Anna Perenna

Anna Perenna auf einem Silber Denarius, 81–82 v. Chr.[1]

Anna Perenna (lateinisch perennis jährlich bzw. beständig wiederkehrend) ist eine der vielen „kleinen“ Göttinnen des antiken Rom. Vermutlich (nach Franz Altheim) stammt sie aus der etruskischen Mythologie, wo sie eine Erdmuttergöttin darstellte, und wurde von den Römern übernommen.

Anna Perenna wurde am 15. März mit einem allgemeinen Festmahl in ihrem Hain am ersten Meilenstein der Via Flaminia geehrt (Feriae Annae Perennae), bei dem offenbar reichlich getrunken wurde. Man wünschte sich so viele Lebensjahre als es gelang, Becher zu trinken, man tanzte und sang, was immer man kannte, vor allem aber obszöne Lieder.[2]

Nach einer der von Ovid erzählten Geschichten geht das Fest auf eine alte Frau namens Anna aus Bovillae zurück, die während der Ständekämpfe zwischen Patriziern und Plebejern den verhungernden Plebejern täglich selbstgebackene Kuchen brachte und sie so vor dem Verhungern rettete.[3] Diese Aischrologien, das Singen obszöner Lieder beim Fest, gehe auf einen Streich zurück, den die eben vergöttlichte Anna dem Gott Mars gespielt habe: Mars sei verliebt gewesen in die keusche Minerva und habe Anna um Kupplerdienste gebeten. Die habe ihn zunächst hingehalten und als das nicht mehr ging, sich ihm verschleiert als bräutliche Minerva präsentiert. Die derben Scherze beim Fest würden an diesen gelungenen Streich erinnern, den Anna dem Kriegsgott gespielt hatte.[4]

Alternativ dazu wird von Ovid Anna Perenna mit Anna, der Schwester Didos, identifiziert.[5]

1999 wurde der Brunnen der Anna Perenna auf der Piazza Euclide in Rom von Marina Piranomonte entdeckt und ausgegraben.

Literatur

  • Otto Meltzer: Anna 1. In: Wilhelm Heinrich Roscher (Hrsg.): Ausführliches Lexikon der griechischen und römischen Mythologie. Band 1,1, Leipzig 1886, Sp. 355–360 (Digitalisat).
  • Georg Wissowa: Anna 3. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band I,2, Stuttgart 1894, Sp. 2223–2225.
  • Otto Immisch: Der Hain der Anna Perenna. In: Philologus 83, 1928, S. 183–192.
  • Fritz Graf: Anna Perenna. In: Der Neue Pauly (DNP). Band 1, Metzler, Stuttgart 1996, ISBN 3-476-01471-1, Sp. 708.
  • Gwynaeth McIntyre, Sarah McCallum (Hrsg.): Uncovering Anna Perenna: A Focused Study of Roman Myth and Culture. Bloomsbury Academic, London, New York 2019.
  • Marina Piranomonte: Il santuario della musica e il bosco sacro di Anna Perenna. Electa, Rom 2002.

Einzelnachweise

  1. Michael Crawford: Roman Republican Coinage. Cambridge 1974, Nr. 366/1b.
  2. Martial 4, 64. 16; Macrobius Ambrosius Theodosius Saturnalia 1, 12, 6; Ovid Fasti 3, 523–540.
  3. Ovid Fasti 3, 657–674.
  4. Ovid Fasti 3, 675–696.
  5. Ovid Fasti 3, 545–656.

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