Hesperiden
Die Hesperiden ({{Modul:Vorlage:lang}} Modul:ISO15924:97: attempt to index field 'wikibase' (a nil value), Hesperídes) sind Nymphen[1] der griechischen Mythologie. Ihre Zahl schwankt je nach Quelle zwischen drei[2], vier[3] und sieben.[4]
Mythos
Namentlich werden Aigle, Arethusa, Erytheia, Hespere, Hesperusa (auch: Hesperthusa) und Hespereia genannt. Sie heißen manchmal auch die „afrikanischen Schwestern“. Es gibt unterschiedliche Angaben über ihren Vater: Erebos, Atlas, und Hesperos (der Abendstern) werden erwähnt. Ebenso umstritten ist der Name ihrer Mutter. Hesiod nennt Nyx[5] (Göttin der Nacht), andere Quellen Hesperis, die weibliche Verkörperung des Abendsterns, d. h. die römische Venus. Es ist unklar, ob sich Hesperis auch mit der griechischen Form der Venus, Aphrodite, in Verbindung bringen lässt.
Alle diese Stammbäume deuten aber auf den Aufenthaltsort der Hesperiden in dem fernsten Westen von Griechenland hin. Dieser verschob sich im Laufe der Jahrhunderte mit wachsender geografischer Kenntnis der Griechen in den die drei Kontinente Europa, Asien und Afrika umfließenden Okeanos (Atlantik). Dasselbe geschah mit den um die Hesperiden und um ihre prominenteste Schwester Erytheia kreisenden Geschichten, mit den Rindern des Riesen Geryon, des äpfelbewachenden Drachen Ladon und dem Becher des Sonnengottes, den Herakles für seine Fahrt nach Erytheia erhielt.
Es werden unterschiedliche Wohnorte jeweils am Rande der den Griechen bekannten Erde genannt: zuerst „jenseits des Okeanos“[6], dann „auf dem Atlas bei den Hyperboreern“[7], in Libyen[8] in der Großen Syrte beim heutigen Bengasi (früher Euhesperides genannt), in Kampanien,[9] und schließlich auf einer der Inseln im Atlantik. Welche dieser Inseln die Hesperiden sein sollen, ist nicht geklärt (vielleicht die Kanaren oder die Kapverden).
Die Hesperiden hüteten in einem wunderschönen Garten einen Baum mit goldenen Äpfeln,[10] den Gaia der Hera zu ihrer Hochzeit mit Zeus hatte wachsen lassen. Der Baum wurde durch den mehrköpfigen Drachen Ladon bewacht. Nur Herakles war in der Lage, die Äpfel zu rauben. Durch eine List bewog er Atlas, den Vater der Hesperiden, die Äpfel zu pflücken, die er für die Erfüllung seiner elften Arbeit[11] benötigte, und übernahm für kurze Zeit dessen Aufgabe, das Himmelsgewölbe zu tragen. Eurystheus, dem Herakles die Äpfel übergab, gab sie weiter an Athene, die sie zurück an ihren Platz legte.[12]
In der irischen Mythologie werden die Hesperiden-Äpfel in der Erzählung Aided Chlainne Tuirenn („Der Tod der Kinder Tuirenns“) erwähnt.
Rezeption
Der Hesperidenstoff wurde mehrfach musikalisch bearbeitet. 1721 verfasste Pietro Metastasio das Libretto zu der Serenata Gli orti esperidi, zu der Nicola Antonio Porpora die Musik komponierte. 1764 wurde in Wien eine Oper mit dem Titel Alcide negli Orte esperidi (Herakles in den hesperischen Gärten) aufgeführt; das Libretto stammt von Marco Coltellini, die Musik komponierte Gian Francesco de Majo.
Carl von Linné (1707–1778) nutzt den Begriff zur Bezeichnung der Zitrusfrüchte. Dabei hat sich Linné an Giovanni Baptista Ferrarius (1584–1655, ital. Botaniker) orientiert, der 1646 in seinem Werk Hesperides sive de malorum aureorum cultura et usu libri quator über die Gattung Citrus schreibt und von den goldenen Früchten der Hesperiden spricht. Allerdings fehlen Belege für eine Kenntnis von Zitrusfrüchten im klassischen Griechenland. Selbst der Baum mit den Goldenen Äpfeln wurde dort vermutet, wo die Welt ihr Ende hatte und der Titan Atlas das Himmelsgewölbe trug.
Die Parfumerie griff diese Namensschöpfung auf, und so werden Zitrusdüfte nicht nur als Agrumen, sondern häufig auch als Hesperidien bezeichnet. Medizinisch interessant sind die Zitrus-Bioflavonoide, die ihren rohstofflichen Ursprung ebenfalls im Namen tragen (Hesperidinkomplex).
Sternbild
In der frühen griechischen Antike stellte das Sternbild Kleiner Wagen die Hesperiden dar. Ihre Äpfel wurden durch den Großen Wagen dargestellt. Dazwischen liegt das Sternbild Drache, welches Ladon darstellt. Nach einigen Sichtweisen sitzen die Hesperiden auf seinen Flügeln.
Verschiedenes
Eine österreichische Essigspezialität wird als Hesperiden-Essig bezeichnet.
Literatur
- Konrad Seeliger: Hesperiden. In: Wilhelm Heinrich Roscher (Hrsg.): Ausführliches Lexikon der griechischen und römischen Mythologie. Band 1,2, Leipzig 1890, Sp. 2594–2603 (Digitalisat).
Weblinks
- Herakles und die Äpfel der Hesperiden. bei Meyers auf retrobibliothek.de
Einzelnachweise
- ↑ Apollonios Rhodios, Argonautika 4,1398
- ↑ Apollonios Rhodios, Argonautika 4,1427–1428
- ↑ Bibliotheke des Apollodor 2,5,11,2
- ↑ Diodor 4,27; keine Zahl nennt Hyginus, Fabulae 30
- ↑ Hesiod, Theogonie 211–215
- ↑ Hesiod, Theogonie 215: πέρην κλυτοῦ Ὠκεανοῖο
- ↑ Bibliotheke des Apollodor 2,5,11,2: ἐπὶ τοῦ Ἄτλαντος ἐν Ὑπερβορέοις
- ↑ Diodor 4,26
- ↑ Mariassunta Cuozzo, Ancient Campania. In: Guy Bradley, Elena Isayev, Corinna Riva (Hrsg.): Ancient Italy: regions without boundaries. University of Exeter Press, Exeter 2007, S. 240.
- ↑ Der Baum mit den goldenen Früchten ist das Symbol ewiger Jugend oder der Liebe und Fruchtbarkeit. Der Kleine Pauly. Lexikon der Antike, II, „Hesperiden“. Stuttgart 1967.
- ↑ Diodor 4,26 zählt sie als zwölfte
- ↑ Bibliotheke des Apollodor 2,5,11,13