Siegfried Morenz

Kurt Karl Siegfried Morenz (* 22. November 1914 in Leipzig; † 14. Januar 1970 ebenda) war ein deutscher Ägyptologe und anfänglich deutsch-christlich orientierter Religionshistoriker.

Leben

Siegfried Morenz studierte von 1934 bis 1938 evangelische Theologie, Philosophie und Religionsgeschichte sowie seit 1935 Ägyptologie, auf die sich sein Interesse schnell richtete. Im Jahr 1939 erklärte er seine Mitarbeit am Institut zur Erforschung und Beseitigung des jüdischen Einflusses auf das deutsche kirchliche Leben.[1] Er wurde 1942 an der Universität Leipzig promoviert, Thema der Dissertation war Die Geschichte von Joseph dem Zimmermann [Historia Josephi fabri lignarii], die er übersetzte und erläuterte. Während des Zweiten Weltkriegs war er als wissenschaftliche Hilfskraft an der Aufrechterhaltung des Lehrbetriebs und an der Rettung der Museumsobjekte des Ägyptischen Museums beteiligt, übernahm die Rückführung von Teilen der ausgelagerten Sammlung und den Wiederaufbau des Instituts. Neuer Standort wurden Räume im Erdgeschoss und Keller in einem Universitätsgebäude in der Schillerstraße 6, in dessen Kellern weiterer ausgelagerter Museumsbesitz die Luftangriffe überdauert hatte. 1951 kam ein Teil der sichergestellten Museumsobjekte wieder nach Leipzig zurück, sodass Morenz damit eine kleine Ausstellung aufbauen konnte. Morenz erlebte die Neueröffnung des Ägyptischen Museums der Universität Leipzig, die erst 1976 ermöglicht werden konnte, nicht mehr mit.[2]

Morenz wurde 1946 Dozent an der Universität Leipzig und habilitierte sich im selben Jahr bei Wilhelm Schubart. Im Februar 1952 wurde er Professor mit Lehrauftrag, im September des Jahres mit vollem Lehrauftrag und zwischen 1954 und 1961 schließlich als Lehrstuhlinhaber für Ägyptologie und hellenistische Religionsgeschichte und Direktor des Ägyptologischen Instituts der Universität Leipzig. Zwischen 1952 und 1958 nahm Morenz zudem nebenamtlich die Leitung der Ägyptischen Abteilung der Staatlichen Museen zu Berlin in Ostberlin wahr. Zwischen 1961 und 1966 lehrte Morenz als Lehrstuhlinhaber an der Universität Basel, leitete jedoch im Nebenamt weiterhin das Leipziger Ägyptologische Institut.

Zahlreiche Veröffentlichungen zur altägyptischen Religion verschafften ihm internationale Reputation. Im Jahr 1968 sprach er sich gegen die Sprengung der Leipziger Paulinerkirche aus.[3] Morenz wurde 1955 ordentliches Mitglied, 1966 Vizepräsident der Sächsischen Akademie der Wissenschaften und blieb es bis zu seinem Tod.[4] Im Jahr 1953 wurde er mit dem Nationalpreis der DDR ausgezeichnet, 1959 wurde er Ehrendoktor der Theologischen Fakultät der Eberhard Karls Universität Tübingen, 1968 korrespondierendes Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften.

Eines seiner Kinder, sein Sohn Ludwig Morenz (* 1965), wurde ebenfalls Ägyptologe.

Schriften (Auswahl)

  • Ägyptische Religion (= Die Religionen der Menschheit. Band 8). Stuttgart 1960.
  • Die Heraufkunft des transzendenten Gottes in Ägypten. Berlin 1964.
  • Altägyptischer Jenseitsführer. Leipzig 1964.
  • Gott und Mensch im Alten Ägypten. VOB Koehler & Amelang, Leipzig 1964.
  • Die Begegnung Europas mit Ägypten. (mit einem Beitrag von Martin Kaiser über Herodots Begegnung mit Ägypten) Artemis, Zürich u. a. 1969.

Literatur

  • Zweiheit, Dreiheit und Einheit in der altägyptischen Theologie. Gedenkschrift für Siegfried Morenz. In: Zeitschrift für Ägyptische Sprache und Altertumskunde. 100, 1974, S. 136–141.
  • Elke Blumenthal: Morenz, Siegfried. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 18, Duncker & Humblot, Berlin 1997, ISBN 3-428-00199-0, S. 100 (Digitalisat).
  • Ulrich Luft: Siegfried Morenz 22.11.1914–14.1.1970. In: Archiv für Papyrusforschung und verwandte Gebiete. Band 22/23, 1973/1974, S. 401–402.
  • Lothar Mertens: Lexikon der DDR-Historiker. Biographien und Bibliographien zu den Geschichtswissenschaftlern aus der Deutschen Demokratischen Republik. Saur, München 2006, ISBN 3-598-11673-X, S. 185–186.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Hans Prolingheuer: Wir sind in die Irre gegangen, Köln 1987.
  2. Friederike Seyfried: Sammlung. Geschichte der Sammlung des Ägyptischen Museums der Universität Leipzig. (Memento vom 19. Oktober 2007 im Internet Archive) nach Elke Blumenthal in: Renate Krauspe (Hrsg.): Das Ägyptische Museum der Universität Leipzig. von Zabern, Mainz 1997.
  3. Dietrich Koch: 30 Jahre danach. Der wenig erinnerte Widerstand Leipziger Studenten; Universität Leipzig Oktober 1998 Heft 5/98, S. 38–40 (Memento vom 15. Juli 2007 im Internet Archive)
  4. Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Frankfurt am Main 2003, S. 416.

Die News der letzten Tage