Großdolmen von Dwasieden
- Seiten mit Skriptfehlern
- Großsteingrab im Landkreis Vorpommern-Rügen
- Bauwerk in Sassnitz
- Kultur (Rügen)
- Dolmen
- Kultplatz
- Nordgruppe der Trichterbecherkultur
- Kugelamphoren-Kultur
- Schalenstein
- Geographie (Sassnitz)
- Grabbau in Europa
- Archäologischer Fundplatz in Europa
- Geographie (Rügen)
- Bauwerk auf Rügen
- Archäologischer Fundplatz in Pommern
Lage des Grabes auf Rügen |
Der Großdolmen von Dwasieden, einem Ortsteil von Sassnitz, liegt auf der Halbinsel Jasmund auf der Insel Rügen in Mecklenburg-Vorpommern. Er wurde 1970 von Ewald Schuldt ausgegraben und trägt die Sprockhoff-Nr. 472. Die Megalithanlage der Trichterbecherkultur (TBK) entstand zwischen 3500 und 2800 v. Chr. „Neolithische Monumente sind Ausdruck der Kultur und Ideologie jungsteinzeitlicher Gesellschaften. Ihre Entstehung und Funktion gelten als Kennzeichen der sozialen Entwicklung“.[1]
Die Anlage wurde im Jahre 1806 von dem in Greifswald geborenen Maler Caspar David Friedrich (1774–1840) gemalt. Die Zeichnungen und Skizzen befinden sich im Ashmolean Museum of Art & Archaeology von Oxford.
Beschreibung
Der Großdolmen befindet sich nahe dem südwestlichen Waldrand des Forstes südlich vom Ortsteil Lancken, keine 500 m von der Ostsee. Er liegt in einem etwa Nordost-Südwest-orientierten, trapezoiden Hünenbett von etwa 35 m Länge und 12,5 bzw. 7,5 m Breite. Von den 54 Randsteinen – inklusive der vier Wächtersteine – sind 41 erhalten. Die am breiten Ende des Hünenbettes rechtwinkelig eingebaute, etwa Ost-West-orientierte Kammer mit ihrem äußerst seltenen da im Westen liegenden Zugang und Windfang besteht aus sieben Tragsteinen, einem trägerhohen Halbstein und fünf Platten, auf denen sich drei mächtige (auf der Kammer) und drei kleine Decksteine befanden. Der mittlere Deckstein der Kammer fehlt. Einer der vier Wächtersteine am südwestlichen Ende, der bereits in der Vorzeit umgestürzt ist, hat 40 Schälchen, ein Stein der Einfassung trägt drei weitere. Die Anlage ist ein Musterbeispiel der für diese Region typischen „Großdolmen mit Windfang“. Ein zwei Meter langer Windfang führt an dem trägerhohen Halbstein vorbei bis in die 4,0 m lange, 1,7 m breite und 1,4 m hohe Kammer. Die Diele besteht aus Rotsandsteinplatten, geglühtem Feuerstein und Lehmestrich.
Es wurden weder menschliche Gebeine oder Leichenbrand gefunden, jedoch eine Nachnutzung durch die Träger der Kugelamphorenkultur (KAK) festgestellt. Zu den Beigaben gehören 1777 Scherben, die größte Anzahl von zerscherbter Keramik in einer Anlage in Mecklenburg-Vorpommern, ferner 19 Klingen, elf Bernsteinperlen (davon zwei doppelaxtförmig[2]), acht Näpfe, sechs Querschneider, sechs Klingenkratzer, fünf doppelkonische Gefäße, fünf Schüsseln, zwei Trichterschalen, ein Schaber, ein Schlagstein und ein Schmalmeißel.
Siehe auch
Literatur
- Hans-Jürgen Beier: Die megalithischen, submegalithischen und pseudomegalithischen Bauten sowie die Menhire zwischen Ostsee und Thüringer Wald (= Beiträge zur Ur- und Frühgeschichte Mitteleuropas. 1, ZDB-ID 916540-X). Beier & Beran, Wilkau-Haßlau 1991.
- Friedrich von Hagenow: Special Charte der Insel Rügen. Nach den neuesten Messungen unter Benutzung aller vorhandenen Flurkarten entworfen. Lithographisches Institut des Generalstabes, Berlin 1829, (Online).
- Ingrid Schmidt: Hünengrab und Opferstein. Bodendenkmale auf der Insel Rügen. Hinstorff, Rostock 2001, ISBN 3-356-00917-6, S. 17–18.
- Ewald Schuldt: Der Großdolmen im Forst Dwasieden, Kreis Rügen. In: Bodendenkmalpflege in Mecklenburg. Jahrbuch. 1971 (1972), S. 161–177.
- Ewald Schuldt: Die mecklenburgischen Megalithgräber. Untersuchungen zu ihrer Architektur und Funktion (= Beiträge zur Ur- und Frühgeschichte der Bezirke Rostock, Schwerin und Neubrandenburg. Bd. 6, ISSN 0138-4279). Deutscher Verlag der Wissenschaft, Berlin 1972.
- Ernst Sprockhoff: Atlas der Megalithgräber Deutschlands. Teil 2: Mecklenburg – Brandenburg – Pommern. Rudolf Habelt, Bonn 1967, S. 65.
Einzelnachweise
- ↑ Johannes Müller: Neolithische Monumente und neolithische Gesellschaften. In: Hans-Jürgen Beier u. a. (Hrsg.) Neolithische Monumente und neolithische Gesellschaften (= Varia neolithica 6, 2009 = Beiträge zur Ur- und Frühgeschichte Mitteleuropas 56). Beier & Beran, Langenweissbach 2009, ISBN 978-3-941171-28-2, S. 7–16, hier S. 15.
- ↑ Das Verbreitungsgebiet dieser Perlenform beschränkt sich auf die Nordgruppe und den östlichen Teil der Westgruppe der TBK mit Schwerpunkt auf Nordjütland und Mecklenburg-Vorpommern, wo sie überwiegend aus Megalithgräbern stammen
Weblinks
Koordinaten: 54° 30′ 7,5″ N, 13° 36′ 32,9″ O