Pierolapithecus-Fossil wirft neues Licht auf die Evolution der großen Menschenaffen
Forscher von der University of Missoure kommen zu dem Schluß, dass Pierolapithecus catalaunicus wohl kein Schwinghangler wie heutige Menschenaffen war.
Im Jahr 2002 fanden spanische Forscher in Katalonien das fossile Skelett eines Menschenaffen, den sie der neuen Gattung und Art Pierolapithecus catalaunicus zuschrieben. Die Knochen sind schätzungsweise 11,9 Millionen Jahre alt und könnten dem letzten gemeinsamen Vorfahren von Menschen und großen Menschenaffen gehört haben. Jetzt berichten Anatomen von der Universität Missouri, die Beckenform des Exemplars rücke den Primaten in die Nähe des Beginns der Evolution der heutigen großen Menschenaffen nachdem sich die kleinen Menschenaffen (Gibbons) abgespalten hatten, aber noch bevor die Linien der großen Menschenaffen begannen, sich aufzufächern.
Publikation:
Ashley Hammond von der Abteilung für Pathologie und Anatomische Wissenschaften hatte als erste die Becken-Fragmente des frühen Hominiden untersucht. Dazu befestigte sie einen Laserscanner auf einem Drehtisch, um detaillierte Bilder von der Oberfläche des Fossils zu erfassen. Das so erhaltene 3-D-Modell von der Beckenanatomie des Pierolapithecus verglich sie mit heute lebenden Menschenaffen.
Hammond sagt, der Hüftknochen, der größte Knochen im Becken, von Pierolapithecus catalaunicus ist breiter als der von Proconsul nyanzae, einem primitiven Affen, der vor rund 18 Millionen Jahren lebte. Das breitere Becken könnte dazu gedient haben, Pierolapithecus eine bessere seitliche Balance und Stabilität zu verleihen, während er sich fortbewegte. Allerdings sehen die Finger von Pierolapithecus catalaunicus anders aus als die von modernen Menschenaffen, was darauf hinweist, dass sich diese anders entwickelt haben, als Wissenschaftler ursprünglich annahmen.
"Pierolapithecus catalaunicus scheint oft eine aufrechte Körperhaltung eingenommen zu haben, beispielsweise beim vertikalen Klettern, jedoch scheint er noch kein so guter Schwinghangler gewesen zu sein, wie es die heutigen Menschenaffen sind", sagte Hammond. "Heute verwenden Schimpansen, Orang-Utans, Bonobos und Gorillas hauptsächlich ihre vorderen Gliedmaßen, um unter den Ästen zu schwingen, Pierolapithecus catalaunicus verfügte jedoch nicht über die langen, gebogenen Fingerknochen, die für diese Art der Fortbewegung erforderlich sind, so dass diese sich Verhaltensweise wohl erst in jüngerer Zeit entwickelt hat."
Hammond regt an, sich weiterhin auf die Suche nach Fossilien zu begeben, um die Evolution der großen Menschenaffen in Afrika besser zu verstehen.
"Entgegen der landläufigen Meinung, suchen wir nicht nach einem »missing link«, sagte Hammond. "Wir haben verschiedene Stücke des evolutionären Puzzles und es gibt große Lücken in der Fossilaufzeichnung. Wir müssen weiterhin Feldarbeit leisten, um mehr Fossilien zu finden und herausfinden, wie die Arten miteinander verwandt sind und wie sie lebten. Letztlich ist alles miteinander verbunden."
Die Studie "Middle Miocene Pierolapithecus provides a first glimpse into early hominid pelvic morphology" wird in einer kommenden Ausgabe des Journal of Human Evolution veröffentlicht.
Diese Newsmeldung wurde mit Material News Bureau erstellt