Ulrichskirchen-Schleinbach

Marktgemeinde
Ulrichskirchen-Schleinbach
Wappen Österreichkarte
Wappen von Ulrichskirchen-Schleinbach
Ulrichskirchen-Schleinbach (Österreich)
Basisdaten
Staat: Österreich
Bundesland: Niederösterreich
Politischer Bezirk: Mistelbach
Kfz-Kennzeichen: MI
Hauptort: Ulrichskirchen
Fläche: 26,52 km²
Koordinaten: 48° 24′ N, 16° 29′ OKoordinaten: 48° 24′ 3″ N, 16° 29′ 28″ O
Höhe: 192 m ü. A.
Einwohner: 2.631 (1. Jän. 2021)
Bevölkerungsdichte: 99 Einw. pro km²
Postleitzahl: 2122
Vorwahl: 02245
Gemeindekennziffer: 3 16 51
Adresse der
Gemeinde­verwaltung:
Kirchenplatz 3
2122 Ulrichskirchen-Schleinbach
Website: www.ulrichskirchen-schleinbach.gv.at
Politik
Bürgermeister: Ernst Bauer (ÖVP)
Gemeinderat: (Wahljahr: 2020)
(21 Mitglieder)
12
5
3
1
12 
Insgesamt 21 Sitze
  • ÖVP: 12
  • SPÖ: 5
  • GRÜNE: 3
  • BEST: 1
Quelle: Gemeindedaten bei Statistik Austria

BW

Ulrichskirchen-Schleinbach ist eine Marktgemeinde mit 2631 Einwohnern (Stand 1. Jänner 2021) im Bezirk Mistelbach in Niederösterreich.

Geografie

Ulrichskirchen und Schleinbach um 1873 (Aufnahmeblatt der Franzisco-Josephinischen Landesaufnahme)
Keltenstein
Schwarzerlenbruchwald im Retentionsraum Schleinbach

Ulrichskirchen-Schleinbach liegt im Weinviertel in Niederösterreich. Die Fläche der Marktgemeinde umfasst 26,52 Quadratkilometer. Davon sind 60 Prozent landwirtschaftliche Nutzfläche und 27 Prozent der Fläche sind bewaldet.[1]

Bis Anfang des 19. Jahrhunderts mäandrierte der Rußbach bei Ulrichskirchen und es bestanden ausgedehnte Feuchtgebiete. Um den landwirtschaftlichen Anbau intensivieren zu können, wurde der Rußbach später begradigt und nasse Flächen trockengelegt. Die Maßnahmen hatten schwerwiegende ökologische Defizite zur Folge, viele wassergebundene Tier- und Pflanzenarten verloren ihren Lebensraum. Weiters bewirkten die Maßnahmen, dass Niederschläge schneller abflossen und weiter flussabwärts größere Hochwasserschäden auftraten. Als Korrektiv wurden zwischen 2003 und 2004 zwei Retentionsräume, bei Schleinbach mit 143.000 Kubikmetern und südöstlich von Ulrichskirchen mit 54.000 Kubikmetern, und eine Flussaufweitung östlich von Ulrichskirchen vorgenommen. Dadurch können Hochwasserwellen aufgefangen und abgefedert werden. Durch den Retentionsraum Schleinbach alleine wird die Hochwasserspitze eines hundertjährlichen Hochwassers um rund ein Viertel gedämpft. In den Schleinbacher Retentionsraum wurde ein bestehender Bruchwald miteinbezogen und mehrere Stillgewässer sowie ein Bachlauf geschaffen. Dadurch wurde der Lebensraum u. a. für Wasservögel wiederhergestellt. Als Zugvögel konnten mittlerweile der Große Brachvogel, die Beutelmeise, die Schafstelze, die Krickente und der Wasserwaldläufer beobachtet werden, als Brutvogel Zwergtaucher und Kiebitz.[2]

Im Kreuttal, das vom hier unregulierten Rußbach durchflossen wird, existiert das österreichweit einzige Vorkommen des Speta-Blausterns.

Gemeindegliederung

Das Gemeindegebiet umfasst folgende drei Katastralgemeinden (in Klammern Einwohnerzahl Stand 1. Jänner 2021[3]):

  • Kronberg (489)
  • Schleinbach (1026) samt Kreuttal
  • Ulrichskirchen (1116)

Nachbargemeinden

Kreuttal Hochleithen
Harmannsdorf Kompassrose, die auf Nachbargemeinden zeigt
Wolkersdorf

Geschichte

Frühgeschichte

Beim Bau der Gaspipeline Westschiene wurden Siedlungsplätze, die aus der frühen Jungsteinzeit (5. Jahrtausend vor Christus), der Frühbronzezeit (1800–1600 vor Christus) und der Germanenzeit (2./3. Jahrhundert nach Christus) stammen, freigelegt. Der Fund einer Vorratsgrube, in der sich drei Skelette befanden, stammt aus der sogenannten Aunjetitzer Kultur.[4]

Sommerfrische Schleinbach

Um die Jahrhundertwende entwickelte sich der Ort Schleinbach zu einer der bedeutendsten Sommerfrischen in der Region, alte Villen im Ort zeugen noch heute von dieser Epoche. Bereits 1912 war ein umfangreiches Wanderwegenetz im Wald vorhanden.[5] Seit 1910 gab es auch eine "Zweigstelle Kreuttal" des Österreichischen Gebirgsvereines mit Sitz in Schleinbach, deren Vorstand sich u. a. aus Schleinbacher Bahnbeamten und dem Gastwirt Johann Schramm zusammensetzte.[6]

Laut Adressbuch von Österreich besaß der im Jahre 1938 10,71 km2 große Ort 889 Einwohner, ein Postamt, einen Gendarmarieposten, eine Pfarre und eine dreiklassige Volksschule. Es gab drei Gasthöfe, ein Kaffeehaus, eine Mühle, eine Farbenhandlung, zwei Fleischhauer, zwei Bäcker, einen Drechsler, vier Gemischtwarenhandlungen (Greißlereien), eine Obst- und Gemüsehandlung, einen Brennstoffhandel, einen Glaser, ein Milchcasino, einen Schmied, einen Tischler, einen Konditor, drei Schuhmacher und insgesamt vier Schneider und Schneiderinnen im Ort.[7]

Zweiter Weltkrieg

In den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs, zwischen 14. und 16. April 1945, wurde Schleinbach Schauplatz heftiger und wechselvoller Kämpfe zwischen Truppen der Wehrmacht und der Roten Armee, bei denen 40 deutsche und 15 sowjetische Soldaten ums Leben kamen. Durch Luftangriffe und Artilleriebeschuss entstanden schwere Gebäudeschäden. Die nach Westen abziehenden deutschen Truppen sprengten sieben Brücken, darunter drei Eisenbahnbrücken. Ulrichskirchen wurde am 12. und 19. April aus der Luft angegriffen, wobei Zivilisten getötet wurden und sieben Gebäude abbrannten.[8]

Einwohnerentwicklung

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Bauwerke

Schloss Ulrichskirchen
Pfarrkirche Ulrichskirchen
Pfarrkirche Schleinbach
Pfarrkirche Kronberg
Kellergasse Viehtrift
  • Schloss Ulrichskirchen
  • Katholische Pfarrkirche Ulrichskirchen hl. Ulrich
  • Katholische Pfarrkirche Schleinbach hl. Petrus
  • Katholische Pfarrkirche Kronberg Maria Trost

Musik

  • Der MVO Schleinbach ist eine traditionellen Ortsmusikkapelle und lädt regelmäßig zu Konzerten ein, zum Beispiel zum alljährlich Schlosskonzert im Schloss Ulrichskirchen.

Sport

  • Fußball: SG Ulrichskirchen, USC Kronberg
  • Tennis: TC Ulrichskirchen
  • Volleyball: VBV Sandleithen

Wirtschaft und Infrastruktur

Nichtlandwirtschaftliche Arbeitsstätten gab es im Jahr 2001 74, land- und forstwirtschaftliche Betriebe nach der Erhebung 1999 40. Die Zahl der Erwerbstätigen am Wohnort betrug nach der Volkszählung 2001 978. Die Erwerbsquote lag 2001 bei 43,32 Prozent.

Das wirtschaftlich größte Unternehmen Schleinbachs ist die Bäckerei Anger.

Verkehr

Durch das Gemeindegebiet verläuft die Schnellbahnlinie S2 mit stündlichen Verbindungen nach Wien.[9]

Öffentliche Einrichtungen

In Ulrichskirchen, in Schleinbach und in Kronberg befindet sich je ein Kindergarten.[10]

Politik

Gemeinderat

BW

Der Gemeinderat hat 21 Mitglieder.

  • Mit den Gemeinderatswahlen in Niederösterreich 1990 hatte der Gemeinderat folgende Verteilung: 11 ÖVP, 9 SPÖ, und 1 FPÖ.
  • Mit den Gemeinderatswahlen in Niederösterreich 1995 hatte der Gemeinderat folgende Verteilung: 9 ÖVP, 7 SPÖ, 4 Liste Aktiv, und 1 FPÖ.[11]
  • Mit den Gemeinderatswahlen in Niederösterreich 2000 hatte der Gemeinderat folgende Verteilung: 10 SPÖ, 8 ÖVP, 1 GRÜNE, 1 FPÖ, und 1 Liste Aktiv.[12]
  • Mit den Gemeinderatswahlen in Niederösterreich 2005 hatte der Gemeinderat folgende Verteilung: 10 SPÖ, 9 ÖVP, und 2 GRÜNE.[13]
  • Mit den Gemeinderatswahlen in Niederösterreich 2010 hatte der Gemeinderat folgende Verteilung: 11 ÖVP, 8 SPÖ, und 2 GRÜNE.[14]
  • Mit den Gemeinderatswahlen in Niederösterreich 2015 hatte der Gemeinderat folgende Verteilung: 11 ÖVP, 6 SPÖ, und 4 GRÜNE.[15]
  • Mit den Gemeinderatswahlen in Niederösterreich 2020 hat der Gemeinderat folgende Verteilung: 12 ÖVP, 5 SPÖ, 3 GRÜNE und 1 Bestes für Ulrichskirchen Schleinbach Kronberg (BEST).[16]
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Bürgermeister

  • 1995–2005 Otto Krenek (SPÖ)
  • seit 2005 Ernst Bauer (ÖVP)[17]

Wappen

Blasonierung: „In Grün eine zweitürmige rotbedachte silberne Kirche in Frontansicht, die Turmdächer mit bekreuzten Turmkugeln besteckt, mit schwarzem Portal, darüber auf dem Langhausgiebel der heilige Ulrich in rotem Gewand (Dalmatik), goldenem Umhang und goldener Mitra, in der Linken einen goldenen Bischofsstab, in der Rechten einen silbernen Fisch haltend.“

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter der Gemeinde
  • Josef Kühschelm (1855–1908), Pfarrer von Guntersdorf, Landtagsabgeordneter
  • Josef Kraus (1890–1971), Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft
  • Hermann Bauch (1929–2006), Maler
  • Erich Neuwirth (* 1948), Statistiker
  • Roman Kühschelm (* 1952), römisch-katholischer Theologe und Hochschullehrer
  • Teresa Hohenlohe (1964–2007), Galeristin in Wien

Literatur

  • Markus Friedrich Jeitler, Ronald Woldron: Schloss Ulrichskirchen. Eine Bau- & Herrschaftsgeschichte. [A. Bulgarini d'Elci] Ulrichskirchen 2003.

Weblinks

Commons: Ulrichskirchen-Schleinbach – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Ein Blick auf die Gemeinde Ulrichskirchen-Schleinbach, Fläche und Flächennutzung. (PDF) Statistik Austria, abgerufen am 19. Oktober 2021.
  2. Heinz Wiesbauer und Manuel Denner: Feuchtgebiete – Natur- und Kulturgeschichte der Weinviertler Gewässer, Wien 2013 (herausgegeben vom Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft und dem Amt der niederösterreichischen Landesregierung, Abteilung Gewässerbau)
  3. Statistik Austria: Bevölkerung am 1.1.2021 nach Ortschaften (Gebietsstand 1.1.2021), (xlsx)
  4. Siedlungen aus Ur- und Frühzeit entdeckt. ORF. 11. Juni 2011. Abgerufen am 12. Juni 2011.
  5. ÖNB-ANNO - Der Gebirgsfreund. Abgerufen am 9. Juni 2021.
  6. ÖNB-ANNO - Der Gebirgsfreund. Abgerufen am 9. Juni 2021.
  7. Adressbuch von Österreich 1938 - Findbuch für Opfer des Nationalsozialismus. Abgerufen am 22. Juli 2021.
  8. Heeresgeschichtliches Museum/Militärhistorisches Institut (HGM/MHI), Militärgeschichtliche Forschungsabteilung (MilFoA), Studiensammlung, Bestand 1945, Schachtel 5, Fasz. 45/9, Gemeindeberichte Niederösterreich, Bezirk Mistelbach
  9. ÖBB. Abgerufen am 19. Oktober 2021.
  10. Kindergärten in NÖ. NÖ Landesregierung, abgerufen am 25. Oktober 2020.
  11. "error"%3E%3Cspan%20class="scribunto-error"%20id="mw-scribunto-error-1"%3ELua-Fehler%20in%20Modul:Wikidata,%20Zeile%20704:%20attempt%20to%20index%20field%20'wikibase'%20(a%20nil%20value)%3C/span%3E%3C/strong%3E.htm Wahlergebnis Gemeinderatswahl 1995 in Ulrichskirchen-Schleinbach. Amt der NÖ Landesregierung, 30. März 2000, abgerufen am 19. Februar 2019.
  12. "error"%3E%3Cspan%20class="scribunto-error"%20id="mw-scribunto-error-5"%3ELua-Fehler%20in%20Modul:Wikidata,%20Zeile%20704:%20attempt%20to%20index%20field%20'wikibase'%20(a%20nil%20value)%3C/span%3E%3C/strong%3E.htm Wahlergebnis Gemeinderatswahl 2000 in Ulrichskirchen-Schleinbach. Amt der NÖ Landesregierung, 4. Februar 2005, abgerufen am 19. Februar 2019.
  13. "error"%3E%3Cspan%20class="scribunto-error"%20id="mw-scribunto-error-9"%3ELua-Fehler%20in%20Modul:Wikidata,%20Zeile%20704:%20attempt%20to%20index%20field%20'wikibase'%20(a%20nil%20value)%3C/span%3E%3C/strong%3E.htm Wahlergebnis Gemeinderatswahl 2005 in Ulrichskirchen-Schleinbach. Amt der NÖ Landesregierung, 4. März 2005, abgerufen am 19. Februar 2019.
  14. "error"%3E%3Cspan%20class="scribunto-error"%20id="mw-scribunto-error-13"%3ELua-Fehler%20in%20Modul:Wikidata,%20Zeile%20704:%20attempt%20to%20index%20field%20'wikibase'%20(a%20nil%20value)%3C/span%3E%3C/strong%3E.htm Wahlergebnis Gemeinderatswahl 2010 in Ulrichskirchen-Schleinbach. Amt der NÖ Landesregierung, 8. Oktober 2010, abgerufen am 19. Februar 2019.
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  17. Bürgermeister. Gemeinde Ulrichskirchen-Schleinbach, abgerufen am 19. Oktober 2021 (Lua-Fehler in Modul:Multilingual, Zeile 149: attempt to index field 'data' (a nil value)).
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