Forscher bestimmen das Alter des letzten bekannten Lagerplatzes von Homo erectus


Ein internationales Forscherteam hat das Alter des letzten bekannten Lagerplatzes von Homo erectus bestimmt, einem der direkten Vorfahren des modernen Menschen. Der Ort heißt Ngandong und befindet sich auf der indonesischen Insel Java. Das Team datierte Tierfragmente, die in der Umgebung der Homo erectus-Überreste gefunden wurden sowie die umgebende Landschaft selbst. So konnte man feststellen, dass die letzte Gruppe von Homo erectus in Ngandong vor 108.000 bis 117.000 Jahren lebte.


Homo erectus, einer der direkten Vorfahren der modernen Menschen, war ein Wanderer. Nachdem er vor etwa zwei Millionen Jahren Afrika verlassen hatte, breitete er sich über die Alte Welt aus und kam schließlich in Asien und möglicherweise auch in Europa an. Vor etwa 400.000 Jahren verschwand der Homo erectus jedoch in den meisten Regionen seines Siedlungsgebietes. Eine Ausnahme war ein Ort namens Ngandong auf der indonesischen Insel Java. Bislang konnten sich die Wissenschaftler jedoch nicht auf einen genauen Zeitraum einigen, in dem Homo erectus dort siedelte.


Schädeldach eines Homo erectus aus Ngandong, Java

Publikation:


Yan Rizal, Kira E. Westaway, Yahdi Zaim, Gerrit D. van den Bergh, E. Arthur Bettis, Michael J. Morwood, O. Frank Huffman, Rainer Grün, Renaud Joannes-Boyau, Richard M. Bailey, Michael C. Westaway, Iwan Kurniawan, Mark W. Moore, Michael Storey, Fachroel Aziz, Jian-xin Zhao, Aswan, Maija E. Sipola, Roy Larick, John-Paul Zonneveld, Robert Scott, Shelby Putt, Russell L. Ciochon
Last appearance of Homo erectus at Ngandong, Java, 117,000–108,000 years ago
Nature, 2019

DOI: 10.1038/s41586-019-1863-2



In einer neuen Studie, die in der Zeitschrift Nature veröffentlicht und von einem internationalen Forscherteam von der Universität von Iowa, der Macquarie Universität und dem Institute of Technology Bandung in Indonesien durchgeführt wurde, konnte das letzte Vorkommen von Homo erectus in Ngandong auf einen Zeitraum zwischen 108.000 bis 117.000 Jahren bestimmt werden. Die Forscher datierten den Ort, indem sie Tierfossilien aus demselben Knochenbestand untersuchten, in dem 12 Schädeldecken und zwei Tibia des Homo erectus gefunden worden waren. Außerdem datierten sie die umgebenden Landformen, meistens Terrassen unter und über Ngandong, um eine genaue Vorstellung von der Umgebung zu bekommen, in der möglicherweise die letzten dieser Urmenschen auf der Erde lebten.

"Dieser Fundort ist das letzte bekannte Auftreten von Homo erectus überhaupt", sagt Russell Ciochon, Professor am Department of Anthropology in Iowa und Co-Autor der Studie. "Wir können nicht sagen, dass wir den Zeitpunkt des Aussterbens bestimmt haben, aber wir haben das letzte, heute bekannte Vorkommen datiert. Es gibt nirgendwo Hinweise, dass Homo erectus anderswo länger überlebt hätte."

Das Forschungsteam legt in seiner Studie 52 neue Altersschätzungen für die Ngandong-Fossilien vor. Dazu gehören tierische Fragmente und Sedimente aus dem wiederentdeckten Fossilienbett, in dem in den 1930er Jahren die ursprünglichen Homo erectus-Überreste von niederländischen Vermessungsingenieuren gefunden wurden, sowie eine genaue Abfolge von Datierungen der Flussterrassen unterhalb und oberhalb des Fundortes der Fossilien.


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Zusammenarbeit

Forscher mehrerer Institutionen haben zur Studie beigetragen, darunter:

  • das Institute of Technology in Bandung, Indonesien
  • die Universität von Wollongong, Australien
  • die Universität von Texas,Austin
  • die Griffith University in Nathan, Australien
  • die Southern Cross Universität in Lismore, Australien
  • die Universität von Oxford, Vereinigtes Königreich
  • die Geologische Agentur in Bandung
  • die University of Queensland in Brisbane, Australien
  • die University of New England in Armidale, Australien
  • die Universität Kopenhagen in Dänemark
  • die Minnesota State University-Mankato
  • Bluestone High in Cleveland, Ohio
  • die Universität von Alberta in Edmonton, Kanada
  • die Rutgers University
  • die Universität von Indiana
  • und die Illinois State University.


Darüber hinaus stellten die Forscher fest, wann sich die Berge südlich von Ngandong zum ersten Mal anhoben, indem sie Stalagmiten aus Höhlen in den südlichen Bergen datierten. Auf diese Weise konnten sie feststellen, wann der Solo River durch das Ngandong-Gebiet floss und die Flussterrassen abgelagert wurden. "Sie haben diese unglaubliche Reihe von Daten, die alle in sich stimmig sind", sagt Ciochon. "Das muss der richtige Zeitraum sein. Deshalb ist es so eine schöne, solide Arbeit. Die Datierung ist sehr konsistent."

"Die Probleme mit der Datierung von Ngandong konnten immer nur durch das Verständnis der umgebenden Landschaft gelöst werden", sagt Kira Westaway, Associate Professor an der Macquarie University und Mitautorin der Studie. "Fossilien sind das Nebenprodukt komplexer, geologischer Prozesse. Wir konnten das Alter des Fundorts bestimmen, weil wir die Fossilien im Flussdepot, auf der Flussterrasse, in der Abfolge der Terrassen und in der vulkanisch aktiven Landschaft mit einbezogen haben."

Frühere Forschungen von Ciochon und anderen haben gezeigt, dass sich der Homo erectus den Weg über den indonesischen Archipel bahnte und vor etwa 1,6 Millionen Jahren auf der Insel Java ankam. Das Timing war gut: Das Gebiet um Ngandong bestand größtenteils aus Grasland, eine ähnliche Umgebung, in der Homo erectus in Afrika lebte. Pflanzen und Tiere waren reichlich vorhanden und Java sah aus wie die afrikanische Heimat. Für einige Gruppen des Homo erectus war Java jedoch nur eine Zwischenstation und sie wagten sich weiter vor auf andere Inseln. Für andere Horden schien Java jedoch zur Heimat geworden zu sein, in der sie blieben und lange überlebten.

Vor rund 130.000 Jahren änderte sich jedoch die Umwelt in Ngandong und damit auch das Schicksal von Homo erectus. "Das Klima hat sich verändert", erklärt Ciochon. "Wir wissen, dass sich die Gegend vom offenen Grasland in einen tropischen Regenwald verwandelt hat, der sich vom heutigen Malaysia nach Süden erstreckte. Homo erectus konnte sich einfach nicht an die veränderten Lebensbedingungen anpassen. Die Pflanzen und Tiere des Regenwalds waren nicht die Nahrungsgrundlage, an die Homo erectus gewöhnt war, und er konnte sich nicht so einfach anpassen."

Ciochon war Co-Leiter eines 12-köpfigen internationalen Teams, das 2008 und 2010 in Ngandong gegraben hatte, zusammen mit Yan Rizal und Yahdi Zaim, den beiden Forschern vom Institute of Technology, Bandung, die die Ausgrabung leiteten. Unter Verwendung von Aufzeichnungen von den Ausgrabungen der niederländischen Landvermesser in den 1930er Jahren fand das Team die ursprüngliche Schicht in Ngandong, in der das Knochenmaterial von Homo erectus eingebettet war, legte es erneut frei, wobei 867 fossile Tierfragmente gesammelt und datiert wurden.

In der Zwischenzeit hatte Kira Westaways Team die umliegende Gegend sowie die Terrassen datiert. "Es war ein Zufall", dass die Teams am selben Ort arbeiteten - eine Gruppe war am Fossilienbett tätig, die andere Gruppe datierte die Umgebung, sagt Ciochon.


Förderung
Förderung

Zu den Förderern der Studie zählen:

  • University of Iowa
  • der Australian Research Council
  • die Wenner-Gren-Stiftung für anthropologische Forschung
  • das Geological Survey Institute in Bandung
  • und die Villum Foundation


"Mit den Daten, die wir hatten, konnten wir die Ngandong-Fossilien nicht wirklich datieren", fährt Ciochon fort. "Wir hatten Daten, aber das waren nur Mindestalter. Also konnten wir nicht wirklich sagen, wie alt sie waren, obwohl wir wussten, dass wir ungefähr richtig lagen. Nur indem wir mit Kira Westway zusammenarbeiteten, die eine Unmenge von Datierungen der Terrassen, Berge und anderen Landschaftsmerkmalen durchgeführt hatte, konnten wir präzise regionale chronologische und geomorphe Kontexte für den Fundort Ngandong erstellen. "


Diese Newsmeldung wurde mit Material Science daily erstellt


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