Seaxburg (Wessex)

Seaxburg (auch Seaxburh, Sexburga; † 674?) war von 672 bis 674 als Nachfolgerin ihres Mannes Cenwalh Königin der Gewissæ, einer Volksgruppe, die im späten 7. Jahrhundert als „Westsachsen“ das angelsächsische Königreich Wessex bildete.[1] Die Quellenlage zu Seaxburg ist sehr spärlich und teilweise widersprüchlich. Entsprechend unterschiedlich sind daher die Auslegungen der Historiker.

Leben

Familie

Seaxburgs Herkunft ist unbekannt. Ihr Name deutet auf eine Abstammung aus der ostanglischen Dynastie der Wuffinger hin, bei deren Angehörigen das Namenselement „Seax-“ auch zu finden ist. Eine Abstammung aus dem Haus Wessex ist zwar nicht auszuschließen, doch waren dort „Seax-“Namen ungebräuchlich.[2] König Cenwalh war zweimal verheiratet; in erster Ehe mit einer Schwester von König Penda von Mercia,[3] die er um 645 verstieß; in zweiter Ehe mit Seaxburg.[4] Nachkommen Seaxburgs sind nicht bekannt.[5]

Nach anderer Auffassung handelt es sich bei Seaxburg um eine Tochter Pybbas und Pendas Schwester. Als Cenwalh sie verstieß wurde er von Penda vertrieben und Seaxburg nach Cenwalhs Tod von ihrem Bruder als Königin eingesetzt.[6]

Herrschaft

Cenwalh folgte seinem Vater Cynegils im Jahr 642[7] auf den Thron.[8] 645[9] überfiel Penda von Mercia die Gewissæ, weil, so Beda Venerabilis, Cenwalh seine erste Frau, eine Schwester Pendas, verstoßen und „eine andere Frau“ (Seaxburg) geheiratet hatte. Cenwalh floh an den Hof König Annas von East Anglia, der ebenfalls mit Penda verfeindet war.[3] Wer während seines Exils die Herrschaft über sein Königreich ausübte ist unbekannt. Möglicherweise regierte Cenberht, der Vater des späteren Königs Caedwalla, in dieser Zeit.[10] 648 gelangte Cenwalh unter unbekannten Umständen wieder an die Macht.[8]

Nach der Angelsächsischen Chronik starb Cenwalh 672 und seine Witwe Seaxburg übernahm für ein Jahr die Herrschaft.[11] Diese Darstellung scheint jedoch stark vereinfachend zu sein. Beda hingegen berichtete, dass das Reich zwischen den Unterkönigen aufgeteilt wurde.[12] Es erscheint wahrscheinlich, dass nach Cenwalhs Tod die „starke Hand“ eines dominanten Königs fehlte und das Reich in dieser 10-jährigen Schwächephase in Unterreiche zerfiel,[10] wenngleich Seaxburg zumindest der Anspruch auf eine Vormachtstellung zuerkannt wurde.[13]

Sie scheint, was einzigartig in der angelsächsischen Geschichte ist, nicht als Regentin für ihre Kinder, sondern aus eigenem Recht geherrscht zu haben. Sie ist die einzige Königin, die in den angelsächsischen Königslisten genannt wird. Vermutlich herrschte sie etwas länger als ein Jahr, da Æscwine, der nächste König, sein Amt erst 674 angetreten haben soll.[2] 674 wird als ihr vermutliches Todesjahr angenommen.[1]

Quellen

Literatur

  • D. N. Dumville: The West Saxon genealogical regnal list and the chronology of early Wessex, Peritia, 4/1985, S. 21–66.
  • D. P. Kirby, Alfred Smyth, Ann Williams (Hrsg.): A Biographical Dictionary of Dark Age Britain, Routledge, London-New York 1991, ISBN 978-1-85264-047-7.
  • Barbara Yorke: Wessex in the early Middle Ages (Studies in the Early History of Britain), Continuum, 1995, ISBN 978-0718518561.
  • D. P. Kirby: The Earliest English Kings, Routledge, London-New York 2000, ISBN 978-0415242110.
  • Barbara Yorke: Kings and Kingdoms of early Anglo-Saxon England. Routledge, London-New York 2002, ISBN 978-0-415-16639-3 (Digitalisat [PDF; 6,2 MB])
  • John Cannon, Anne Hargreaves: The Kings and Queens of Britain, Oxford University Press, 2009 (2. überarb. Aufl.), ISBN 978-0-19-955922-0.
  • Barbara Yorke: Seaxburh. In: Oxford Dictionary of National Biography, Oxford University Press, Oxford 2004 (Digitalisat – kostenpflichtige Registrierung erforderlich –, abgerufen am 13. November 2011)

Weblinks

Anmerkungen

  1. 1,0 1,1 Simon Keynes: Kings of the West Saxons. In: Lapidge et al. (Hrsg.): The Blackwell Encyclopaedia of Anglo-Saxon England. Wiley-Blackwell, Oxford u. a. 2001, ISBN 978-0-6312-2492-1, S. 511–514.
  2. 2,0 2,1 Barbara Yorke: Seaxburh@1@2Vorlage:Toter Link/www.oxforddnb.com (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (kostenpflichtige Registrierung erforderlich). In: Oxford Dictionary of National Biography, Oxford University Press, 2004. abgerufen am 13. November 2011
  3. 3,0 3,1 Beda: HE 3,7
  4. Angelsächsische Chronik zum Jahr 495
  5. E. B. Fryde et al. (Hrsg.): Handbook of British Chronology (= Royal Historical. Society Guides and Handbooks 2). 3. edition, reprinted with corrections. Cambridge University Press, Cambridge u. a. 1996, ISBN 0-521-56350-X, S. 22.
  6. Guida M. Jackson: Women Rulers Throughout the Ages: An Illustrated Guide, ABC-Clio, 1999. ISBN 978-1576070918, S. 357.
  7. Angelsächsische Chronik zum Jahr 643
  8. 8,0 8,1 Barbara Yorke: Cenwalh@1@2Vorlage:Toter Link/www.oxforddnb.com (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (kostenpflichtige Registrierung erforderlich). In: Oxford Dictionary of National Biography, Oxford University Press, 2004. abgerufen am 13. November 2011
  9. Angelsächsische Chronik zum Jahr 645
  10. 10,0 10,1 Barbara Yorke: Kings and Kingdoms of early Anglo-Saxon England. Routledge, London-New York 2002, ISBN 978-0-415-16639-3, S. 144–147.
  11. Angelsächsische Chronik zum Jahr 672
  12. Beda: HE4,12
  13. Barbara Yorke: Wessex in the early Middle Ages (Studies in the Early History of Britain), Continuum, 1995, ISBN 978-0718518561, S. 82.

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