Pipinsburg (Osterode)
Pipinsburg | ||
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Innerer Wall zur Hauptburg | ||
Staat | Deutschland (DE) | |
Ort | Osterode | |
Entstehungszeit | Eisenzeit | |
Burgentyp | Spornburg | |
Erhaltungszustand | Gräben, Wälle | |
Geographische Lage | 51° 44′ N, 10° 13′ O | |
Höhenlage | 242 m ü. NN | |
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Die Pipinsburg (auch Pippinsburg) ist eine im Früh- und Hochmittelalter reaktivierte, eisenzeitliche Befestigungsanlage auf einem Bergsporn, der etwa vier Kilometer nordwestlich von Osterode am Harz in das Tal der Söse bei Förste vorspringt.
Beschreibung
Die Anlage ist eine der bedeutendsten vor- und frühgeschichtlichen Befestigungen Südniedersachsens im Harz. Die mehrphasige Befestigungsanlage liegt auf einem 100 m ins Sose-Tal vorspringenden Ausläufer der Osteroder Kalkberge. Die Felshänge des Sporns fallen steil in die Talniederung ab und bilden gegen Norden, Westen und Osten einen natürlichen Schutz. Die Ostflanke ist durch einen Steinbruch aufgerissen, wodurch wichtige Teile der Burg verlorengegangen sind.
Die gesamte Befestigung besitzt eine Ausdehnung von 500 × 350 m und nimmt eine Fläche von ca. 10,5 ha ein. Das eigentliche mittelalterliche Kernwerk an der Nordspitze besitzt ein Ausmaß von nur 75 × 60 m. Es liegt ca. 0,5 m höher als das umgebende Areal und ist mit einem ca. 2 m tiefen, hufeisenförmigen Spitzgraben und einer ca. 1,80 m starken gemörtelten Mauer befestigt. Der max. 4 m hohe Innenwall schloss die Bergzunge in vorgeschichtlicher Zeit und im Frühmittelalter gegen das Hinterland ab. Im Hochmittelalter ist er erhöht und am westlichen Steilhang entlang verlängert worden. Er endet an der Nordspitze vor einer künstlichen Terrasse, an deren Außenrand eine Palisade stand. Hochmittelalterlich ist ebenfalls das Zangentor im Innenwall, das zwei ältere Bauphasen überlagert. Der Mittelwall scheint im Frühmittelalter nicht wiederverwendet worden zu sein, im Hochmittelalter bekam er eine Holz-Erde-Konstruktion im Form eines Rahmenwerks aufgesetzt, das mit einer Stein-Erde-Mischung gefüllt war.
Aus den bei den Ausgrabungen dokumentierten Pfostenlöchern ließen sich keine Hausgrundrisse rekonstruieren.
Geschichte
Archäologische Funde belegen, dass an dieser Stelle bereits während der frühen Bronzezeit eine Siedlung bestand.[1] Es wird vermutet, dass hier die Menschen lebten, die in der in drei Kilometer Entfernung liegenden Lichtensteinhöhle während der späten Bronzezeit bestattet wurden.
Die Pippinsburg ist durch Ausgrabungen zwischen 1953 und 1960 und 1973/74 erforscht worden. Aufgrund der verkarsteten Oberfläche sammelten sich die Funde vor allem in Senken und Eintiefungen an. Als Ergebnis lässt sich eine Belegung der Burg in vier Phasen feststellen, die sich vor allem in der Baugeschichte des Innenwall dingfest machen lassen. Die erste Phase aus der frühen Eisenzeit bestand aus einer Aufschüttung mit Pfostenfront. In der Mittellatènezeit wurde darauf ein Lehmwall aufgeschüttet, der wiederum eine Palisade als Außenfront besaß. Diese Holz-Erde-Befestigung ist durch einen Brand zerstört, aber darauf wieder erneuert worden. Die nächste Phase, eine Erdaufschüttung mit nicht näher definierbarer Holzkonstruktion, stammt aus dem Frühmittelalter. Im Hochmittelalter ist die letzte Phase in Form einer Lehmaufschüttung, deren oberen Abschluss eine Brustwehr in Form einer Trockenmauer bildete, errichtet worden.
Aus dieser Zeit stammen auch die einzigen historischen Nachrichten über die Burganlage So wird im Jahr 1134 ein Ritter Werner von Berckefeldt auf der Pipinsburg erwähnt, der Kastellan in Windhausen war.[2] Das Adelsgeschlecht der Herrn von Berckefeldt betrachtete demnach sowohl die Burg Windhausen als auch die Pipinsburg als ihr Eigentum. Urkundlich bezeugte Heer- und Handelsstraßen liegen im Umkreis der Pipinsburg. Die Harzrandstraße, die „via regia“ oder „Thüringer Straße“ verläuft über Nordhausen, Scharzfeld und Osterode in Richtung Seesen-Hildesheim. Sie kreuzte in Osterode die „alte Harzstraße“, die von Northeim über den Oberharz nach Goslar führte. Bis in das Jahr 1843 wurde vom Amt Osterode auf und neben der Burg der Rottzehnt eingezogen, das entsprechende Einzugsgebiet wurde damals Burggrund genannt.
Nach einer weiteren Überlieferung soll die Pipinsburg in einer Fehde zwischen dem Herzog von Braunschweig-Grubenhagen mit dem Mainzer Erzbischof und der Landgrafschaft Thüringen 1365 zerstört worden sein
Literatur
- August von Oppermann, Carl Schuchhardt: Atlas vorgeschichtlicher Befestigungen in Niedersachsen. Hannover 1888–1916, S. 46; Blatt XXXVI A.
- Martin Claus: Erläuterungen zum Plan der Wallanlagen auf der Pipinsburg bei Osterode a. Harz. In: Die Kunde Band 8,1957, S. 284–289.
- Martin Claus: Die Pipinsburg bei Osterode am Harz. In: Neue Ausgrabungen in Deutschland. Mann, Berlin 1958, S. 161–174.
- Friedrich Stolberg; Befestigungsanlagen im und am Harz von der Frühgeschichte bis zur Neuzeit: Ein Handbuch (= Forschungen und Quellen zur Geschichte des Harzgebietes. Band 9). Lax, Hildesheim 1968, S. 288–291.
- Wolfgang Schlüter, Die vorgeschichtlichen Funde der Pipinsburg bei Osterode/Harz (= Göttinger Schriften zur Vor- und Frühgeschichte. Band 17), Wachholtz, Neumünster 1975.
- Wolfgang Schlüter: Vorbericht über die Ausgrabungen auf der Pipinsburg bei Osterode am Harz im Jahre 1974. In: Nachrichten aus Niedersachsens Urgeschichte. Band 44, 1975, S. 113–140.
- Martin Claus: Archäologie im südwestlichen Harzvorland (= Wegweiser zur Vor- und Frühgeschichte Niedersachsens. Band 10). Laux, Hildesheim 1978, S. 42–70.
- Ernst Andreas Friedrich: Die Pipinsburg bei Osterode. In: Wenn Steine reden könnten. Band I, Landbuch-Verlag, Hannover 1989, S. 47–49, ISBN 3-7842-0397-3.
- Hans-Jürgen Häßler (Hrsg.): Ur- und Frühgeschichte in Niedersachsen. Theiss, Stuttgart 1991, S. 497–499.
- Hans-Wilhelm Heine: Ältereisenzeitliche Burgen und Befestigungen in Niedersachsen – Stand der Forschung und Perspektiven. In: Albrecht Jockenhövel (Hrsg.): Ältereisenzeitliches Befestigungswesen zwischen Maas/Mosel und Elbe. Internationales Kolloquium am 8. November 1997 in Münster anläßlich des hundertjährigen Bestehens der Altertumskommission für Westfalen. Aschendorff, Münster 1999, S. 111–124.
- Uwe Ohainski, Jürgen Udolph: Die Ortsnamen des Landkreises Osterode. Verlag für Regionalgeschichte, Bielefeld 2000, ISBN 3-89534-370-6, S. 125–127.
- Klaus Gehmlich: Flurnamen im Landkreis Osterode am Harz. Band 4, M–Sp, Papierflieger Verlag, Clausthal-Zellerfeld 2012, ISBN 978-3-86948-203-3, S. 93.
Weblinks
- Eintrag von Stefan Eismann zu Pipinsburg bei Osterode in der wissenschaftlichen Datenbank „EBIDAT“ des Europäischen Burgeninstituts
- Pipinsburg bei Osterode
- Bilder der Pipinsburg
Einzelnachweise
- ↑ Ina Begemann: Palynologische Untersuchungen zur Geschichte von Umwelt und Besiedlung im südwestlichen Harzvorland (unter Einbeziehung geochemischer Befunde), Dissertation zur Erlangung des Doktorgrades der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultäten der Georg-August-Universität zu Göttingen, Göttingen 2003, Seite 18, Weblink (pdf, 2890kB)
- ↑ Georg Max: Geschichte des Fürstenthums Grubenhagen. Erster Theil. Schmorl & v. Seefeld, Hannover 1862, S. 78.