Leukothea (Mythologie)

Leukothea von Jean Jules Allasseur (1862), Cour Carrée des Louvre
Leukothea erscheint dem schiffbrüchigen Odysseus (Illustration von John Flaxman (1810))

Leukothea ({{Modul:Vorlage:lang}} Modul:ISO15924:97: attempt to index field 'wikibase' (a nil value)) war in der griechischen Mythologie die unter die Meeresgötter aufgenommene Ino, nach einer anderen Lesart die vergöttlichte Halia.[1]

Mythos

Ino und ihr Ehemann Athamas waren die Pflegeeltern des Dionysos, des Zeussohnes mit Semele. Die eifersüchtige Hera, Gattin des Zeus, schlug Athamas mit Wahnsinn, so dass er seinen ältesten Sohn Learchos erschlug. Bei Pseudo-Apollodor wird auch Ino wahnsinnig und kocht ihren jüngeren Sohn Melikertes in einem Kessel, mit dem sie dann von einer Klippe in das Meer springt.[2] Hyginus Mythographus berichtet, dass Ino einen Anschlag auf Phrixos und Helle, die Kinder Athamas’ aus erster Ehe, geplant habe. Athamas, rasend vor Zorn, habe darauf versucht, Ino und Melikertes zu töten, doch Dionysos rettete seine Amme durch einen Nebel. Später habe sich Ino mit Melikertes ins Meer gestürzt.[3] In allen Varianten werden Ino und Melikertes unter die Meergötter aufgenommen. Bei Ovid ist es Venus-Aphrodite (die Mutter der Harmonia und daher Großmutter der Ino), die Poseidon bittet, die beiden zu retten und in Götter zu verwandeln.[4]

Pausanias bezeichnet den Molurischen Felsen bei Megara als die Klippe, von der Ino in das Meer sprang, und die Stelle, an der sie als Leukothea das Land wieder betrat, befinde sich an der Küste Messeniens unterhalb des Mathia-Gebirges.[5] An einer anderen Stelle berichtet Pausanias die megarische Sage, der Leichnam der Ino sei bei Megara an Land geschwemmt und von Kleso und Tauropolis, den Töchtern Klesons, begraben worden.[6]

Sie und ihr Sohn Melikertes, als Gott der Häfen unter dem Namen Palaimon verehrt, galten als wohltätige Gottheiten der stürmischen See, welche Bedrängten und Schiffbrüchigen Beistand gewährten. Ein Beispiel davon enthält die Odyssee, in der der schiffbrüchige Odysseus von Leukothea den Rat erhält, sein Floß zu verlassen und sich schwimmend an die Küste des Phaiaken-Lands Scheria zu retten. Sie gibt ihm hierzu ihren Schleier, der ihn vor den Gefahren des Meeres schützen soll.[7]

Bei den Römern entsprach der Leukothea die Mater Matuta.

Rezeption

In einer weit über die griechische Meeresgottheit hinausweisenden Form wird die „Weiße Göttin“ in dem 1948 erschienenen gleichnamigen Werk des englischen Dichters Robert Graves behandelt. Hier ist die „Weiße Göttin“ eine universale Gottheit und die Muttergottheit schlechthin. Das Werk hatte vor allem in den 1960er und 70er Jahren erheblichen Einfluss auf die New-Age-Bewegung und neopagane Religionen. Die Gottheit Ino/Leukothea und der zugehörige Sagenkreis erscheinen allerdings in Graves’ Werk eher am Rande.[8]

Quellen

  • Euripides, Medea 1284ff.
  • Ovid, Metamorphosen 4,481ff

Literatur

  • Adolf Schirmer: Leukothea. In: Wilhelm Heinrich Roscher (Hrsg.): Ausführliches Lexikon der griechischen und römischen Mythologie. Band 2,2, Leipzig 1897, Sp. 2011–2017 (Digitalisat).
  • Lewis R. Farnell: Ino-Leukothea. In: The Journal of Hellenic Studies. 36, 1916, S. 36–44.
  • Samson Eitrem: Leukothea 1. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band XII,2, Stuttgart 1925, Sp. 2293–2306.
  • Ingrid Krauskopf: Leukothea nach den antiken Quellen. In: Akten des Kolloquiums zum Thema „Die Göttin von Pyrgi“. Tübingen 16.-17.1.1979 (= Biblioteca di Studi Etruschi 12). Florenz 1981, S. 137–148 (Digitalisat).
  • Jan N. Bremmer: Leukothea. In: Der Neue Pauly (DNP). Band 7, Metzler, Stuttgart 1999, ISBN 3-476-01477-0, Sp. 110.

Weblinks

Commons: Leukothea – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Diodor, Bibliotheke 5,55
  2. Bibliotheke des Apollodor 3,28
  3. Hyginus, Fabulae 2
  4. Ovid, Metamorphosen 4,542ff.
  5. Pausanias, Beschreibung Griechenlands 1,44,7; 4,34,4
  6. Pausanias, Beschreibung Griechenlands 1,42,7
  7. Homer, Odyssee 5,333–353; Hyginus, Fabulae 125
  8. Robert Graves: The White Goddess. A historical grammar of poetic myth. Faber & Faber, London 1948.

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