Galeriegrab Uelde

Galeriegrab Uelde
Galeriegrab Uelde (Nordrhein-Westfalen)
Koordinaten 51° 30′ 59,5″ N, 8° 18′ 53,2″ OKoordinaten: 51° 30′ 59,5″ N, 8° 18′ 53,2″ O
Ort Anröchte OT Uelde, Nordrhein-Westfalen, Deutschland
Entstehung 3500 bis 2800 v. Chr.

Das Galeriegrab Uelde war eine megalithische Grabanlage der jungsteinzeitlichen Wartbergkultur bei Uelde, einem Ortsteil von Anröchte im Kreis Soest (Nordrhein-Westfalen). Es wurde im 19. Jahrhundert zerstört.

Lage

Das Grab befand sich etwa 700 m nordwestlich der Ortsmitte von Uelde auf dem Gebiet des Guts Eggeringshausen.

Forschungsgeschichte

Das Grab wurde 1858/59 entdeckt und dabei teilweise zerstört. Die Reste der Anlage wurden 1865 und 1869 archäologisch untersucht. Später wurde das Grab vollständig zerstört.

Beschreibung

Architektur

Die Anlage war ost-westlich orientiert. Sie hatte eine Gesamtlänge von 11,5 m und eine Breite zwischen 2,5 m und 3 m. Die Grabkammer hatte eine innere Breite von 2 m und eine Deckenhöhe von 2 m. Die Kammer war aus Plänerkalkplatten errichtet worden. Diese hatten eine Länge von 1 m und eine Höhe von 2,1 m; die Dicke ist unbekannt. Die Kammer war wohl vollständig in den Erdboden eingetieft und durch aufrecht stehende Platten in vier Abteilungen aufgeteilt. Wo sich der Zugang zur Kammer befunden hatte, ist unklar.

Das Baumaterial für die Kammer stammte wohl aus der unmittelbaren Umgebung. Es dürfte aus maximal 1 km Entfernung herangeschafft worden sein. Der Materialbedarf wird auf etwa 93 t geschätzt.

Bestattungen

In jeder der vier Abteilungen des Grabes wurden Skelettreste von 12 bis 20 Individuen gefunden. Diese wurden bei der ersten Auffindung im Jahr 1859 zerschlagen und wieder vergraben. 1865 wurden sie dann erneut geborgen. Sämtliche Skelettreste sind heute verschollen.

Beigaben

Kette aus durchlochten Tierzähnen aus dem Galeriegrab Uelde; LWL-Museum für Archäologie Herne

Bei den Grabungen wurden zahlreiche Beigaben gefunden, darunter aber anscheinend keine Keramikgefäße. Zu den erhaltenen Funden gehören zwei Klingen und eine Pfeilspitze aus Feuerstein bzw. Kieselschiefer, vier Knochenpfrieme und ein durchlocher Röhrenknochen, 56 durchlochte Tierzähne und ein aus Knochen nachgebildeter durchlochter Tierzahn. Die Beigaben verteilen sich heute auf das LWL-Museum für Archäologie in Herne und das Städtische Heimatmuseum Lippstadt. Zahlreiche weitere Funde (Klingen, durchlochte Röhrenknochen, Fuchsunterkiefer und Fragmente von Hirschgeweihen) sind heute verschollen.

Literatur

  • Noticen über alterthümliche Funde. In: Correspondenzblatt des Gesamtvereins der Deutschen Geschichts- und Alterthumsvereine. Band 18, 1870, S. 96 (Online).
  • Sitzungsberichte. In: Verhandlungen des naturhistorischen Vereines der preussischen Rheinlande. Band 16, 1859, S. 103–104 (zobodat.at [PDF; 7,4 MB]).
  • U. Becker: Kette aus Raubtierzähnen aus einem Grab bei Uelde. In: Verein der Freunde und Förderer des Städtischen Heimatmuseums Lippstadt e. V. (Hrsg.): Städtisches Heimatmuseum Lippstadt. Bildführer. Lippstadt 2003, S. 21.
  • Eberhard Henneböle: Vorgeschichtliche Grabanlagen im Kreise Lippstadt. In: Heimatblätter Lippstadt. Band 12, 1930, S. 19.
  • Eberhard Henneböle: Aus der Vorzeit in Rheinland, Lippe und Westfalen I. 1933, S. 15.
  • Eberhard Henneböle: Die Vor- und Frühgeschichte des Kreises Lippstadt. Ernst, Lippstadt 1952, S. 18–19.
  • Hugo Hoffmann: Stand und Aufgaben der vor- und frühgeschichtlichen Forschung in Westfalen. In: Westfälische Forschungen. Band 1, 1938, S. 214.
  • Hermann Schaaffhausen: Über das »Archiv für Anthropologie« und über eine alte Grabstätte bei Uelde. In: Verhandlungen des naturhistorischen Vereines der preussischen Rheinlande. Band 23, 1866, S. 80–81 (Online).
  • Hermann Schaaffhausen: Über die Steindenkmäler in Hannover und Westfalen. In: Korrespondenz-Blatt der Deutschen Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte. Band 2, 1871, S. 55–61 (Online).
  • Kerstin Schierhold: Studien zur Hessisch-Westfälischen Megalithik. Forschungsstand und -perspektiven im europäischen Kontext (= Münstersche Beiträge zur ur- und frühgeschichtlichen Archäologie. Band 6). Leidorf, Rahden/Westf. 2012, ISBN 978-3-89646-284-8, S. 271–272.
  • Waldtraut Schrickel: Katalog der mitteldeutschen Gräber mit westeuropäischen Elementen und der Galeriegräber Westdeutschlands (= Beiträge zur ur- und frühgeschichtlichen Archäologie des Mittelmeer-Kulturraumes. Band 5). Habelt, Bonn 1966, S. 456–457.
  • August Stieren: Die vorgeschichtlichen Denkmäler des Kreises Büren. In: Mitteilungen der Altertumskommission für Westfalen. Band 7, 1922, S. 26 (PDF; 28 MB).
  • August Stieren: Die großen Steinkisten Westfalens. In: Westfalen. Band 13, 1927, S. 10–11.
  • August Stieren: Westfalen. Neolithikum. In: Max Ebert (Hrsg.): Reallexikon der Vorgeschichte. Band 14. Uckermark – Zyprische Schleifennadel. De Gruyter, Berlin 1929, S. 287.

Weblinks

Commons: Galeriegrab Uelde – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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