Oswine (Kent)

Kent in angelsächsischer Zeit

Oswine (auch: Oswin, Oswinus, Oswynus, Osuuinus) war 688 bis 690/691 König im östlichen Teil des angelsächsischen Königreiches Kent. Er stammte aus der Dynastie der Oiscingas. Seine Eltern sind unbekannt, doch war er vermutlich ein Nachfahre Eormenreds.[1]

Herrschaft

Im Jahr 686 war der Osten Kents unter die Herrschaft von Wessex gekommen und Caedwalla setzte seinen Bruder Mul als Unterkönig ein. Der mit Wessex verbündete König Sighere von Essex herrschte im Westen Kents.[2] Bereits im Jahr 687 brach eine Rebellion aus, in deren Verlauf Mul und zwölf seiner Anhänger verbrannt wurden.[3] Caedwalla führte sogleich einen Rachefeldzug gegen Kent.[3] Der Westen Kents verblieb allerdings bei Essex und wurde von Swæfheard (687/688–692/694) verwaltet.[4]

Caedwalla dankte im Jahr 688 ab und König Æthelred von Mercia nutzte diese Gelegenheit, um seinen Einfluss im Südosten Englands geltend zu machen. Vermutlich wurde Oswine, der von seinen Zeitgenossen offenbar nicht als rechtmäßiger König angesehen wurde, von Æthelred im Jahre 688 als König eingesetzt.[2] Beda Venerabilis zählte ihn zu der Reihe der reges dubii vel externi („zweifelhafte und ausländische Könige“), die zwischen 686 und 690/691 in Kent herrschten.[5] Oswine vertrat deutlich mercische Interessen[6] und regierte ganz offenbar unter dem Schutz Mercias.[7] Obwohl Oswine im Jahr 689 eine Charta angeblich „mit eigener Hand“ (propria manu subscripsi) unterschrieb,[8] scheint er Analphabet gewesen zu sein. Eine andere Charta[9] unterzeichnete er mit einem einfachen Kreuz, dem „Zeichen des heiligen Kreuzes“ (signum sancte crucis feci).[10] Oswine und Swæfheard, der König im westlichen Teil Kents, führten ein friedliches und gleichberechtigtes Miteinander. Darauf weisen Dokumente[11] hin, welche die Unterschriften beider Könige, wechselseitig als Aussteller und Zeuge, tragen.[12] Bereits 690 oder 691 wurde Oswine von Wihtred, dem Bruder des letzten „rechtmäßigen“ Königs Eadric, gestürzt.[2] Wihtred war nach einer Reihe sehr kurzlebiger Regierungen wieder eine längere Amtszeit beschert.[13]

Quellen

Literatur

  • Barbara Yorke: Kings and Kingdoms of early Anglo-Saxon England. Routledge, London-New York 2002, ISBN 978-0-415-16639-3. PDF (6,2 MB)
  • Lapidge et al. (Hrsg.): The Blackwell Encyclopaedia of Anglo-Saxon England. Wiley-Blackwell, Oxford u. a. 2001, ISBN 978-0-6312-2492-1.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. D. P. Kirby: The Earliest English Kings, Routledge, 2000, ISBN 978-0415242110, S. 103.
  2. 2,0 2,1 2,2 Barbara Yorke: Kings and Kingdoms of early Anglo-Saxon England, Routledge, London-New York 2002, ISBN 978-0-415-16639-3, S. 30.
  3. 3,0 3,1 Angelsächsische Chronik zum Jahr 687
  4. B. A. E. Yorke: The Kingdom of Essex, In: Lapidge et al. (Hrsg.): The Blackwell Enzyclopaedia of Anglo-Saxon England, S. 174–175.
  5. Beda: HE 4,26
  6. John Cannon, Anne Hargreaves: The Kings and Queens of Britain, Oxford University Press, 2009 (2. überarb. Aufl.), ISBN 978-0-19-955922-0, S. 20.
  7. Frank Merry Stenton (Autor), Doris Mary Stenton (Hrsg.): Preparatory to Anglo-Saxon England: Being the Collected Papers of Frank Merry Stenton (Oxford Scholarly Classics), Oxford University Press, 2001, ISBN 978-0198223146, S. 52.
  8. S10
  9. S12
  10. Oswine 2@1@2Vorlage:Toter Link/eagle.cch.kcl.ac.uk (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. in Prosopography of Anglo-Saxon England (PASE)
  11. S11, S12, S13, S14
  12. Barbara Yorke: Kings and Kingdoms of early Anglo-Saxon England, Routledge, London-New York 2002, ISBN 978-0-415-16639-3, S. 34.
  13. Simon Keynes: Kings of Kent. In: Lapidge et al. (Hrsg.): The Blackwell Encyclopaedia of Anglo-Saxon England. Wiley-Blackwell, Oxford u. a. 2001, ISBN 978-0-6312-2492-1, S. 501–502.

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