Buia ist ein Dorf in Eritrea in der Danakil-Senke, unweit der Küste des Roten Meeres. In der Danakil-Senke herrschen heute Temperaturen bis zu 60 Grad Celsius. Forscher haben dort einen eine Million Jahre alten Frauenschädel entdeckt, der Aufschlüsse über die Ursprünge der Menschheit verspricht. Jetzt werden seine letzten Geheimnisse enträtselt.
Als der Krieg zwischen Äthiopien und Eritrea im Jahr 1991 zu Ende ging, hatten Geologen und andere Forscher endlich die Möglichkeit, die Region zu erkunden. Unter ihnen befand sich Ernesto Abbate von der Universität von Florenz, der langjährige Ausgrabungen in der Danakil-Senke durchführte.
Seine Geduld hat sich gelohnt: Im Jahr 1998 verkündete er im Fachjournal Nature den Fund eines etwa eine Million Jahre alten menschlichen Schädels. Das Fossil, das zusammen mit zwei Zähnen und dem Fragment eines Beckens gefunden wurde, ist offensichtlich der erste intakte Hominidenschädel aus der Zeit zwischen 1,4 Millionen und 600.000 Jahren.
Aber das interessanteste an dem Schädel ist seine Form. Sie verbindet Merkmale des Homo erectus mit Merkmalen des Homo sapiens. Der Fund, der als Buia-Mann bekannt wurde (obwohl das Geschlecht nicht sicher ist, es handelt sich möglicherweise sogar um eine Frau), markiert das früheste bekannte Auftauchen eines Individuums mit Merkmalszügen des Homo sapiens.
Der Schädel ist lang, oval und läuft nach hinten spitz zu, außerdem hat er massive Überaugenwülste - alles charakteristische Merkmale des Homo erectus, ebenso wie das geringe Gehirnvolumen. Wo der Schädel allerdings von Homo erectus abweicht, sind die Scheitelbeine, die die gebogenen Seiten und die Oberseite des Schädels bilden. Sie sind oben viel breiter als bei H. erectus, was typisch für Homo sapiens ist.
In den gleichen Sedimenten wie der Schädel wurden Knochen von Elefanten, Nashörnern, Flusspferden und primitiven Schweinen gefunden. Diese Fossilien, so Abbate, liefern Hinweise auf die Gewohnheiten der Hominiden und die Umwelt, in der sie lebten. "Es war eine Savanne mit weiten Grünflächen, Bächen, Teichen und Seen. Ganz anders als die unwirtlichen Bedingungen heute", sagt er. "Die Artefakte, die wir gefunden haben, scheinen darauf hinzudeuten, dass der Buia-Mann Tiere jagte und sie schlachtete."
Für Abbate ist aber das interessanteste, was der Schädel uns über unsere eigene Evolution sagt. Vor diesem Fund reichen die frühesten Fossilien mit Zügen des H. sapiens höchstens 700.000 bis 600.000 Jahre zurück. "Das Alter dieses Schädels zeigt, dass die Morphologie des Homo sapiens in Afrika bereits vor einer Million Jahren sich zu differenzieren begann", sagt Abbate, "das ist 300.000 Jahre früher als bisher angenommen.
Weblink: Der Schädel aus dem Höllenloch der Schöpfung von Tamara Spitzing
Literatur
- Abbate, E., A. Albianelli, A. Azzaroli, M. Benvenuti, B. Tesfamariam, P. Bruni, N. Cipriani, R. J. Clarke, G. Ficcarelli, R. Macchiarelli, G. Napoleone, M. Papini, L. Rook, M. Sagri, T. M. Tecle, D. Torre, and I. Villa. 1998. A one-million-year-old Homo cranium from the Danakil (Afar) Depression of Eritrea. Nature 393:458-460, DOI: 10.1038/30954
- Ghinassia M., Libsekalb Y., Papinic M. and Lorenzo Rook. 2009. Palaeoenvironments of the Buia Homo site: High-resolution facies analysis and non-marine sequence stratigraphy in the Alat formation (Pleistocene Dandiero Basin, Danakil depression, Eritrea). Palaeogeography, Palaeoclimatology, Palaeoecology 280:3-4, pp. 415-431; DOI: 10.1016/j.palaeo.2009.06.029
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