Cwichelm (Wessex)

Cwichelm (auch Cuicelm, Cuichelm, Cwicelm; † 636) war von 611? bis zu seinem Tod ein König der Gewissæ, einer Volksgruppe, die im späten 7. Jahrhundert als „Westsachsen“ das angelsächsische Königreich Wessex bildete.[1]

England um 600 n. Chr.

Leben

Familie

Cwichelm stammt aus dem Haus Wessex. Er war ein Sohn des Königs Cynegils.[1] Andere Historiker sehen in Cwichelm eher einen Bruder Cynegils'.[2] Cwichelm hatte einen Sohn namens Cuthred.[3]

Herrschaft

Cynegils kam im Jahr 611 als Nachfolger Ceolwulfs (594/597–611) an die Macht und beteiligte seinen Sohn Cwichelm (611?–636) möglicherweise bereits 611 in einer untergeordneten Rolle an der Herrschaft.[1] 614 gelang Cynegils und Cwichelm ein wichtiger Sieg gegen die Briten bei Beandun (Lage unbekannt, vielleicht Bampton in Oxfordshire oder Bindon in Dorset), wobei 2046 Briten[4] fielen.[1] Um 617 kam es zu einem Krieg gegen das Königreich Essex, in dem drei Könige von Essex, die Brüder Sexred, Sæward und ein Weiterer, fielen.[5]

Cwichelm ließ 626 ein erfolgloses Attentat auf den northumbrischen König Edwin, der Oswald ins Exil getrieben hatte, verüben. Edwin unternahm eine Strafexpedition gegen die Gewissæ, in dem fünf westsächsische „Könige“ und zahlreiche Krieger fielen.[6] Die Angelsächsische Chronik nennt keine Gründe für den Anschlag, die vermutlich in der Oberherrschaft des Bretwalda Edwin zu suchen sind.[1] Die Schlacht von Cirencester 628[7] gegen den aufstrebenden Penda von Mercia verlief ebenfalls wenig erfolgreich und endete mit einem Friedensvertrag.[8] Dieser Vertrag sah offenbar die Heirat von Cwichelm Bruder Cenwalh mit der Schwester Pendas vor. Auch die Vorherrschaft über die Region um Cirencester im Königreich Hwicce, wo sowohl Angeln als auch Sachsen siedelten, ging an Mercia über. Darin scheint einer der Gründe für die seither südwärts gerichtete Expansion der Gewissæ zu liegen.[5] Diese Schlacht war der Beginn der Rivalität zwischen Wessex und Mercia, die sich bis ins 9. Jahrhundert hinzog.[9] Vermutlich stand die Schlacht von Cirencester im Zusammenhang mit Edwins Vergeltungsfeldzug. Eine gewisse Unterstützung Pendas durch Edwin ist anzunehmen.[10]

Scutchamer Knob ist das angebliche Hügelgrab Cwichelms.

636 trat Cwichelm schließlich zum Christentum über und wurde vom Heiligen Birinus, der im Vorjahr bereits seinen Vater getauft hatte, in Dorchester-on-Thames getauft. Er starb noch im selben Jahr.[11] Einer legendenhaften Erzählung zufolge wurde Cwichelm von Edwin von Northumbria bei Cwichelmeshlæw („Cwichelms Grab“, Scutchamer Knob bei East Hendred in Oxfordshire) getötet.[12] Das angebliche Hügelgrab soll mit einem Fluch belegt sein, der verhindert, dass feindliche Heere unbeschadet nach Wessex eindringen.[13]

Cwichelms Sohn Cuthred ließ sich 639 taufen und erhielt im Jahr 648 riesige Ländereien von 3.000 hidas bei Ashdown in Berkshire von seinem Onkel König Cenwalh.[1] Das entsprach fast der Hälfte eines Königreiches wie Lindsey, Sussex oder Essex.[14]

Quellen

Literatur

  • Barbara Yorke: Wessex in the early Middle Ages (Studies in the Early History of Britain), Continuum, 1995, ISBN 978-0718518561.
  • Barbara Yorke: Kings and Kingdoms of early Anglo-Saxon England. Routledge, London-New York 2002, ISBN 978-0-415-16639-3. PDF (6,2 MB)
  • Patrick Sims-Williams: Religion and Literature in Western England, 600–800, Cambridge University Press, 2005, ISBN 9780521673426.
  • D. P. Kirby: The Earliest English Kings, Routledge, London-New York 2000, ISBN 978-0415242110.
  • John Cannon, Anne Hargreaves: The Kings and Queens of Britain, Oxford University Press, 2009 (2. überarb. Aufl.), ISBN 978-0-19-955922-0, S. 24.
  • Lapidge et al. (Hrsg.): The Blackwell Encyclopaedia of Anglo-Saxon England. Wiley-Blackwell, Oxford u. a. 2001, ISBN 978-0-6312-2492-1.
  • D. N. Dumville: The West Saxon genealogical regnal list and the chronology of early Wessex, Peritia, 4/1985, S. 21–66.
  • Sonia Chadwick Hawkes: The early Saxon period. In: G. Briggs, J. Cook, T. Rowley (Hrsg.): The archeology of the Oxford region, 1986, S. 64–108.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 1,5 Barbara Yorke: Cwichelm@1@2Vorlage:Toter Link/www.oxforddnb.com (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (kostenpflichtige Registrierung erforderlich). In: Oxford Dictionary of National Biography, Oxford University Press, 2004. abgerufen am 13. November 2011
  2. John Cannon, Anne Hargreaves: The Kings and Queens of Britain, Oxford University Press, 2009 (2. überarb. Aufl.), ISBN 978-0-19-955922-0, S. 44.
  3. Angelsächsische Chronik zum Jahr 648
  4. Angelsächsische Chronik zum Jahr 614
  5. 5,0 5,1 Barbara Yorke: Cynegils@1@2Vorlage:Toter Link/www.oxforddnb.com (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (kostenpflichtige Registrierung erforderlich). In: Oxford Dictionary of National Biography, Oxford University Press, 2004. abgerufen am 13. November 2011
  6. Angelsächsische Chronik zum Jahr 626
  7. wahrscheinlich etwas später, siehe: D. P. Kirby: The Earliest English Kings, Routledge, London-New York 2000, ISBN 978-0415242110, S. 68.
  8. Angelsächsische Chronik zum Jahr 628
  9. Barbara Yorke: Wessex in the early Middle Ages (Studies in the Early History of Britain), Continuum, 1995, ISBN 978-0718518561, S. 57.
  10. Patrick Sims-Williams: Religion and Literature in Western England, 600–800, Cambridge University Press, 2005, ISBN 9780521673426, S. 28.
  11. Angelsächsische Chronik zum Jahr 636
  12. Len Scales, Oliver Zimmer: Power and the Nation in European History, Cambridge University Press, 2005, ISBN 978-052184580-9, S. 116.
  13. Howard Williams: Death and Memory in Early Medieval Britain, Cambridge University Press, 2006, ISBN 978-052184019-4, S. 210.
  14. The Tribal Hidage auf der Webseite der Georgetown University

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