Orrorin tugenensis
Sechs Millionen Jahre - Orrorin tugenensis: im Oktober 2000 fand ein französisch - kenianisches Team in der Baringo-Region in Kenia die Reste des nach ihren Angaben ältesten Vorläufers des Menschen. Doch noch immer rätseln Forscher, ob der so genannte Millennium-Mensch mehr Mensch oder Affe war.
Bereits 1974 entdeckte der Paläoanthropologe Martin Pickford in den Tugen Hills in Kenia bei einer Ausgrabung einen interessanten Backenzahn. Sein Team konnte aber damals aber nicht klären, ob der Besitzer des Zahns ein Menschenaffe war oder vielleicht schon ein früher Vertreter der Gattung Homo. Um der Sache auf den Grund zu gehen, bat die kenianische Regierung die beiden Paläoanthropologen Pickford und Brigitte Senut im Sommer 2000 dort nach weiteren Knochen zu graben. Und tatsächlich hatten die die beiden Glück:
Sie fanden Überreste von mindestens vier Individuen, insgesamt sind es mehr als 20 Knochen- und Knochenfragmente. Die Oberschenkelknochen scheinen zu beweisen, dass die Entwicklung zum aufrechten Gang bereits begonnen hatte. Den fossilen Zähnen nach zu urteilen, handelte es sich bei den Mitgliedern der Spezies um schimpansenähnliche Menschenaffen, die möglicherweise schon den Weg zu den späteren Homininen eingeschlagen hatten.
In der Fachwelt gibt es jedoch einige Meinungsverschiedenheiten bei der Frage, ob Orrorin tugenensis ein direkter Vorfahr der Australopithecinen (und damit des Menschen) war oder nicht. Die Lücke in der Fossildokumentation in Afrika bis vor ca. 6 Millionen Jahren schein Anlass für vielerlei Spekulationen zu sein. Die nach molekularbiologischen Hinweisen vor etwa 7 Millionen Jahren zu vermutende Abspaltung der afrikanischen Menschenaffen von der zum Menschen führenden Linie ist fossil bisher nicht zu belegen.
Steckbrief Orrorin tugenensis
Ein besonderes Merkmal von Orrorin tugenensis ist sein langer Femur (Oberschenkelknochen), der ihm eine aufrechte Gangart ermöglichte. Dies war ein entscheidender Schritt in der Evolution, da eine aufrechte Gangart die Hände frei machte, um Werkzeuge und andere Gegenstände zu manipulieren. Es ist jedoch unklar, ob Orrorin tugenensis tatsächlich bereits Werkzeuge verwendete oder ob seine aufrechte Gangart nur für andere Aktivitäten wie das Sammeln von Nahrung verwendet wurde.
Ein weiteres interessantes Merkmal von Orrorin tugenensis ist sein Schädel. Im Vergleich zu früheren menschenähnlichen Arten war der Schädel von Orrorin tugenensis sehr klein und hatte eine flache Stirn. Es ist jedoch unklar, wie viel Intelligenz Orrorin tugenensis besaß oder wie er kommunizierte.
Orrorin tugenensis lebte in einer Zeit, in der sich Afrika rasant veränderte. Es gab große geologische Veränderungen, einschließlich eines Anstiegs des Meeresspiegels, einer Abnahme des Regenfalls und einer Veränderung der Landschaft von Wald zu Savanne. Es ist unklar, wie Orrorin tugenensis diese Veränderungen überlebte oder ob er an andere Orte wanderte.
Orrorin tugenensis ist ein wichtiger Meilenstein in der Geschichte der Menschheit, da er eine Verbindung zwischen früheren, mehr affenähnlichen Arten und späteren, mehr menschenähnlichen Arten darstellt. Er hilft uns, ein besseres Verständnis dafür zu entwickeln, wie sich die menschliche Art im Laufe der Zeit entwickelt hat. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass wir immer noch nicht alle Informationen über Orrorin tugenensis haben und dass weitere Forschungen notwendig sind, um ein vollständigeres Bild zu erhalten.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Orrorin tugenensis eine wichtige Art in der frühen menschlichen Evolution ist, die uns einen Einblick in die Anfänge unserer Art gibt. Obwohl wir noch nicht alle Antworten haben, helfen uns die Fossilien und Funde, die wir bisher haben dabei, ein besseres Verständnis für die Geschichte unserer Art zu entwickeln. Wir werden uns weiterhin auf die Forschung konzentrieren, um mehr über Orrorin tugenensis und die frühen Stadien der menschlichen Evolution zu lernen.
Literatur
M. Pickford, B. Senut: ‚Millennium ancestor‘, a 6-million-year-old bipedal hominid from Kenya. South African Journal of Science 97 (1-2), 2001