Fejej ist eine Fundstelle im Nordosten des Turkanabeckens im südlichen Äthiopien. Der Name geht auf eine nahe gelegene Polizeistation zurück.
Bei einer umfangreichen Untersuchung zur Aufklärung der Geologie dieser Region durch den Canadian Geological Survey in den 1970er Jahren erkannte man schnell, dass die fossilführenden Sedimentgesteine in das frühe Pliozän über das Miozän bis ins Oligozän zurückreichen. 1989 untersuchten Wissenschaftler die Umgebung von Fejej auf ihr Potenzial für paläoanthropologische Forschungen, was zu einer Zusammenarbeit des äthiopischen Nationalmuseums und der Stony Brook Universität führte. Ein französisches Archäologenteam unter Leitung von Henry de Lumley hat ebenfalls bei Fejej gearbeitet.
Fundstelle FJ-4
An der Fundstelle mit der Bezeichnung FJ-4 fand man zwei hominine Fossilien: FJ-4-SB-1 ist eine Sammlung von sechs stark abgenutzten Zähnen des Unterkiefers sowie Zahnfragmente. FJ-4-SB-2 ist ein kaum abgenutzter vierter Prämolar, der Australopithecus afarensis zugeschrieben wurde, obwohl beide Funde auch im Größenbereich von Australopithecus anamensis liegen und einige sie diesem Taxon auch zuordnen.
Fundstelle FJ-1
An der Fundstelle FJ-1 fand man Gerätschaften der Oldowan-Industrie.
Stratigraphie und Alter
Die Stratigraphie der Fundstelle FJ-1 besteht aus fluvialen Ablagerungen von kleinen temporären Gewässern, die in diesem Bereich in Richtung des früheren Omo-Flusses abflossen. Die Steinartefakte und die Fauna, die während der Ausgrabungen ans Licht kamen, stammen hauptsächlich aus der Schicht C1. Magnetostratigraphische Untersuchungen der Schicht C1 und des vulkanischen Tuffs von FJ-1 legen nahe, dass der Fundort innerhalb des paläomagnetischen Zeitraums der Olduvai Schlucht liegt, die auf ein Alter zwischen 1,96 und 1,76 Millionen Jahre datiert wird. Schließlich wurden die Sedimente der archäologischen Schicht C1 direkt mittels Elektronenspinresonanz-Verfahren (ESR) von Quarzgestein auf 1,96 ± 0,32 Millionen Jahre datiert.
Fauna
Zu den Faunenresten der Fundstelle FJ-1 gehört ein mittelgroßer Bovide (=Hornträger), Impalas und andere Hornträger wie Kudus, Gnus, Oryx-Antilopen, Kobus und Gazellen. Verschiedene Arten von Schweinen konnten ebenso identifiziert werden wie Spitz- und Breitmaulnashörner, ein Zebra, ein Deinotherium, ein Nilpferd (Hexaprotodon ethiopicus) und ein großer ausgestorbener Bovide mit dem wissenschaftlichen Namen Pelorovis oldowayensis. Seltener sind Fleischfresser, unter ihnen Xenocyon (ein Vorfahre des Afrikanischen Wildhundes), ein Schakal, eine Manguste aus der Gattung Mungos, Hyänen und Katzen. Von Primaten fand man die Überreste der Gattungen Paracolobus, Theropithecus und Papio.
Hominine
Bei Fejej FJ-1 wurden bisher vier hominine Überreste gefunden. Zwischen 1993 und 2002 tauchten drei Zähne auf, die denen eines Homo habilis aus der Oldovai Schlucht sehr ähnlich sind. Dabei handelt es sich um den rechten unteren ersten Molaren, einen rechten unteren zweiten Molaren und einen linken unteren Weisheitszahn. Im Jahr 1997 wurde das Fragment eines linken Oberarmknochen gefunden, der möglicherweise Paranthropus boisei zugeordnet werden kann.
Literatur
- B. Asfaw, Y. Beyene, S. Semaw, G. Suwa, T. White, G. WoldeGabriel. 1991. Fejej: a new paleontological research area in Ethiopia. Journal of Human Evolution, 21, pp. 137-143.
- Kappelman J., Swisher III C. C., Fleagle J. G., et al. 1996. Age of Australopithecus afarensis from Fejej, Ethiopia. Journal of Human Evolution 30(2), pp139–146
- H. de Lumley, Y. Beyene (eds) 2004, Les sites préhistoriques de la région de Fejej, sud-Omo, Ethiopie, dans leur contexte stratigraphique et paléoanthropologie, Ed. Recherche sur les civilisations, Paris.
Koordinaten von fossilized.org