Römische Feldlager von Obersebern

Feldlager von Obersebern
Limes Limes Noricus
Datierung (Belegung) kurzfristige Nutzung Mitte 1. Jh.
Typ temporäre Lager
Größe ca. 4 ha
Bauweise Holz-Erde
Ort Naarn, Ortschaft Obersebern
Geographische Lage 48° 14′ 9,8″ N, 14° 34′ 28,2″ O
Höhe 242 m ü. A.
Vorhergehend Legionslager Albing (südwestlich)
Anschließend Kastell St. Pantaleon-Stein (südlich)
Karte

Die Römischen Feldlager von Obersebern sind drei ehemalige römische Militärbauten, die im 1. Jahrhundert n. Chr. für eine kurzfristige Nutzung in Holz-Erde-Bauweise angelegt wurden. Sie befinden sich im Ortsteil Obersebern in der Gemeinde Naarn im Machlande in Oberösterreich.

Lage

Die drei römischen Feldlager befinden sich an der Einmündung des Flusses Aist in die Donau. Die Donau ist zwischen Stein und Obersebern relativ schmal und leicht passierbar. Die Militärlager waren demnach im Westen durch das Flussbett der Aist und im Süden durch einen Nebenarm der Donau geschützt. Mit dem östlich angrenzenden Aistmühlbach ergibt sich ein etwa 330 Hektar großes Gebiet in Insellage bei der Furt nach Stein. Die drei Feldlager erstreckten sich entlang der Donau auf einer etwa zwei Meter erhöhten Kuppe.[1]

Geschichte

Die Feldlager wurden offensichtlich im Zuge des Feldzugs gegen Britannien errichtet. Im zweiten Drittel des 1. Jahrhunderts n. Chr. wurden dort kurzfristig Truppenkontingente stationiert, die Richtung Nordwesten nach Britannien verlegt wurden.[2] Sie ermöglichten außerdem die Kontrolle des Donautals und sicherten eine wichtige Verkehrsroute, die entlang des Flusses Aist nach Norden in das Barbaricum führte.

Auf der gegenüberliegenden Seite der Donau wurden später das Auxiliarkastell von St. Pantaleon-Stein, das Legionslager Albing und Lauriacum errichtet.

Forschungsgeschichte

Im Jahr 2017 wurden durch das Studium von Google Earth die temporären Feldlager in Obersebern identifiziert.[1]

Feldlager

Die Militärlager hatten die Form von fast rechteckigen Parallelogrammen mit abgerundeten Ecken. Der Großteil des Lagers Obersebern 3 erstreckt sich unter verbautem Gebiet, in dem keine genauen Vermessungen durchgeführt werden konnten.[3]

Bezeichnung Maße Innenfläche Torbreite im Nordwesten Torbreite im Südosten
Obersebern 1 128 × 95 m 1,16 ha 6,4 m 5 m
Obersebern 2 160 × 117 m 1,4 ha 6,2 m 7,8 m (innerer Graben)
8,5 m (äußerer Graben)
Obersebern 3 145 × mind. 45 m ? ? ?

Die drei Feldlager waren von 1,1 bis 1,7 Meter breiten römischen Spitzgräben umgeben. Nur das mittlere und größte Lager hatte einen Doppelgraben. Die Gräben waren bei den Zugängen zu den Toren unterbrochen, wobei die Torpassagen aber jeweils durch einen vorgelagerten Schutzgraben (Titulum) geschützt wurden.

Die auffällige lineare Anordnung von drei römischen Feldlagern findet sich auch in Walton im walisischen Radnorshire und in Farnley, 5 km südlich des Hadrianswalls.[4]

Funktion

Die drei Feldlager stehen für die temporäre Präsenz militärischer Einheiten oder für die in kurzem Intervall eintreffenden Staffeln in der Größe dreier cohortes quinquenariae (Einheiten geringer Mannstärke).[2]

Die topografische und strategische Situation von Obersebern erinnert an die fünf ebenfalls nördlich der Donau gelegenen Lager von Iža, die im Zuge der Markomannenkriege um 175 n. Chr. am Gegenufer von Brigetio angelegt wurden.[5]

Siehe auch

Literatur

  • Stefan Groh, Helga Sedlmayer: Enns und Obersebern, Frühprinzipatszeitliche Militärlager im Kontext der raetisch-norischen Kontrolle der Donaupassage. In: Bayerische Vorgeschichtsblätter. Band 83, 2018, S. 43–74 (academia.edu [abgerufen am 30. Januar 2022]).

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Groh/Sedlmayer 2018, S. 46.
  2. 2,0 2,1 Groh/Sedlmayer 2018, S. 68.
  3. Groh/Sedlmayer 2018, S. 49.
  4. Groh/Sedlmayer 2018, S. 50.
  5. Groh/Sedlmayer 2018, S. 47, 50–51.

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