Geierhaube

Königin Nefertari mit Geierhaube

Geierhaube bezeichnet eine altägyptische Kopftracht in Form eines Geierbalgs, der vermutlich aus Goldplättchen über Stoff gearbeitet wurde.[1]

Geschichte

Die Geierhaube gehörte anfänglich zur Ikonografie der Göttinnen Nechbet und Mut. Von Nechbet wurde sie auf die unterägyptische Schutzgöttin Uto übertragen, bei der der Geier- häufig durch einen Schlangenkopf ersetzt ist.[1] Nechbet und Uto erscheinen bereits im Alten Reich menschengestaltig mit Geierhaube und dreiteiliger Strähnen- oder Götterperücke.[2]

Perücke und Geierhaube werden ab der 4. Dynastie in die Ikonografie der Königsgemahlinnen übernommen[3] und gehören spätestens seit der Zeit von Pepi I. (6. Dynastie) zu deren festem Bestandteil. So trägt z. B. Iput I., die Gemahlin von Teti II. und Mutter von Pepi I., eine Geierhaube mit Geierkopf, während man die Königsgemahlin Neith (Tochter von Pepi I. und Gemahlin von Pepi II.) mit einer Geierhaube und Uräusschlange sieht.

Im Mittleren Reich tragen die Königsgemahlinnen fast ausschließlich eine Schneckenperücke. Eine einzigartige Ausnahme bildet dabei die Statuette der Sobeknofru[4] aus der 12. Dynastie. Diese zeigt eine ungewöhnliche Strähnenperücke, über der zwei Geier mit kreisförmig ausgebreiteten Flügeln hocken, zwischen denen sich eine Uräusschlange windet.

Seit dem Neuen Reich wird dann eine Kombination aus Hathorperücke und Geierhaube getragen. Die Position der Geierhaube bildet dabei ein wichtiges ikonografisches Datierungskriterium. Ende der 17. und Anfang der 18. Dynastie sitzt sie auf dem Scheitelpunkt des Kopfes, während sie ab Mitte der 18. Dynastie auf den Hinterkopf wandert.[5] In Verbindung mit anderen Kronen erscheint die Geierhaube nun auch auf dem Haupt verschiedener Göttinnen (Meret) und Gottesgemahlinnen.[1]

Siehe auch

Literatur

  • Hans Bonnet: Geierhaube. In: Lexikon der ägyptischen Religionsgeschichte. 3. unveränderte Auflage. Nikol, Hamburg 2000, ISBN 3-937872-08-6, S. 211.
  • Emma Brunner-Traut: Geierhaube. In: Wolfgang Helck (Hrsg.): Lexikon der Ägyptologie. Band 2: Erntefest – Hordjedef. Harrassowitz, Wiesbaden 1977, ISBN 3-447-01876-3, S. 515.
  • Der BibISBN-Eintrag Vorlage:BibISBN/3874906914 ist nicht vorhanden. Bitte prüfe die ISBN und lege ggf. einen neuen Eintrag an.
  • James M. Weinstein: A Statuette of the Princess Sobeknefru at Tell Gezer. In: Bulletin of the American Schools of Oriental Research. Band 213, 1974, S. 49–57, doi:10.2307/1356083.

Anmerkungen

  1. 1,0 1,1 1,2 Emma Brunner-Traut: Lexikon der Ägyptologie. Band 2. 2000, S. 515.
  2. Darstellungen in den Totentempeln der Könige Sahure und Niuserre, 5. Dynastie.
  3. Erster rundplastischer Beleg: Statuenfragmente einer anonymen Königsgemahlin aus der Zeit von König Chephren, Ägyptisches Museum der Universität Leipzig, Ägyptische Sammlung (ÄS) Inventar-Nr. 1993.
  4. The Metropolitan Museum of Art, Department of Egyptian Art. (MMA), New York NY, Inventar-Nr. 65.59.1.
  5. Alfred Grimm, Sylvia Schoske: Im Zeichen des Mondes. München 1999, S. 13.

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