Die Fundstelle Doornlaagte, zwischen Schmidtsdrift und Kimberley, wurde von einem aufmerksamen Bulldozer-Fahrer am Straßenrand eines Steinbruchs entdeckt, in dem Kalkret, ein zementartiges Sediment aus Kalziumkarbonat, abgebaut wurde. Diese fossilführenden Böden sind in den trockeneren Regionen der nördlichen Kap-Provinz häufig zu finden. Das Weiß des pulverförmigen Kalkrets kontrastiert stark mit den Artefakten aus grüner Lava, die man in einer Tiefe von 2 Metern findet. Durch sofortiges Handeln des südafrikanischen "National Monument Council" ist es gelungen, eine Fläche von 20 x 7 Meter am Grund des Steinbruchs für archäologische Ausgrabungen zu sichern. Diese wurden anschließend unter Leitung von Revil Mason durchgeführt.
Bei Doornlaagte bildete sich im Kalkret eine dieser Pfannen (Pans), flache, saisonale Teiche in Mulden oder Vertiefungen, die durch Verwitterung entstanden. Solche Pans in Felsformationen gibt es recht häufig in einem breiten Streifen an der Grenze von Swasiland zu Namaqualand. Die Acheuléen Artefakte findet man in und auf den Uferablagerungen. Sie sind zwischen älteren und jüngeren Tiefwasser-Sedimenten eingebettet. Das Bild, das vor dem geistigen Auge entsteht, zeigt Menschen, die auf einer Kiesbank am Rande eines semi-permanenten Gewässers leben. Unter den gegenwärtigen klimatischen Bedingungen wäre es zu trocken für solche Gewässer, wie aber dieser und andere gefüllte Pans zeigen, gab es in der Vergangenheit oft feuchtere Perioden.
Die Ausgrabungsarbeiten legten fast 2000 locker gepackte Artefakte frei, die man unter der geneigten Oberfläche bis in eine Tiefe von rund 30 Zentimeter fand. Die Gesamtzahl der Artefakte in dem erhaltenen Block aus Ablagerungen könnte bis zu zehn mal höher sein. Da nur ein Teil der Ablagerungen vor der Zerstörung gerettet werden konnte, ging die Zahl der Artefakte vom Rand des Pans wohl in die Zehntausende. Eine relativ dichte Konzentration wie diese kann man am besten mit dem geologischen Begriff "lag deposit" beschreiben, das sind in der Geologie grobkörnige Rückstände, die nach dem Abtransport feinerer Partikel durch Wind und Wetter übriggeblieben sind. Bei Doornlaagte sind die feineren Sedimente, kleinerer Abschlagsschutt und all das organische Material - Pflanzen und Knochen - durch Verwitterung und Zerfall verloren gegangen. Nur die größeren Gegenstände sind geblieben. Diese große Anzahl der Artefakten kann sich über Hunderte von Jahren angesammelt haben. Leider sind auch neueste Datierungstechniken nicht präzise genug, um die Zeitspanne zu ermitteln, über die sich der Fundort formte, auch die Fundstelle selbst ist noch nicht hinreichend datiert worden. Die meisten der Acheuléen Fundstellen im Becken des Vaal Flusses sind wahrscheinlich zwischen 1,0 Millionen und 500.000 Jahre alt. Doornlaagte scheint in den jüngeren Teil dieser Zeitspanne zu datieren.
Die Artefakte bestehen aus Bifaces verschiedener Größen, darunter klassische Faustkeile und Cleaver, sowie einer Reihe sehr großer Abschläge und speziell vorbereiteter Kerne, aus denen diese Abschläge gebrochen wurden. Diese Kerne, aus denen ausreichend große Rohlinge für die Herstellung von Faustkeilen produziert wurden, nennt man "Victoria West cores", nach einer Stelle in der Nähe der Stadt Victoria in der Karoo-Halbwüste, von der sie ertmals beschrieben wurden. Diese Kerne erlaubten dem Werkzeughersteller Größe und Form des Rohlings genauer zu bestimmen.
Diese Technik der Vorbereitung des Kerns zur Abspaltung von Rohlingen in vorbestimmter Größe und Form wird im Allgemeinen als Levallois-Technik bezeichnet. Im viel jüngeren europäischen Mittelpaläolithikum wurden solche Techniken eingesetzt, um Standard-Abschläge zu erzeugen, aber in kleineren Abmessungen. Van Riet Lowe beschrieb Victoria-West-Kerne als "Proto-Levallois-Cores", was andeuten soll, dass sie ein Vorläufer der später weit verbreiteten Levallois-Technik waren. Die vorbereitende Kern-Abschlags-Technik war immer ein integraler Bestandteil des afrikanischen Acheuléen: hier ist das Vorhandensein oder Fehlen der Levallois-Technik kein Marker für die Differenzierung zwischen dem Alt- und Mittelpaläolithikum, wie etwa in Europa.
Mason interpretierte Doornlagte als einen Bereich des täglichen Lebens, was in seinen Augen bedeutete, dass die Fundstelle ein Basislager war. Da keine Überreste von Tieren oder Pflanzen gefunden wurden, gibt es keinen direkten Hinweis auf die tatsächliche Bandbreite menschlicher Aktivitäten. Dass Doornlagte in der Tat ein Basislager war, wird von der lokalen Konzentration der Artefakte in einem Kontext hergeleitet, wo natürlicher Transport kein Faktor gewesen sein kann. Angesichts der überwältigenden Zahl von Artefakten war Doornlaagte wohl ein Ort, an dem die Menschen häufig zurückkehrten. Den Grund für ihre Rückkehr kann man nur erraten - vielleicht waren es die Flusspferde, die sich in den seichten "Pans" wälzten.
Literatur
- Deacon, J. 1984. Later Stone Age people and their descendants in southern Africa. In: Klein, R.G. (Hrsg.) Southern African prehistory and palaeoenvironments. Rotterdam, Balkema, pp. 221-328
- Astley John Hilary Goodwin, C. van Riet Lowe. 1929. The Stone Age Cultures of South Africa. Annals of the South African Museum, Band 27. Neill and Co, Edinburgh
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