auch bekannte Thermalbäder (Aquae Sinuessanae), die laut Plinius dem Älteren gegen Unfruchtbarkeit von Frauen und Geisteskrankheit von Männern empfohlen wurden. Unter anderen besuchte Kaiser Claudius häufig diese Bäder.[15] Hier wurde auch Neros berüchtigter Gardepräfekt Tigellinus 69 n. Chr. zum Selbstmord gezwungen.[16]

Literatur

  • Edward Herbert Bunbury: Sinuessa. In: William Smith: Dictionary of Greek and Roman Geography. London 1854.
  • Maria Milvia Morciano: Sinuessa. In: Der Neue Pauly (DNP). Band 11, Metzler, Stuttgart 2001, ISBN 3-476-01481-9, Sp. 588.
  • Hans Philipp: Sinuessa. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band III A,1, Stuttgart 1927, Sp. 259 f.

Anmerkungen

  1. Einige antike Autoren rechneten Sinuessa zu Kampanien (Polybios 3, 91; Ptolemäus 3, 1, 6), andere zu Latium (Strabon 5, 219; 5, 231; 5, 234; Pomponius Mela 2, 70; Plinius, Naturalis historia 3, 59).
  2. Livius 10, 21, 8; Plinius, Naturalis historia 3, 59.
  3. Livius 8, 11, 5; 9, 25, 4.
  4. Livius 10, 21, 7f.; 22, 14, 3; Velleius Paterculus 1, 14, 6.
  5. Strabon 5, 234.
  6. Livius 22, 13f.; dazu Serge Lancel, Hannibal, deutsche Ausgabe Düsseldorf/Zürich 1998, S. 167f.
  7. Livius 27, 38, 2ff.
  8. Livius 36, 3, 4ff.
  9. Cassius Dio 67, 14, 1; Statius, Silvae 4, 3.
  10. Itinerarium Antonini p. 108; Itinerarium Burdigalense vel Hierosolymitanum p. 611; Tabula Peutingeriana 6, 3.
  11. Horaz, Epistulae 1, 5, 5.
  12. Cicero, Epistulae ad Atticum 9, 1, 5; 9, 14, 8; Epistulae ad familiares 12, 20.
  13. Horaz, Saturae sive sermones 1, 5, 40.
  14. Cicero, Epistulae ad familiares 12, 20; Epistulae ad Atticum 14, 8, 1 u. ö.
  15. Livius 22, 13, 10; Plinius, Naturalis historia 31, 8; Tacitus, Annalen 12, 66; Silius Italicus 8, 529.
  16. Tacitus, Historiae 1, 72; Plutarch, Otho 2.

Die News der letzten Tage