Ursprung des europäischen Haushundes im Südwesten Deutschlands vermutet

Presseldung vom 04.03.2021

Ein Team der Universität Tübingen hat gemeinsam mit internationalen Forschenden die Anfänge der Domestizierung von Wölfen in Europa untersucht. Sie analysierten mit einem multimethodischen Ansatz mehrere Canidae-Fossilien aus einer Höhle im südwestlichen Deutschland. In ihrer Studie kommen sie zu dem Schluss, dass in dieser Region vor 16.000 bis 14.000 Jahren der Übergang von Wölfen zu gezähmten Hunden stattgefunden haben könnte.


Hunde gelten gemeinhin als die ältesten bekannten Haustiere. „Wann genau die Domestizierung von Wölfen zu Haus- und Hütehunden erfolgte, ist aber nach wie vor unklar. Wissenschaftliche Schätzungen variieren zwischen etwa 15.000 bis 30.000 Jahren vor heute“, erklärt Dr. Chris Baumann vom Senckenberg Centre for Human Evolution and Palaeoenvironment an der Universität Tübingen und fährt fort: „Und auch der Ort dieses Übergangs vom Wild- zum Haustier ist bislang nicht geklärt.“


Anhand von Canidae-Fossilien aus der Gnirshöhle im Südwesten Deutschlands wurde die Domestizierung von Wölfen untersucht.

Publikation:


Baumann, C., Pfrengle, S., Münzel, S.C. et al.
A refined proposal for the origin of dogs: the case study of Gnirshöhle, a Magdalenian cave site
Sci Rep 11, 5137 (2021)

DOI: 10.1038/s41598-021-83719-7



Um dieser Frage auf den Grund zu gehen, hat Baumann mit einem internationalen Team mehrere fossile Knochen aus der Familie der Hunde (Canidae) – zu welcher neben heutigen Haushunden auch Wölfe und Füchse gehören – aus einer Höhle im Südwesten Deutschlands untersucht. „Die Gnirshöhle ist eine kleine Höhle mit zwei Kammern im Süden Baden-Württembergs, die in unmittelbarer Nähe zu zwei weiteren Höhlen aus dem Zeitalter des Magdalénien, einer archäologischen Kulturstufe im jüngeren Abschnitt des Jungpaläolithikums, liegt“, ergänzt Baumann.

Symbolbild Wolf.

Die aus der Gnirshöhle stammenden fossilen Canidae-Knochen wurden mit verschiedenen kombinierten Methoden untersucht. Der Tübinger Biogeologe hierzu: „Wir haben Morphologie, Genetik und Isotopie verknüpft und konnten so feststellen, dass die untersuchten Knochen aus vielen verschiedenen genetischen Linien stammen und die daraus neu sequenzierten Genome die ganze genetische Bandbreite von Wolf bis Hund abdecken.“

Das Team geht daher davon aus, dass die Menschen des Madgaléniens Tiere gezähmt und aufgezogen haben, die aus verschiedenen Wolfslinien stammten. „Die Nähe der Tiere zu den Menschen sowie die Hinweise auf deren recht eingeschränkte Ernährung lassen uns annehmen, dass vor 16.000 bis 14.000 Jahren Wölfe bereits zu Haushunden domestiziert wurden. Ein Ursprung der europäischen Hunde könnte demnach im Südwesten Deutschlands liegen“, fasst Baumann zusammen.


Diese Newsmeldung wurde mit Material des Senckenberg Forschungsinstituts und Naturmuseen via Informationsdienst Wissenschaft erstellt


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