Unsere Urahnen liebten es bunt

Presseldung vom 27.10.2011

In der Blombos Höhle in Südafrika, etwa 300 km östlich von Kapstadt, haben Archäologen eine 100.000 Jahre alte Malerwerkstatt entdeckt.


Die Funde, die nun in Science veröffentlicht wurden, zeigen, dass unsere frühen Vorfahren bereits Grundkenntnisse der Chemie hatten und die Fähigkeit besaßen, langfristige Pläne zu machen. Die Fähigkeit Materialien zu beschaffen, zu kombinieren und zu lagen - und so Technologien oder gesellschaftliche Gebräuche weiterzuentwickeln - stellt einen Meilenstein in der Evolution komplexer menschlicher Kognition dar. Die Ausgrabungen im Jahr 2008 bei der Höhle enthüllten eine Werkstatt vor 100.000 Jahren, in der eine mit Ocker angereicherte flüssige Mixtur hergestellt und in zwei Schalen von Seeohren (Meeresschnecken) gelagert wurde.


In dieser Seeohrenschale aus der Blombos-Höhle in Südafrika bewahrte Homo sapiens vor 100.000 Jahren die flüssige Ockermixtur auf.

Publikation:






Außerdem fand man Knochen, Kohle, Schleif- ??und Hammersteine - sozusagen als Bestandteile eines urzeitlichen Werkzeugkastens. Die Anwendung der Mixtur ist unbekannt, aber möglicherweise wurde sie für Dekorationen oder als Hautschutz verwendet. „Die ockerfarbigen Erden müssen aus mehren Kilometern Entfernung herbeigeholt worden sein“, berichten die Wissenschaftler. Die als Behälter dienenden Schneckenschalen stammten vom damals einige hundert Meter entfernten Meeresufer.

Aus den Funden und ihrer Anordnung rekonstruierten die Forscher, wie unsere Vorfahren bei der Herstellung der Farbe wahrscheinlich vorgingen. Ocker ist in der Sprache der Archäologen ein Begriff, um Erde und Gestein zu beschreiben, die rote oder gelbe Oxide oder Hydroxide von Eisen enthalten - im Grunde nichts anderes als Malerfarbe. „Sie zerrieben dafür zunächst das Material mit Hilfe eines Steins auf einer flachen Quarzittafel“, schreiben die Wissenschaftler. Das entstehende feine, rötliche Pulver vermischten die frühen Menschen dann mit erhitztem, zerstoßenem Knochenmehl, Kohle, Steinstaub und einer Flüssigkeit. „Da Kohle in dieser Schicht sonst selten ist, muss sie der Mischung absichtlich hinzugefügt worden sein“, schreiben die Wissenschaftler.

Darüber hinaus fanden die Forscher zwei Schneckenhäuser von Seeohren (Haliotis), auch Abalone genannt, die wahrscheinlich als Behälter dienten, um die rote Mixtur zu lagern. Pigmentrückstände auf einem der Knochen deuten darauf hin, dass er zum Umrühren und beim Ausgießen der Mixtur aus der Schale verwendet wurde. Dies ist auch der älteste Nachweis für die Verwendung eines Behälters, sagte Francesco d'Errico, Koautor der Studie und Forscher an der Universität von Bordeaux in Frankreich. Es scheint, dass diese Container mehrfach verwendet wurden. "Sie wussten wirklich was sie taten. Es ist nicht nur irgendein eigenartiges Verhalten, sondern ein sehr sorgfältig geplanter Prozess, sagte d'Errico.

Fragmente von Ocker, die älter als 100.000 Jahre sind, wurden schon zuvor gefunden, aber nie in Verbindung mit den Objekten, um sie zu verarbeiten oder in Behältnissen zu lagern, sagte d'Errico. Die chemische Analyse zeigt drei verschiedene Arten von Pigment, die in dieser Werkstatt verwendet wurden, einschließlich Gelb- und Rottöne. "Es ist wirklich ein relativ komplexes Verhalten, was dort passiert, das deutlich zeigt, dass die Produktion des Pigments nicht nur gelegentlich stattfand, 'd'Errico sagte. "Es war ein sehr geplanter Prozess mit einer Reihe von verschiedenen Rohstoffen."

Die Blombos Höhle scheint als Werkstatt benutzt worden zu sein, bis sie der frühe Homo sapiens verließ. Es scheint, dass Sand in die Höhle wehte und die Objekte bedeckte, so dass sie über die Jahrtausende bewahrt blieben.

Seltsamerweise sind bisher keine Malereien an den Höhlenwänden entdeckt worden. Wissenschaftler spekulieren, dass die Farbe zur Körperdekoration oder als Antiseptikum bei der Bearbeitung von Tierhäuten oder für beides verwendet wurde. "Es könnte sich um eine Kombination aus funktionalen und symbolischen Gründen handeln," sagte d'Errico. "In traditionellen Gesellschaften liegen Symbolik und Funktionalität oft nahe zusammen. Das eine schließt das andere nicht aus."


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Olduvai, Tansania













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