Römerlager Porta Westfalica

Ausgrabungen auf dem Areal des Römerlagers, im Hintergrund der Wittekindsberg mit dem Kaiser-Wilhelm-Denkmal, 2008
Straßenumbenennung in Barkhausen nach der Entdeckung des Römerlagers, rechts im Bild das Kaiser-Wilhelm-Denkmal

Das Römerlager Porta Westfalica (auch: Römerlager Barkhausen) war ein Römisches Militärlager aus augusteischer Zeit am linken Ufer der Weser, das als Marschlager römischer Truppen diente. Es befindet sich im Stadtteil Barkhausen der ostwestfälischen Stadt Porta Westfalica im Kreis Minden-Lübbecke. Es wurde im Jahre 2008 entdeckt und in der Folgezeit archäologisch untersucht, wobei eine Nutzung des Geländes als Gräberfeld von der Bronzezeit bis ins Frühe Mittelalter nachgewiesen werden konnte.

Lage

Das Areal des Römerlagers liegt westlich der Weser in Barkhausen auf einer flachen Geländeterrasse. Unmittelbar südlich davon verlässt der von Süden kommende Fluss das Weserbergland und fließt in Richtung Norden in die Norddeutsche Tiefebene ein. Dabei durchbricht er das Weser- und das Wiehengebirge und bildet die Porta Westfalica, durch die seit vorgeschichtlicher Zeit Verkehrswege führen. Dementsprechend fanden sich bei Ausgrabungen menschliche Spuren vom Neolithikum bis in die jüngste Zeitgeschichte[1]. Das Gelände ist heute nahezu vollständig überbaut.

Ausgrabungen und Funde

Ausgrabungsarbeiten mit dem Bagger
Reste eines römischen Feldbackofens

Das Marschlager wurde im Juli 2008 bei Untersuchungen vor der Erschließung eines Baugebietes „Auf der Lake“ inmitten eines Wohngebietes entdeckt. Es war die einzige größere, nicht bebaute Fläche im Ort. Die Entdeckung erfolgte durch den Fund einer römischen Aucissafibel und einer Münze des keltischen Stammes der Remer, deren Angehörige im römischen Heer als Hilfstruppe dienten. Bereits 1950 wurde in etwa 150 Meter Entfernung eine römische Goldmünze aus augusteischer Zeit entdeckt.

Die Außenstelle Bielefeld der LWL-Archäologie für Westfalen begann noch 2008 mit Ausgrabungen unter Beteiligung von ehrenamtlich tätigen Sondengängern. Die Grabungen auf einer Fläche von 30.000 m² dauerten bis zum Jahr 2011 an und brachten 878 Befunde sowie eine große Anzahl an Fundstücken von der Bronzezeit bis zur Frühen Neuzeit zutage. Die Vielzahl der Funde deutet darauf hin, dass der Ort aufgrund der durchführenden Verkehrswege zu verschiedenen Zeiten als Lagerplatz genutzt wurde.

Zu den Funden aus der augusteischen Epoche gehören Zeltheringe, Schuhnägel von Legionärssandalen, zehn Fibeln, der Verschluss eines Kettenpanzers, Bleilote zur Geländevermessung sowie eine Wurfspeerspitze und zwei Lanzenspitzen. Es wurden über 100 römische und keltische Münzen gefunden, durch die sich zwei Zeithorizonte abzeichnen. Auf die Zeit der Drusus-Feldzüge von 12 bis 9 v. Chr. weisen eine gallische Kleinbronze der Remer und acht in Gallien geprägte Münzen. Charakteristisch für die Zeit nach Christi Geburt sind zwei Gaius-Lucius-Denare[2], elf in Lyon und Rom geprägte Münzen sowie vier keltische Kleinbronzen.

Im Gelände wurden die Reste von 30 aus Lehm gefertigten römischen Feldbacköfen lokalisiert. Ein für römische Marschlager typischer V-förmiger Spitzgraben konnte nicht entdeckt werden.

Die Funde weisen auf eine Anwesenheit römischer Truppen während der augusteischen Germanenkriege, also von 12 v. Chr. bis 16 n. Chr., hin. Es wird angenommen, dass das Lager nicht dauerhaft besetzt war, sondern nur zum zeitweiligen Aufenthalt diente.

Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe vermutete, dass sich der römische Feldherr Varus in dem Lager aufgehalten habe, bevor er in die Schlacht gezogen sei. Die Fundstelle passe zu den historischen Quellen. Auch sei die Distanz von den römischen Lippelagern nach Kalkriese plausibel.[3] Das Römerlager Porta Westfalica war in zwei Tagesmärschen von dem 2017 entdeckten Römerlager Bielefeld-Sennestadt zu erreichen.

Funde aus anderen Epochen

Im Rahmen der Ausgrabungen konnten auch Funde aus anderen Epochen gemacht werden. Dazu gehören u. a. ein Urnengräberfeld aus dem ersten vorchristlichen Jahrtausend, Keramikreste aus der vorrömischen Eisenzeit, ein Langsax aus der Zeit Karls des Großen, eine Fibel aus dem 9. Jahrhundert sowie eine Silbermünze aus dem Jahr 1621.

Literatur

Weblinks

Commons: Römerlager Porta Westfalica – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Hannelore Kröger: Eines der reichsten bronzezeitlichen Gräber Westfalens: das Brandgrab in Barkhausen. Hrsg.: LWL-Archäologie für Westfalen. Archäologie in Westfalen-Lippe 2011, S. 60.
  2. Denar des Augustus mit Darstellung der Caesares Gaius und Lucius
  3. Archäologen finden Lager des Römer-Feldherren in Spiegel Online vom 7. August 2008

Koordinaten: 52° 15′ 25,6″ N, 8° 54′ 43,7″ O

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