Artabanos II.

In Seleukia am Trigris geprägte Münze

Artabanos II. (in der älteren Forschung oft auch Artabanos III.)[1] war ein parthischer König, der von 10 bis 38 n. Chr. regierte.

Regierung

Nach Tacitus soll Artabanos II. bei den Dahern aufgewachsen sein,[2] während Josephus Atropatene angibt.[3] Seine Familienverhältnisse sind unbekannt. Es gibt keine Anzeichen, dass er mit seinen direkten Vorgängern verwandt war, sondern er entstammte offenbar einer Nebenlinie des Königshauses.[4] Sein Vorgänger Vonones I. hatte sich bei den parthischen Adligen wegen seiner "römischen" Lebensweise und weil er von Rom unterstützt wurde, unbeliebt gemacht, und die Parther erwählten darauf hin Artabanos II. zum Herrscher. Er zog gegen Vonones, wurde aber geschlagen und floh in die Berge, kehrte aber mit einer stärkeren Armee zurück und konnte im Jahr 12 n. Chr. König Vonones schließlich auch entthronen.[5] Vonones I. floh nach Armenien, wo er anscheinend kurz den Thron innehatte, aber nicht weiter von den Römern unterstützt wurde, die den Konflikt mit den Parthern scheuten. Vonones I. ging nach Syrien, wo ihm Zuflucht gewährt wurde, wurde aber auf Bitten von Artabanos II. nach Kilikien versetzt, wo er 19 n. Chr. ermordet wurde.[6] Dies sind die Ereignisse, wie sie sich bei den antiken Autoren darstellen. Neuere Untersuchungen deuten jedoch an, dass in der antiken Geschichtsschreibung Ereignisse mit denen um das Jahr 35 n. Chr. vermengt wurden.[1]

In Seleukia am Trigris geprägte Münze; sie ist in das Jahr 27 n. Chr. datiert

Während seiner relativ langen Regierungszeit schaffte er es, das Partherreich, das vorher von diversen Wirren erschüttert worden war, wieder zu festigen. Verschiedene Provinzen, die vorher fast autonom waren, wie die Atropatene, Medien, Charakene, Persis und die Elymais, wurden Söhnen des Herrschers übergeben.[7] Literarisch bezeugt ist dies für Armenien, wo Orodes, ein Sohn des Königs eingesetzt wurde, sich aber nicht halten konnte.[5] Offenbar blieb es fortan knapp 200 Jahre lang üblich, Verwandte des Großkönigs als Unterkönige einzusetzen. Im Osten des Reiches scheinen allerdings Provinzen mit der Entstehung des Indo-parthischen Königreiches verloren gegangen zu sein. Römische Schriftsteller deuten zahlreiche und erfolgreiche Kriege im Osten an, von denen jedoch kaum etwas bekannt ist.[8]

Im Jahr 35 erklärte sich jedoch ein Sohn von Phraates IV., der bisher in Rom gelebt hatte, zum Thronprätendenten. Hintergrund waren Konflikte mit den Römern, die das Arsakidenreich destabilisieren wollten. Er sollte als König von Parthien inthronisiert werden, verstarb jedoch bereits auf dem Weg ins Partherreich in Syrien. Kaiser Tiberius entsandte dann mit Tiridates III. einen weiteren arsakidischen Kandidaten. Dieser war immerhin so erfolgreich, dass Artabanos II. zunächst fliehen musste. Tiridates III. wurde von den griechischen Städten in Parthien willkommen geheißen und in Seleukia am Tigris zum König gekrönt, doch konnte er sich nicht lange auf dem Thron halten. Artabanos II. vertrieb ihn letztlich und musste daraufhin die alte Residenzstadt Seleukia belagern, die sich zwischenzeitlich für unabhängig erklärt hatte. Die Stadt behielt ihre Freiheit, verlor aber viele Privilegien. Artabanos II. starb im Jahr 38 n. Chr.

Kopie auf Marmor eines Briefes des Artabanos II. aus Susa

Von Artabanos II. stammt die Abschrift eines Briefes, die sich in Susa auf einer Steintafel fand und an die dortige Stadtverwaltung (an die Archonten Antiochos und Phraates) gerichtet war. Darauf wird eine strittige Wahl der städtischen Verwaltung vom Herrscher bestätigt.

Antike Quellen

  • Tacitus, Annalen 2,3; 2,58; 4,31.
  • Flavius Josephus, Jüdische Altertümer 18.

Literatur

  • Friedrich Cauer: Artabanos 7. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band II,1, Stuttgart 1895, Sp. 1293–1296.
  • Ulrich Kahrstedt: Artabanos III und seine Erben. Francke, Bern 1950.
  • Malcolm A. R. Colledge: The Parthians. Thames and Hudson, London 1967, S. 48–49.

Weblinks

Commons: Artabanos II. – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1
  2. Tacitus, Annalen 2,3.
  3. Josephus, Jüdische Altertümer 18,48.
  4. Marek Jan Olbrycht: The genealogy of Artabanos II (AD 8/9–39/40), King of Parthia. In: Miscellanea Anthropologica et Sociologica. Band 15, Nummer 3, 2014, S. 92–97.
  5. 5,0 5,1 Josephus, Jüdische Altertümer 18,2,4.
  6. Tacitus, Annalen 2,58.
  7. So vor allem in: Ulrich Kahrstedt: Artabanos III und seine Erben. Diese Ansicht wird von Teilen der neueren Forschung wiederum bezweifelt, siehe zum Beispiel: Monika Schuol: Die Charakene. Ein mesopotamisches Königreich in hellenistisch-parthischer Zeit. Steiner, Stuttgart 2000, ISBN 3-515-07709-X, S. 321.
  8. Tacitus, Annalen 6,31.

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