Rheinisches Landesmuseum Bonn

Rheinisches Landesmuseum Bonn
Daten
Ort Bonn
Art
Kulturhistorisches Museum
Architekt Lohrer, Keck, Herrmann & Bosch
Gründungsdatum 04. Januar 1820
Besucheranzahl (jährlich) ca. 100.000 jährlich (vor Covid-19)
Betreiber
Landschaftsverband Rheinland
Leitung
Thorsten Valk
ISIL DE-MUS-024615

Das LVR-LandesMuseum Bonn (vollständige Bezeichnung: LVR-LandesMuseum Bonn, Rheinisches Landesmuseum für Archäologie, Kunst- und Kulturgeschichte) ist eines der ältesten kulturhistorischen Museen Deutschlands. Die Sammlung des LVR-LandesMuseums bildet mit ihren archäologischen, kunst- und kulturhistorischen Objekten 400.000 Jahre Menschheitsgeschichte ab. Der Schwerpunkt liegt auf der kulturellen Geschichte des Rheinlandes, die unter anderem durch archäologische Funde, mittelalterliche Kunstwerke, Werke der Düsseldorfer Malerschule und zeitgenössische Positionen abgebildet wird.

Das LVR-LandesMuseum wird vom LVR (Landschaftsverband Rheinland) getragen und bildet mit dem Max Ernst Museum des LVR in Brühl und den Römerthermen Zülpich. Museum der Badekultur den Museumsverbund im Landschaftsverband Rheinland.

Frontansicht des Rheinischen Landesmuseums Bonn im Juni 2011
Luftaufnahme (2018)

Geschichte

Am 4. Januar 1820 wurde der Vorläufer des Museums, das Museum Rheinisch-Westfälischer Altertümer, als „Antiquitäten-Museum“ durch Erlass des preußischen Staatskanzlers Karl August von Hardenberg gegründet. Der erste Leiter war der zu gleicher Zeit zum Direktor der Verwaltung für Alterthumskunde im Rheinlande und in Westfalen ernannte Wilhelm Dorow. Die Gründung des eigentlichen Provinzialmuseums fand 1874 unter anderem durch Ernst aus’m Weerth und Hermann Schaaffhausen statt.

1877 wurde als Schwestermuseum für den moselländischen Teil der Rheinlande das Rheinische Landesmuseum Trier gegründet. Der im Zweiten Weltkrieg zerstörte Gründungsbau wurde 1967 durch einen seinerzeit wegweisenden Neubau von Rainer Schell ersetzt.

Von 1997 bis 2003 wurde das Museum umgebaut und die Sammlungen neu aufgestellt. Im Jahr 2003 wurde das Museum nach umfangreicher Neukonzeption als Themenmuseum wiedereröffnet.

Mitte 2010 wurde der Steinzeitbereich neu gestaltet. Er ist unter anderem dem seit 1877 im Museum verwahrten Fossil Neandertal 1 gewidmet, dem Typusexemplar des Neandertalers.

Im Juni 2014 wurde die neue Dauerausstellung Kelten im Rheinland eröffnet. Sie präsentiert u. a. die einmaligen Funde aus dem Grab der Fürstin von Waldalgesheim, der Fürstin von Wallerfangen und des Fürsten von Weiskirchen, den Goldschatz von Hambach-Niederzier, ein Modell einer eburonischen Siedlung, das Wagengrab von Bell und die Pfalzfelder Säule.

Weitere Höhepunkte in der Dauerausstellung des Museums sind: die späteiszeitlichen Oberkasseler Menschen 12.000 Jahre v. Chr., der jungsteinzeitliche Brunnen von Kückhoven (5089 v. Chr.), der 3500 Jahre alte Fritzdorfer Becher, das Kenotaph des in der Varusschlacht 9 n. Chr. gefallenen römischen Centurio Marcus Caelius (Caeliusstein), ein einmaliger, schiefer römischer Reiterhelm und ein römischer Silberbecher aus Xanten-Lüttingen mit einer Hochzeitsdarstellung, die fränkische Grabstele von Niederdollendorf, die sogenannten Gustorfer Chorschranken und die Pietà Röttgen aus dem 14. Jahrhundert.

Direktoren

Museumsgebäude

Ein eigenes Gebäude entstand von 1889 bis 1892 an der Colmantstraße nach Plänen des Landesbaurats Clemens Guinbert, die Bauleitung hatte der Bonner Regierungsbaumeister Karl Thoma inne[2]. Die Eröffnung des Neubaus erfolgte am 12. Juli 1893.[3][4][5] 1907/08 wurde er durch den Regierungsbaumeister Heinrich Roettgen (1863–1932) um einen zweigeschossigen Dreiflügelbau zur Bachstraße hin erweitert und angrenzend ein Dienstgebäude des Landeskonservators (Bachstraße 9) errichtet. 1934/35 erfuhr die Oberlichthalle des Erweiterungsbaus eine Umgestaltung, zudem wurde bis 1937 ein baulich nicht angebundenes Angestelltenwohnhaus (Bachstraße 11) erbaut.[6] Im Zweiten Weltkrieg wurde der „Gründungsbau“ an der Colmantstraße im alliierten Luftkrieg bei dem verheerendsten der Bombenangriffe auf Bonn am 18. Oktober 1944 zerstört, während der Erweiterungsbau an der Bachstraße wiederhergestellt werden konnte. Von 1963 bis 1967 entstand als Ersatz für das zerstörte Gebäude auf Grundlage eines Architektenwettbewerbs an der Colmantstraße ein viergeschossiger Neubau nach Entwurf und Planung von Rainer Schell in Wiesbaden, zugleich wurde der ältere Erweiterungsbau an der Bachstraße purifiziert[6] und im Inneren dem Neubau angeglichen.[7] Der heutige Altbau des Museums steht ebenso wie beiden angrenzenden Gebäude (Bachstraße 9–11) als Baudenkmal unter Denkmalschutz.[8]

Die bauliche Erweiterung und Umbau des Museums von 1997 bis 2003 erfolgten nach den Entwürfen der Architektengruppe Stuttgart um Architekt Knut Lohrer. Das Gebäude wurde an aktuelle museologische und ökologische Standards angepasst. Die zunächst für drei Jahre konzipierte Bauzeit hatte sich verdoppelt und die auf umgerechnet 45 Millionen Euro kalkulierten Kosten stiegen auf ca. 80 Millionen Euro.[9] Ein weiterer Umbau von Foyer und Erdgeschoss sowie der Einbau eines zentralen Aufzugs sollen bis Anfang 2020 abgeschlossen sein.[10]

Dauerausstellung

Die Dauerausstellung des Museums ist nach folgenden Themen gruppiert: Geheimnissen auf der Spur, Von den Göttern zu Gott, Szene Rheinland, Vom Überleben zum schöner Leben, Macht und Mächte, Das Rheinland und die Welt und Von der Ur- zur Stadtlandschaft. Dabei werden – unabhängig vom chronologischen Zusammenhang – Meisterwerke der Kunst neben einfachen Gebrauchsgegenständen präsentiert und sakrale Werke in der Nachbarschaft von Alltagsgeräten. Das Museum ist zudem im Besitz einer Grafik- und Fotosammlung sowie eines Münzkabinetts. Im »Steinzeitbereich« wird neben dem Originalskelett des Neandertalers eine der besten vorgeschichtlichen Sammlungen Europas präsentiert. Die Zusammenstellung der Exponate zeigt die Evolution des Menschen von der Entwicklung des aufrechten Gangs über die Sesshaftwerdung bis zu den Kelten auf dem Sprung zur Hochkultur.

Ausstellungsstücke

Fördervereine

Wilhelm-Dorow-Gesellschaft

Der Verein der Freunde und Förderer des Rheinischen Landesmuseums, die Wilhelm-Dorow-Gesellschaft, trägt den Namen des bedeutenden Archäologen und preußischen Hofrates Wilhelm Dorow. Auf Anordnung des Preußischen Staatskanzlers Karl August Fürst von Hardenberg wurde Dorow zum ersten Leiter des neugegründeten Museums ernannt.

Förderkreis Jugend im Museum

Der Förderkreis Jugend im Museum e. V. bietet seit nunmehr über 30 Jahren „Ferien im Museum“ für Kinder an. An Wochenenden werden darüber hinaus besondere Workshop-Angebote gemacht.

Kino

Das Rheinische Landesmuseum bietet im Vortragssaal regelmäßig Kinovorführungen als „Arthaus-Kino“ an. Dort werden hauptsächlich Filme in Originalsprache mit deutschen Untertiteln gezeigt. Im Rahmen der Cinéfête zeigt das Rheinische Landesmuseum ein Mal im Jahr berühmte französische Filme in Sondervorstellungen für Schulklassen.

Literatur

Museumsführer
  • Frank Günter Zehnder (Hrsg.): Das Rheinische Landesmuseum Bonn. Die neun Themen: Der offizielle Museumsführer. Greven Verlag, Köln 2003, ISBN 978-3-7743-0347-8.
Geschichte
  • Rheinisches Landesmuseum Bonn. 150 Jahre Sammlungen. 1820–1970. (= Kunst und Altertum am Rhein Bd. 38). Rheinland-Verlag, Düsseldorf 1971, ISBN 3-7927-0140-5.
  • Bettina Bouresh: Die Neuordnung des Rheinischen Landesmuseums Bonn, 1930–1939. Zur nationalsozialistischen Kulturpolitik der Rheinprovinz. (= Kunst und Altertum am Rhein Bd. 141). Rheinland-Verlag, Köln 1996, ISBN 978-3-7927-1604-5.
  • Führer durch das Provinzialmuseum in Bonn. 2 Bände, Bonn 1913–1915 Digitalisat
  • Hans Lehner: Das Provinzialmuseum in Bonn. Abbildungen seiner wichtigsten Denkmäler. 2 Bände, Cohen, Bonn 1905–1917 Digitalisat
  • Hans Lehner: Das rheinische Provinzialmuseum in Bonn, in: Rheinische Heimatblätter, 1924 Nr. 11 [1]
  • Hans-Eckart Joachim: Der Museumsleiter Franz Oelmann. Ein Direktor in schwierigen Zeiten. In: Bonner Jahrbücher 216, 2016 (2017), S. 3–12.
Gebäude
  • Andreas Denk, Ingeborg Flagge: Architekturführer Bonn. Dietrich Reimer Verlag, Berlin 1997, ISBN 3-496-01150-5, S. 34.
  • Ursel und Jürgen Zänker: Bauen im Bonner Raum 49–69. Versuch einer Bestandsaufnahme. In: Landschaftsverband Rheinland (Hrsg.): Kunst und Altertum am Rhein. Führer des Rheinischen Landesmuseums Bonn. Nr. 21. Rheinland-Verlag, Düsseldorf 1969, S. 174–175.

Weblinks

Commons: Rheinisches Landesmuseum Bonn – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Carl Friedrich Schröer: Vom Flaggschiff zum Stiefkind – Das Rheinische Landesmuseum sucht schon wieder einen Neuanfang. In: General-Anzeiger, 16. Mai 1991
  2. Landeskonservator Rheinland (Hrsg.): Die Bonner Südstadt, Arbeitsheft 6, Zweite, veränderte Auflage, Rheinland-Verlag, Köln 1976, ISBN 3-7927-0265-7, S. 21.
  3. Bettina Bouresh: Die Neuordnung des Rheinischen Landesmuseums Bonn, 1930–1939: zur nationalsozialistischen Kulturpolitik der Rheinprovinz, Rheinland Verlag, 1996, ISBN 978-3-7927-1604-5, S. 168.
  4. Geschichte des Museums, Rheinisches Landesmuseum
  5. Paul Clemen: Die Kunstdenkmäler der Stadt und des Kreises Bonn. L. Schwann, Düsseldorf 1905, S. 187 (=Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz, Band 5, Abt. 3, S. 483). (Unveränderter Nachdruck Verlag Schwann, Düsseldorf 1981, ISBN 3-590-32113-X) (Internet Archive)
  6. 6,0 6,1 Andreas Denk, Ingeborg Flagge: Architekturführer Bonn.
  7. Ursel und Jürgen Zänker: Bauen im Bonner Raum 49–69. Versuch einer Bestandsaufnahme. In: Landschaftsverband Rheinland (Hrsg.): Kunst und Altertum am Rhein. Führer des Rheinischen Landesmuseums Bonn
  8. Denkmalliste der Stadt Bonn (Stand: 15. Januar 2021), Nummer A 1886
  9. Lisa Inhoffen: Schwere Glasscheiben hängen an Saugnäpfen. General-Anzeiger. S. 17. 20. November 2012. Abgerufen am 30. Januar 2016.
  10. LVR-LandesMuseum Bonn: Umbau 2019-2020. Abgerufen am 4. Oktober 2019.

Koordinaten: 50° 43′ 55″ N, 7° 5′ 33″ O

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