Antemurale Christianitatis
- Rhetorischer Begriff
- Nationales Symbol (Kroatien)
- Nationales Symbol (Polen)
- Kroatien im Mittelalter
- Geschichte Kroatiens in der Frühen Neuzeit
- Polnische Geschichte (Mittelalter)
- Geschichte Polens in der Frühen Neuzeit
- Geschichte des Papsttums
- Kreuzzüge
- Choronym
- Christentumsgeschichte (Kroatien)
- Christentumsgeschichte (Polen)
- Lateinische Phrase
Antemurale Christianitatis (lateinisch für Vormauer der Christenheit; meist übersetzt mit Bollwerk der Christenheit) ist ein rhetorisches Topos bzw. eine Metapher, derer sich seit dem späten Mittelalter und im 16. Jahrhundert verschiedene Akteure vor allem in Ostmittel- und Südosteuropa bedienten.
Diese legitimierten ihre Macht und begründeten politische, militärische und finanzielle Forderungen, durch die Zuschreibung der besonderen Aufgabe, als Bollwerk das westlichen Christentum gegen alle tatsächlichen und angenommenen Gefahren von außen zu verteidigen.
Mit diesem Begriff wurden Abwehrsituationen umschrieben, so zum Beispiel der Kampf der russischen Christen gegen den Mongolensturm oder der polnischen Katholiken gegen die russische Orthodoxie und den Islam.
Im Falle der Kroaten und der Polen wurde die Vorstellung „Bollwerk der Christenheit“ zu sein, zum Bestandteil des nationalen Selbstverständnisses.
Bei den Kroaten
Als die Osmanen im Jahr 1453 Konstantinopel eroberten, rief Papst Kalixt III. die Christenheit zum Kreuzzug auf.
Im christlichen Heer, das im Jahr 1456 das Osmanische Heer in der Schlacht bei Belgrad besiegte, befand sich auch eine große Zahl an Kroaten, die der Franziskaner Johannes von Kapistran anführte. Kapistran starb im Jahr 1456 in Ilok und wurde später heiliggesprochen.
Zu jener Zeit kamen sehr viele Kroaten im Abwehrkämpfen um. Insbesondere im Jahr 1493, als an der verlorenen Schlacht auf dem Krbavsko Polje etwa 10.000 Kroaten und ein Großteil der damaligen Aristokratie umkam.
Papst Leo X. bezeichnete die Kroaten im Jahr 1519 anerkennend als Antemurale Christianitatis (kroatisch Predziđe kršćanstva), weil sie gegen die Ausbreitung des Osmanischen Reiches nach Europa Widerstand leisteten.[1]
Im 16. und 17. Jahrhundert führten die Kroaten die heftigsten Kämpfe gegen die vorrückenden Osmanen. Diese Epoche wurde nach einem 1703 erschienenen Gedicht Paul Ritter-Vitezovićs als Plorantis Croatiae saecula duo („die zwei Jahrhunderte des trauernden Kroatiens“) bekannt.
Literatur
- Paul Srodecki: Antemurale Christianitatis : Zur Genese der Bollwerksrhetorik im östlichen Mitteleuropa an der Schwelle vom Mittelalter zur Frühen Neuzeit (= Historische Studien. Band 508). Matthiesen Verlag, Husum 2015, ISBN 978-3-7868-1508-2 (zugl. Dissertation, 2013).
Weblinks
- Serapion Mongolensturm: Antemurale Christianitatis – Im Kampf gegen die Andersgläubigen (PDF-Datei)
- Antemurale christianitatis – Grenzsituation als Selbstverständnis (Polen)
Einzelnachweise
- ↑ Martin Davorin Krmpotic: Croatia. In: The Catholic Encyclopedia. Band 4. Robert Appleton Company, New York 1908 (newadvent.org).