Schussenrieder Gruppe

Schussenrieder Gruppe
Zeitalter: Jungneolithikum
Absolut: 4.200 – 3.700 v. Chr.

Ausdehnung
Südwestdeutschland
Leitformen

verzierte Henkelkrüge mit inkrustierten Mustern

Die Schussenrieder Gruppe, teilweise auch als Schussenrieder Kultur bezeichnet, war eine jungneolithische, in Südwestdeutschland verbreitete Kultur etwa um 4.200 – 3700 v. Chr.

Benannt wurde die Gruppe nach dem Fundort im Hochmoor Riedschachen bei Bad Schussenried im Federseegebiet 1960 durch Jürgen Driehaus.

Wohngebäude

Nach dem Vorbild der Ausgrabungen in Riedschachen rekonstruierte Häuser im Pfahlbaumuseum Unteruhldingen

Bevorzugte Siedlungsplätze waren die Ufer von Seen und Flüssen. Die Häuser waren ein- oder zweiräumig. Holzbalken mit Lehmestrich bildeten die Fußböden. die Außenwände waren aus Spalthölzern oder Flechtwänden gebaut. Jedes Haus enthielt einen Backofen und eine Feuerstelle. Einige Dörfer bestanden bis zu 200 Jahre. Auch Höhlen dienten kurzfristig als Behausungen. Ein wichtiger Fundort der Schussenrieder Gruppe ist das Jungsteinzeitliche Dorf bei Ehrenstein. Hier fanden sich 40 Gebäude von 6 Metern Länge und 4 Metern Breite[1].

Wirtschaftsweise

Wie Funde von Pflanzenresten und Tierknochen zeigen, lebten Angehörigen der Schussenrieder Gruppe vom Ackerbau, der Viehzucht (hauptsächlich Rinder und Schweine) und dem Fischfang, während die Jagd kaum eine Rolle gespielt zu haben scheint.

Keramik

Keramikkrug der Schussenrieder Kultur
Keramik aus der Schussenrieder Kultur, im Museum für Vor- und Frühgeschichte Berlin ausgestellt

Die Keramik wurde in Wulsttechnik hergestellt. Typische Formen waren verzierte Henkelkrüge. An Mustern fanden sich eingeritzte Dreiecke und Bandmotive, die weiß inkrustiert waren. Daneben gab es auch unverzierte Ware. Die Brenntemperaturen waren niedrig, deshalb blieb die Keramik porös. Schussenrieder Krüge finden sich in Südwestdeutschland, West-Österreich und Böhmen.

Werkzeuge und Schmuck

Es fanden sich Steinbeile, Äxte, Klopf- und Reibesteine, Mahlsteibe, Pfeilspitzen und Sicheln aus Feuerstein. Das Material wurde zum Teil aus großer Entfernung – bis aus den Niederlanden – importiert. Werkzeuge wurden auch Knochen und Geweih hergestellt. Schmuck aus Zähnen vom Wolf und vom Schwein fand sich ebenso wie Anhänger aus Kalkstein.

Literatur

  • H. Keefer: Hochdorf II. Eine jungsteinzeitliche Siedlung der Schussenrieder Kultur. Forschungen und Berichte zur Vor- und Frühgeschichte in Baden-Württemberg 27, 1988.
  • Jens Lüning & H. Zürn: Die Schussenrieder Siedlung im 'Schlößlesfeld', Markung Ludwigsburg. Forschungen und Berichte zur Vor- und Frühgeschichte in Baden-Württemberg 8, 1977.
  • Jens Lüning: Schussenried und Jordansmühl. In: Die Anfänge des Neolithikums vom Orient bis Nordeuropa, Fundamenta Reihe A 3/Vb (Westliches Mitteleuropa). Köln-Wien, Böhlau 1976, 122–187.
  • Michael Strobel: Die Schussenrieder Siedlung Taubried I. Stuttgart 2000.

Weblinks

Commons: Schussenrieder Gruppe – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen

  1. Funde im Jungsteinzeitlichen Dorf im Ortsteil Ehrenstein, Gemeinde Blaustein, Alb-Donau-Kreis

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